Die Königliche (German Edition)
eingeschlafen.
Später saß Bitterblue neben Saf am Tisch, während er ein Brot mit Käse belegte. »Lass mich das machen«, sagte sie, als sie seine zusammengebissenen Zähne bemerkte.
»Ich kann das schon«, erwiderte er.
»Ich auch«, sagte Bitterblue, »und mir tut es nicht weh.« Außerdem hatten ihre Hände so etwas zu tun, etwas, womit sie sich beschäftigen konnte. Sie hatte Saf viel zu gern, so ramponiert, wie er kauend dasaß; sie war viel zu gern in diesem Zimmer, vertraute ihm und gleichzeitig auch wieder nicht, war bereit, ihn anzulügen, und bereit, ihm die Wahrheit zu sagen. Keins ihrer Gefühle war besonders klug.
Sie sagte: »Es würde mich wirklich interessieren, was Tilda und Bren jede Nacht dadrin drucken, das ich nicht sehen darf.«
Er streckte ihr eine Hand entgegen.
»Was?«, fragte sie misstrauisch.
»Gib mir deine Hand.«
»Warum sollte ich?«
»Sparks«, sagte er. »Wovor hast du Angst? Dass ich dich beiße?«
Seine Hand war breit und schwielig wie alle Matrosenhände, die Bitterblue bisher gesehen hatte. Er trug einen Ring an jedem Finger – keine feinen, schweren Ringe wie Bo, keine Prinzenringe, aber trotzdem aus echtem Lienid-Gold, genau wie seine Ohrstecker. Damit waren die Lienid nicht knauserig. Er hatte seinen verletzten Arm ausgestreckt, der ihm in dieser Wartestellung wehtun musste.
Bitterblue gab ihm die Hand. Er nahm sie zwischen beide Hände und begann sie ausführlich zu studieren, strich mit der Fingerspitze über all ihre Finger, untersuchte Fingerknöchel und Nägel. Er beugte sich mit seiner sommersprossigen Stirn über ihre Handfläche, und Bitterblue hatte das Gefühl, als würde sie zwischen der Hitze seines Atems und der Hitze seiner Haut gehalten. Sie wollte nicht länger, dass er ihre Hand frei gab – aber da richtete er sich auf und ließ los.
Irgendwie gelang es ihr, ihre Frage mit Sarkasmus zu tränken. »Was ist los mit dir?«
Er grinste. »Du hast Tinte unter den Fingernägeln, Bäckermädchen«, sagte er, »kein Mehl. Deine Hand riecht nach Tinte. Wirklich schade. Wenn deine Hand nach Mehl gerochen hätte, hätte ich dir gesagt, was wir drucken.«
Bitterblue schnaubte. »Normalerweise sind deine Lügen nicht so offensichtlich.«
»Ich lüge dich nicht an, Sparks.«
»Ach, nein? Du hättest mir doch sowieso nicht gesagt, was ihr druckt.«
Er grinste. »Und deine Hand hätte sowieso nicht nach Mehl gerochen.«
»Natürlich nicht, wenn es ungefähr zwanzig Stunden her ist, seit ich das Brot gebacken habe!«
»Was sind die Zutaten für Brot, Sparks?«
»Was ist deine Gabe?«, konterte Bitterblue.
»Oh, jetzt willst du mich nur kränken«, sagte Saf, ohne auch nur im Geringsten gekränkt auszusehen. »Ich habe es dir schon mal gesagt und ich sage es wieder: Ich lüge dich nicht an.«
»Das heißt nicht, dass du die Wahrheit sagst.«
Saf lehnte sich bequem zurück, lächelte, hielt sich den verletzten Unterarm und kaute weiter an seinem Brot. »Warum sagst du mir nicht, für wen du arbeitest?«
»Warum sagst du mir nicht, wer Teddy angegriffen hat?«
»Sag mir, für wen du arbeitest, Sparks.«
»Saf«, sagte Bitterblue, die die ganzen Lügen langsam satthatte und plötzlich unbedingt seinen Starrsinn überwinden wollte, der verhinderte, dass sie Antworten auf ihre Fragen bekam. »Ich arbeite für mich selbst. Ich arbeite allein, Saf, ich handle mit Wissen und Wahrheit und verfüge über Kontakte und Macht. Ich traue dir nicht, aber das macht nichts; ich glaube nicht, dass du etwas tun könntest, was uns zu Feinden machen würde. Ich bin an deinem Wissen interessiert. Teile mit mir, was du weißt, und ich helfe dir. Wir könnten zusammenarbeiten.«
»Wenn du glaubst, dass ich auf ein so vages Angebot eingehe, bin ich ernsthaft beleidigt.«
»Ich bringe dir Beweise«, sagte Bitterblue, die keine Ahnung hatte, was sie damit meinte, aber ganz sicher war, dass sie es herausfinden würde. »Ich werde dir beweisen, dass ich dir helfen kann. Ich habe dir schließlich schon mal geholfen, oder?«
»Ich glaube nicht, dass du allein arbeitest«, sagte Saf, »aber ich komme einfach nicht dahinter, für wen du tätig bist. Hat deine Mutter etwas damit zu tun? Weiß sie, dass du nachts unterwegs bist?«
Bitterblue überlegte, wie sie darauf antworten sollte. Schließlich sagte sie mit hoffnungsloser Stimme: »Ich weiß nicht, was sie davon halten würde, wenn sie es erführe.«
Sapphire blickte sie einen Moment an, seine violetten Augen waren sanft
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