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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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schrecklich an, dass es ihr unmöglich vorkam. Vielleicht wäre sie in mehreren Jahren in der Lage, sie zu lesen, in eine Decke gewickelt vor einem Kamin, während sie jemand im Arm hielt. Aber jetzt nicht.
    Sie hatte Helda gebeten, die Laken ihrer Mutter wegzupacken. Auch diese würde sie zu einem anderen Zeitpunkt ansehen, irgendwann, wenn sie nicht mehr so schmerzen würden. Vielleicht würden sie sich eines Tages eher wie eine Erinnerung an Schmerz anfühlen als wie der Schmerz selbst. Und sie brauchte sie nicht in ihrer Nähe, um sich erinnern zu können. Sie hatte die Truhe ihrer Mutter mit ihrem Inhalt, sie hatte Ashens Schals und die Skulptur von Bellamew, und sie hatte ihre Trauer.
    Ihre neuen Laken waren weich und glatt. Als sie sanft ihre Haut berührten, ohne die rauen Erhebungen der Stickerei an den Kanten, erschrak sie; und eine Art Erleichterung durchströmte sie, als würden die Wunden in ihrem Bewusstsein und ihrem Herzen langsam zu heilen beginnen.
    Die Herausforderung für mein Königreich ist es, eine Balance zwischen Wissen und Heilung zu finden , dachte sie.
    Ihre Schreiber und Wachen hatten angefangen, mit Geständnissen zu ihr zu kommen. Holt war der Erste gewesen, der eines Tages in ihrem Schreibzimmer aufgetaucht war und sagte: »Königin, wenn Sie mir verzeihen, möchte ich, dass Sie wissen, was Sie mir verzeihen.«
    Es war Holt nicht leichtgefallen. Er hatte in Thiels und Runnemoods Auftrag Gefängnisinsassen getötet, und die Dinge, zu denen Leck ihn gezwungen hatte, konnte er nicht einmal in Worte fassen. Verwirrt und sprachlos kniete er mit verschränkten Händen und gesenktem Kopf vor Bitterblue.
    »Ich will es Ihnen wirklich sagen, Königin«, presste er schließlich hervor, »aber ich kann nicht.«
    Bitterblue wusste nicht, was sie für ihre Leute tun konnte, die Dinge loswerden mussten, aber nicht in der Lage waren, sie auszusprechen. Vielleicht konnte sie Bo danach fragen – der einen besonderen Einblick hatte, was den Menschen guttat – oder Fire. »Ich werde dir dabei helfen, Holt«, sagte sie. »Ich verspreche dir, dass ich dich damit nicht allein lasse. Wirst du Geduld mit mir haben und ich habe Geduld mit dir?«
    Sie musste noch ein weiteres Ministerium einrichten. Von all ihren Ministerien würde es das sein, dem sie am meisten Aufmerksamkeit widmen wollte. Sie würde es niemandem aufzwingen, aber seine Existenz jedem im Land bekannt machen. Es würde ein Ministerium für all die Leute sein, deren Schmerz anerkannt, vielleicht sogar gelindert werden konnte, wenn sie ihre Erfahrungen erzählten und aufzeichneten. Es würde einen eigenen Ort im Schloss bekommen, eine Bibliothek, wo die Geschichten aufbewahrt würden, und einen Minister mit einem Team, bei deren Auswahl ihre Freunde ihr helfen würden. Einige der Schreiber würden herumreisen, um auch Leute zu erreichen, die nicht in die Stadt kommen konnten. Es wäre ein sicherer Ort, um Kummer zu teilen und Erinnerungen einzufangen, bevor sie verschwanden. Es würde Ministerium für Geschichten und Wahrheit heißen und ihrem Königreich bei seinem Heilungsprozess helfen.
    »Königin?«
    Die Sonne ging gerade unter und leichter Schneefall hatte eingesetzt. Bitterblue blickte von ihrem Schreibtisch auf in das vertraute, kantige und erschöpfte Gesicht Todds.
    »Todd, wie geht es Ihnen?«
    »Königin«, sagte Todd, »vor neunundfünfzig Jahren wurde auf einem Anwesen am Fluss im Norden Monseas ein Junge namens Immiker geboren. Er war der Sohn eines Jagdaufsehers namens Larch und einer Frau namens Mikra, die bei der Geburt starb.«
    »Neunundfünfzig«, sagte Bitterblue. »Das ist das richtige Alter. Ist er das?«
    »Ich weiß es nicht, Königin; möglicherweise. Es gibt noch andere Einträge von Leuten mit ähnlichen Namen, die ich in Betracht ziehen muss.«
    »Könnte das bedeuten, dass ich aus Monsea stamme?«
    »Einige der Einzelheiten passen, Königin, und wir können noch nach weiteren Hinweisen suchen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass wir je ganz sicher sein werden, dass er es ist. Davon abgesehen«, setzte Todd knapp hinzu, »ist es meines Erachtens keine Frage, ob Sie aus Monsea stammen oder nicht. Sie sind schließlich unsere Königin, oder nicht?«
    Todd ließ einen kleinen Stapel Papier auf ihren Schreibtisch fallen, machte auf dem Absatz kehrt und ging.
    Bitterblue rieb sich den Nacken und seufzte. Dann zog sie Todds Seiten heran.
    Ich habe die Übersetzung des ersten Tagebuchs abgeschlossen, Königin ,

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