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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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und noch mehr Urkunden studierte.
    Nach einer kurzen Weile ging die Tür auf und Bo kam herein. Katsa begann erneut lautlos zu weinen. Bitterblue beschloss, ihre Urkunden mit nach unten zu nehmen, um in den dortigen Schreibzimmern weiterzuarbeiten.
    Als sie das Zimmer verließ, ging Bo zu Katsa, hob sie hoch, setzte sich selbst auf den Stuhl und nahm sie auf den Schoß. Mit tröstenden Lauten wiegte er sie hin und her und die beiden klammerten sich aneinander, als wäre das das Einzige, was die Welt davon abhielt, auseinanderzubrechen.
    Später am Tag sandten sie ihr eine Nachricht. In Katsas Handschrift verschlüsselt, lautete sie: Bo und Raffin reisen einen Tag später ab. Wenn sie weg sind, kehre ich in den geheimnisvollen Tunnel zurück und folge ihm ostwärts.
    Tut uns leid, dass wir Dich aus Deinem Schreibzimmer vertrieben haben.
    Ich komme morgen früh zum Unterricht zu Dir. Ich bringe Dir bei, wie Du mit einem verbundenen Arm kämpfen kannst.
    »Ist das immer so?«, fragte Bitterblue beim Abendessen.
    Giddon und Bann, die mit ihr am Tisch saßen, blinzelten sie verwirrt an. Die anderen hatten auch mit ihnen zu Abend gegessen, waren aber alle schon wieder zu ihren Plänen und Vorbereitungen zurückgeeilt, und Bitterblue war froh darüber. Giddon und Bann waren die beiden, mit denen sie am liebsten über dieses Thema reden wollte, obwohl auch Raffin willkommen gewesen wäre.
    »Ist was immer so, Königin?«, fragte Giddon.
    »Ich meine«, sagte Bitterblue, »kann man eine …« Sie wusste nicht genau, wie sie es nennen sollte. »Kann man das Bett eines anderen teilen, ohne dass es dauernd Tränen, Streit und Krisen gibt?«
    »Ja«, sagte Bann.
    »Nicht, wenn man Katsa oder Bo heißt«, sagte Giddon gleichzeitig.
    »Ach, komm, hör auf«, widersprach Bann. »Sie haben lange Phasen ohne Tränen, Streit und Krisen.«
    »Aber du weißt auch, dass sie beide nichts gegen einen heftigen Krach einzuwenden haben«, sagte Giddon.
    »Du sagst das, als würden sie sich absichtlich streiten. Sie haben immer gute Gründe. Ihr Leben ist nicht einfach und sie sind zu oft getrennt.«
    »Weil sie es sich so ausgesucht haben«, sagte Giddon, während er aufstand und zur Bank neben dem erlöschenden Feuer ging. »Sie müssten nicht so viel Zeit getrennt verbringen. Sie tun es, weil sie es wollen.«
    »Sie tun es, weil der Rat es erfordert«, sagte Bann zu Giddons Rücken.
    »Aber sie sind es doch, die entscheiden, was der Rat erfordert, oder? Genauso gut wie wir?«
    »Sie stellen den Rat über sich selbst«, sagte Bann mit fester Stimme.
    »Sie machen auch gerne mal eine Szene«, murmelte Giddon mit dem Kopf im Kamin.
    »Sei nicht ungerecht. Es fällt ihnen bloß schwer, sich vor ihren Freunden zurückzuhalten.«
    »Genau das ist die Definition einer Szene«, sagte Giddon trocken und setzte sich wieder zu ihnen.
    »Es ist nur …«, hob Bitterblue an und hielt dann inne. Sie wusste nicht genau, was es war. Ihre eigene Erfahrung war minimal, aber es war alles, was sie hatte, deshalb kam sie nicht umhin, sich darauf zu beziehen. Es hatte ihr gefallen, sich spielerisch mit Saf zu zanken. Es hatte ihr gefallen, Vertrauensspiele zu spielen. Aber es gefiel ihr nicht, mit ihm zerstritten zu sein, ganz und gar nicht. Sie war nicht gern das Objekt seiner Wut. Und wenn die Sache mit der Krone als Krise durchging, mochte sie auch keine Krisen.
    Andererseits konnte sie deutlich erkennen, dass Katsa und Bo etwas Starkes, Tiefes und Heftiges miteinander verband. Darum beneidete sie sie manchmal.
    Bitterblue stach mit der Gabel in eine Pastete auf dem Tisch, von der sie nicht wusste, womit sie gefüllt war, und war erfreut, als sich herausstellte, dass die Füllung aus Winterkürbis bestand. Sie schob ihren Teller näher heran und lud sich eine großzügige Portion auf. »Es ist nur so, dass ich zwar sicher bin, mir würde es gefallen, mich zu vertragen, aber ich hätte nicht die Geduld für ständige Streitereien«, sagte sie. »Ich glaube, ich würde eine etwas … friedfertigere Ausführung vorziehen.«
    Giddon grinste. »Es macht wirklich den Eindruck, als hätte sonst niemand auch nur annähernd so viel Spaß daran, sich zu vertragen.«
    »Das stimmt aber nicht«, sagte Bann, vielleicht ein wenig verschmitzt. »Ich würde mir keine Sorgen um sie machen, Königin, und ich würde mir keine Sorgen darüber machen, was es zu bedeuten hat. Jede Konstellation aus Menschen ist eine Welt für sich.«
    Am Morgen machte sich Giddon auf den Weg, um

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