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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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sich Bo heftig den Kopf. Er stöhnte sogar leise auf. »Das verstehen wir, Bitterblue, und wir sind dir dankbar für dein Angebot. Aber ist dir bewusst, dass ein paar wütende Freunde von Drowden in die Middluns eingedrungen sind, um Bann und Raffin zu töten als Wiedergutmachung für das, was wir in Nander getan haben? Genauso leicht könnten Leute aus Estill nach Monsea eindringen …«
    »Ja«, sagte sie, »ich weiß. Ich habe gehört, was du über die Möglichkeit eines Krieges und über Danzhol gesagt hast.«
    »Es geht nicht nur um Danzhol«, fuhr Bo sie an. »Es ist gut möglich, dass es auch noch andere gibt. Ich will nicht riskieren, dich da mit reinzuziehen.«
    »Ich stecke bereits mit drin«, entgegnete Bitterblue. »Meine Probleme sind bereits deine Probleme. Meine Familie ist deine Familie.«
    Bo hielt sich immer noch besorgt den Kopf. »Hiermit schließe ich dich von allen weiteren Treffen aus.«
    »Einverstanden«, sagte sie. »Es sieht besser aus, wenn ich nicht in die Planung einbezogen bin.«
    Der Kreis bedachte schweigend ihre Worte. Die vier Bewohner von Monsea, die im Schloss arbeiteten, schienen ziemlich perplex zu sein. Helda hörte auf zu stricken und warf Bitterblue einen wohlwollenden Blick zu.
    »Also, dann«, sagte Katsa. »Wir werden natürlich mit der größtmöglichen Geheimhaltung vorgehen, Bitterblue. Und wir werden deine Beteiligung bis zum letzten Atemzug verleugnen, und wer das nicht tut, den bringe ich um.«
    Bann fing an Raffins Schulter an zu lachen. Raffin sagte lächelnd zu ihm: »Kannst du dir vorstellen, wie es wäre, so etwas sagen zu können und es wörtlich zu meinen?«
    Bitterblue lächelte nicht. Sie mochte sie mit schönen Worten und Argumenten überzeugt haben, aber der wahre Grund, aus dem sie ihnen die Stadt als Stützpunkt angeboten hatte, war, dass sie sich nicht von ihnen trennen wollte. Sie wollte ihre Freunde in der Nähe haben, auch wenn sie von ihren eigenen Angelegenheiten in Anspruch genommen waren; sie hatte das Bedürfnis, sie morgens beim Schwerttraining zu sehen und abends beim Essen, wollte, dass sie sich um sie herum hin und her bewegten, mal weg waren, dann wieder da, miteinander stritten, sich neckten, sich wie Leute benahmen, die wussten, wer sie waren. Sie verstanden die Welt und wussten, wie man sie veränderte. Wenn sie ihre Freunde in der Nähe hätte, würde vielleicht auch sie eines Tages aufwachen und entdecken, dass sie genauso stark geworden war.
    Bevor Bitterblue in dieser Nacht die Bibliothek verließ, geschah noch etwas Verstörendes. Es hatte etwas mit einem Buch zu tun, das sie auf dem Rückweg zum Geheimgang zufällig fand. Das Buch hatte eine ungewöhnliche Form, es war dünn und quadratisch und ragte über das Regalbrett hinaus, oder vielleicht hatte auch der Umschlag den Schein einer Laterne reflektiert; auf jeden Fall wusste Bitterblue sofort, als ihr Blick auf das Buch fiel, dass sie es schon mal gesehen hatte. Genau dieses Buch mit den abgeschabten goldenen Verzierungen auf dem Buchrücken hatte früher im Bücherregal in ihrem blauen Wohnzimmer gestanden, damals, als dieses Wohnzimmer noch das ihrer Mutter gewesen war.
    Bitterblue holte das Buch aus dem Regal. Der Titel auf dem Umschlag, der in Goldbuchstaben in das Leder geprägt war, lautete: Das Buch der wahren Dinge . Als sie die erste Seite aufschlug, erblickte sie die einfache, aber hübsch ausgeführte Zeichnung eines Messers. Unter das Messer hatte jemand das Wort Heilkunde geschrieben. Als sie umblätterte, kehrte die Erinnerung wie ein Traum zu ihr zurück; es war wie Schlafwandeln, sie wusste bereits, was sie erblicken würde: die Zeichnung einer Reihe von Skulpturen auf Sockeln, und darunter das Wort Kunst . Auf der nächsten Seite eine Zeichnung der Winged Bridge und das Wort Architektur . Danach die Zeichnung eines seltsamen grünen, klauenbewehrten pelzigen Wesens, einer Art Bär, und das Wort Monster . Danach ein Mensch – ein Leichnam? Seine Augen waren geöffnet und in verschiedenen Farben coloriert, aber irgendetwas stimmte nicht mit diesem Menschen, sein Gesicht war starr – und das Wort darunter lautete Beschenkter . Schließlich die Zeichnung eines gut aussehenden Mannes mit einer Augenklappe und dem Wort Vater .
    Sie erinnerte sich daran, wie ein Künstler ihrem Vater dieses Buch gebracht hatte. Sie erinnerte sich, wie ihr Vater im Wohnzimmer am Tisch gesessen und die Wörter selbst hineingeschrieben hatte, es ihr dann gegeben und ihr geholfen

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