Die Königliche (German Edition)
Fox. »Aber ich muss Ihnen etwas sagen.«
Bitterblue befreite sich von den Laken und stellte sich neben ihre Frisierkommode, weil sie nicht in der Nähe der Geheimnisse ihrer Mutter und ihres Vaters sein mochte, solange Fox im Raum war. »Also dann«, forderte sie sie auf. Sie konnte sich denken, worum es ging.
»Ich habe in der Ecke eines ungenutzten Raumes in der Schmiede einen Schlüsselbund gefunden, Königin«, sagte Fox. »Ich weiß nicht genau, was das für Schlüssel waren. Ich … hätte Ornik fragen können«, sagte sie zögernd, »aber ich habe sie gefunden, als ich dort herumgeschnüffelt habe, Königin, und wollte nicht, dass er es erfährt. Er kam herein und dachte, ich würde auf ihn warten, und ich hielt es für das Beste, ihn in dem Glauben zu belassen.«
»Verstehe«, sagte Bitterblue trocken. »Können es nicht einfach Schlüssel zur Schmiede gewesen sein?«
»Das habe ich ausprobiert, Königin«, sagte Fox, »und das waren sie nicht. Es waren große, lange, wichtig aussehende Schlüssel, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Aber bevor ich sie Ihnen bringen konnte, sind sie aus meiner Tasche verschwunden.«
»Oh?«, sagte Bitterblue. »Meinst du, jemand hat sie gestohlen?«
»Ich weiß es nicht, Königin«, sagte Fox, den Blick auf ihre gefalteten Hände gesenkt.
Fox wusste ganz genau, dass Bitterblue ganz genau wusste, dass Fox den ganzen Tag mit einem Dieb auf einer Plattform verbrachte, der allem Anschein nach irgendeine Verbindung zur Königin hatte. Bitterblue konnte es Fox nicht verübeln, dass sie Saf nicht direkt des Diebstahls bezichtigte. Nach allem, was Fox wusste, riskierte sie damit, die Königin zu verärgern.
Andererseits, wenn Saf nicht wäre, hätte Bitterblue dann überhaupt von den Schlüsseln erfahren? Nachdem Saf sie gestohlen hatte, war Fox gezwungen, Bitterblue davon zu erzählen, weil es sein konnte, dass Saf es tat. Unabhängig von ihren ursprünglichen Absichten und unabhängig davon, wo sie sie herhatte.
»Hast du etwas Neues über die Krone erfahren, Fox?«, fragte Bitterblue als eine Art Test, um zu sehen, ob die Geschichten der verschiedenen Leute zusammenpassten.
»Dieser Gray weigert sich, an Sie zu verkaufen, Königin«, sagte Fox. »Und er verbreitet Gerüchte. Aber nur, um Sie nervös zu machen und das Netz um Sie enger zu ziehen. Er wird es vor allen Leuten, die es auf keinen Fall erfahren dürfen, geheim halten, um Sie dann zu erpressen, indem er droht, es ihnen zu sagen.«
Die Geschichten passten zusammen, was Bitterblue nicht weiterhalf. »Sehr schlau«, entgegnete sie. »Danke, dass du mir das mit den Schlüsseln gesagt hast, Fox. Helda und ich werden die Augen danach offen halten.«
Und dann, nachdem Fox weg war, klappte sie die Truhe ihrer Mutter auf, steckte die Hand unter das Rattenfell und zog die Schlüssel heraus.
Bitterblue hatte sie über dem Fell und den Plänen all ihrer Freunde beinahe vergessen. Jetzt verließ sie mit einer Lampe in der heilen Hand ihr Schlafzimmer. Sie stieg die Treppe ins Labyrinth hinab, legte die rechte Schulter an die Wand und nahm die nötigen Abzweigungen.
Gleich der erste Schlüssel, den sie ausprobierte, öffnete die Tür ihres Vaters mit einem lauten Klicken.
Drinnen stand Bitterblue unter den wachsamen Blicken der mit Farbe beschmierten Skulpturen. »Nun?«, sagte sie zu ihnen. »Meine Mutter hat euch gefragt, wo das Schloss seine Geheimnisse versteckt, aber ihr habt es ihr nicht verraten. Verratet ihr es mir?«
Als sie den Blick über die Skulpturen schweifen ließ, kam sie nicht gegen das Gefühl an, dass Ashen gar nichts Verrücktes geschrieben hatte. Es kostete große Mühe, in ihnen keine lebendigen Wesen mit eigenen Meinungen zu sehen. Die silberne und türkisfarbene Eule auf dem Wandbehang schaute sie mit runden Augen an.
»Wofür ist der dritte Schlüssel?«, fragte sie in die Runde. Dann ging sie ins Badezimmer, kletterte in die Wanne und drückte auf jede Kachel an der Wand dahinter. Der Vollständigkeit halber drückte sie auch auf alle anderen Kacheln, die sie erreichen konnte. Im Wandschrank fuhr sie mit ihrer gesunden Hand über die Bretter und anderen Oberflächen und drückte überall ausdauernd, obwohl sie niesen musste. Zurück im Zimmer betastete sie die Wandbehänge.
Nichts. Keine Geheimfächer voll mit Lecks muffigen geheimen Gedanken.
Dreiundvierzig Abzweigungen mit ihrer Schulter an der linken Wand führten sie zurück zu ihrer Treppe. Als sie die Stufen hinaufstieg, drang der
Weitere Kostenlose Bücher