Die Königliche (German Edition)
ihn mit in den Nebenraum. Und schloss die Tür.
Katsa sah ihnen nach. Dann verschränkte sie fest die Arme und trat gegen einen Sessel.
Nach weiteren Tritten gegen Möbel, Wände und den Fußboden sagte Giddon zu ihr: »Skye liebt Bo. Das hier wird ihn nicht davon abbringen.«
Katsa wandte sich mit Tränen in den Augen an Giddon: »Er wird so wütend sein.«
»Er wird nicht für immer wütend sein.«
»Nein?«, sagte sie. »Bei manchen Leuten ist das aber so.«
»Wirklich?«, fragte er. »Bei vernünftigen Leuten? Ich hoffe nicht.«
Katsa warf ihm einen seltsamen Blick zu, erwiderte jedoch nichts, sondern umarmte sich weiter selbst und trat gegen Gegenstände.
Bitterblue wäre gerne geblieben, aber sie musste gehen; sie war mit Teddy in ihrem Turm verabredet. Sie wollte ihn fragen, ob er als offizieller Abgesandter der Stadt beratend in ihrem neu eingerichteten Ministerium für Bildung arbeiten wollte. Natürlich nur nebenher. Sie wollte ihm nicht die Arbeit nehmen, die er liebte.
Bei der Monsea-Wache herrschte im Moment ein so großes Durcheinander, dass man Bitterblue nicht nötigte, herauszufinden, ob ihre Krone fehlte. Und so hatte man Saf erlaubt, nach Hause zu gehen, obwohl Bitterblue immer noch nervös deswegen war. Die Krone fehlte schließlich wirklich, sie lag auf dem Grund des Flusses und dafür gab es Zeugen. Außerdem schien es jetzt, wo sie gerade versuchten, für eine gewisse neue Ehrlichkeit zu sorgen, nicht der richtige Moment zu sein, im Obersten Gericht zu lügen oder Beweise für die Anwesenheit einer Krone zu fälschen, die nicht da war.
Seit der Nacht auf der Brücke hatte Bitterblue Saf nicht mehr gesehen. Er würde am nächsten Morgen mit den Dellianern abreisen. Und so lief Bitterblue direkt nach Sonnenuntergang durch die verschneite Stadt zur Druckerei.
Teddy reagierte auf ihr Klopfen, grinste, verbeugte sich und ging wieder, um Saf zu suchen. Bitterblue wartete zitternd in der Druckerei. Die Vorderfront und ein Teil der Decke, die abgebrannt waren, waren mit groben Brettern vernagelt, die nicht dicht hielten. Es war sehr kalt in dem Raum und roch verbrannt; viele der Möbel waren weg.
Saf kam leise herein und stand schweigend da, die Hände in den Taschen vergraben. Er sah sie beinahe schüchtern an.
»Du reist morgen ab«, sagte sie.
»Ja«, erwiderte er.
»Saf«, sagte sie. »Ich muss dich was fragen.«
»Ja?«
Sie zwang sich, in seine sanften Augen zu blicken. »Wenn du nicht wegen der Krone in Schwierigkeiten wärst, würdest du dann trotzdem weggehen?«
Die Frage ließ seine Augen noch sanfter werden. »Ja.«
Sie hatte die Antwort schon gekannt, bevor sie gefragt hatte. Trotzdem schmerzte es, sie zu hören.
»Jetzt bin ich dran«, sagte er. »Würdest du meinetwegen aufhören, Königin zu sein?«
»Natürlich nicht.«
»Na, siehst du. Wir haben uns beide dieselbe Frage gestellt.«
»Haben wir nicht.«
»Doch«, sagte er. »Du hast mich gebeten zu bleiben und ich habe dich gebeten, mit mir zu kommen.«
Während sie darüber nachdachte, ging Bitterblue zu ihm und griff nach seiner Hand. Er überließ sie ihr und einen Moment spielte sie mit seinen Ringen und spürte die Wärme seiner Haut in diesem kalten Raum. Dann folgte sie dem Bedürfnis ihres Körpers und küsste ihn, nur um zu sehen, was dann passieren würde. Er erwiderte ihren Kuss. Tränen liefen ihr übers Gesicht.
»Das ist eins der ersten Dinge, die du mir über dich erzählt hast«, flüsterte sie. »Dass du irgendwann weggehen würdest.«
»Ich wollte eigentlich schon früher weg«, flüsterte er zurück. »Ich wollte schon weg, um mich in Sicherheit zu bringen, als die Sache mit der Krone heikel wurde. Aber dann habe ich es nicht über mich gebracht. Nicht, solange wir noch zerstritten waren.«
»Ich bin froh, dass du es nicht getan hast.«
»Hat dein Traum funktioniert?«
»Ich gehe auf dem Dach der Welt umher und habe keine Angst«, sagte sie. »Das ist ein schöner Traum, Saf.«
»Sag mir, was du dir noch für einen Traum wünschst.«
Sie wünschte sich tausend Träume. »Lass mich träumen, dass wir als Freunde auseinandergehen.«
»Das ist die Wahrheit«, sagte er.
Es war schon spät, als Bitterblue zum Schloss zurückkehrte. In ihren Räumen hielt sie die Kopie der Krone in der Hand und überlegte. Dann ging sie zu Katsa und fragte: »Würdest du mit Bo zusammen für mich etwas tun? Ich habe eine spezielle Bitte.«
Noch später holte Giddon sie ab.
»Hat es funktioniert?«, fragte
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