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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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entführen, und dafür ein Messer in den Magen bekommen hat«, fügte er hinzu, wie um sie mit dieser nebensächlichen Information zu amüsieren.
    »Das ergibt doch keinen Sinn, Saf«, sagte sie. »Wenn diese Leute die Liste an die Königin schickten, würde sie einen legalen Weg finden, um sie zu entschädigen.«
    »Die Königin schaut nach vorn«, sagte Saf leichthin, »hast du das nicht gehört? Sie hat keine Zeit für all die Listen, die sie dann bekommen würde, und wir schaffen das schon, weißt du.«
    »Wie viele Listen gibt es?«
    »Ich nehme an, dass jede Stadt des Königreichs auf Anfrage eine zur Verfügung stellen könnte«, sagte er. »Glaubst du nicht?«
    Die Namen der Kinder ballten sich vor ihren Augen zusammen. »Das ist nicht in Ordnung«, beharrte sie. »Es muss einen legalen Weg geben.«
    Saf nahm ihr die Papiere ab. »Wenn es dein gesetzestreues Herz tröstet, Sparks«, sagte er, während er sie wieder zusammenfaltete, »wir können nur stehlen, was wir finden. Und es kommt nicht oft vor, dass wir einen der Gegenstände von der Liste ausfindig machen.«
    »Du hast mir doch gerade gesagt, dass ihr das ganz gut schafft.«
    »Besser, als die Königin es könnte«, sagte er seufzend. »Ist deine Frage damit beantwortet?«
    »Welche Frage?«
    »Wir spielen ein Spiel, schon vergessen? Du hast mich gefragt, warum wir einen Wasserspeier gestohlen haben. Ich habe es dir erklärt. Jetzt bin ich dran, würde ich sagen. Gehörte deine Familie zur Widerstandsbewegung? Ist dein Vater so ums Leben gekommen?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest. Was für eine Widerstandsbewegung?«
    »Du weißt nichts von der Widerstandsbewegung?«
    »Vielleicht nenne ich sie nur anders«, sagte sie. Das bezweifelte sie zwar, was ihr jedoch egal war, denn ihre Gedanken kreisten immer noch um das letzte Thema.
    »Na ja, das ist kein Geheimnis, deshalb erkläre ich es dir gratis. Zu Lecks Zeiten gab es im Königreich eine Widerstandsbewegung. Eine kleine Gruppe Menschen, die wussten, was er war – oder es zumindest zeitweise wussten und zu ihrer Erinnerung aufschrieben –, versuchten, diese Information zu verbreiten und sich gegenseitig an die Wahrheit zu erinnern, wenn seine Lügen zu stark wurden. Die Mächtigsten unter ihnen waren Gedankenleser, die den Vorteil hatten, immer zu wissen, was Leck zu erreichen versuchte. Viele Mitglieder der Widerstandsbewegung wurden ermordet. Leck wusste von ihrer Existenz und versuchte sie auszurotten. Vor allem die Gedankenleser.«
    Jetzt hörte Bitterblue zu.
    »Du wusstest wirklich nichts davon«, sagte Saf, der ihre Überraschung bemerkte.
    »Ich hatte keine Ahnung«, erwiderte sie. »Deshalb hat Leck auch immer wieder die Druckerei von Teddys Eltern angezündet, stimmt’s? Und deshalb weißt du von den Beerdigungen. Deine Familie war Teil dieser Widerstandsbewegung und hat schriftliche Aufzeichnungen über die alten Traditionen angefertigt oder so. Stimmt’s?«
    »Ist das deine zweite Frage?«, fragte Saf.
    »Nein, ich verschwende keine Frage auf etwas, worauf ich die Antwort bereits kenne; ich möchte wissen, warum du auf einem Schiff aus Lienid aufgewachsen bist.«
    »Ah. Das ist leicht«, sagte er. »Meine Augen veränderten sich, als ich sechs Monate alt war. Das war natürlich während Lecks Herrschaft. Beschenkte waren in Monsea nicht frei, aber wie du schon erraten hast, gehörten meine Eltern zur Widerstandsbewegung. Sie wussten die meiste Zeit, was Leck war. Sie wussten auch, dass Beschenkte in Lienid frei waren. Daher nahmen sie mich mit in den Süden nach Monport, schmuggelten mich auf ein Schiff aus Lienid und ließen mich dort zurück.«
    Bitterblue fiel die Kinnlade herunter. »Du meinst, sie haben dich ausgesetzt? Bei Fremden, die dich einfach über Bord hätten werfen können?«
    Er zuckte mit einem leichten Lächeln die Schultern. »Sie haben mich so gut sie konnten vor Lecks Diensten gerettet, Sparks. Und nachdem Leck gestorben war, hat meine Schwester mich überall gesucht – obwohl sie nicht mehr über mich wusste als mein Alter, meine Augenfarben und das Schiff, auf das sie mich gebracht hatten. Im Übrigen werfen Seeleute aus Lienid keine Babys über Bord.«
    Sie bogen in die Tinker Street ein und blieben vor der Tür zur Druckerei stehen. »Sie sind tot, oder?«, fragte sie. »Deine Eltern. Leck hat sie ermordet.«
    »Ja«, sagte er und streckte dann die Hand nach ihr aus, als er ihren Gesichtsausdruck sah. »Sparks, hey … es ist in Ordnung. Ich habe sie

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