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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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und klar. Bitterblue betrachtete ihn ebenfalls und sah dann weg. Sie wünschte manchmal, sie wäre nicht so empfänglich für bestimmte Menschen, Menschen, die ihr irgendwie lebendiger und anregender vorkamen, deren Atem sie mehr spürte. »Glaubst du, wir werden anfangen, etwas linearere Gespräche zu führen, sobald du Beweise geliefert hast, dass wir dir vertrauen können?«, fragte Saf.
    Bitterblue lächelte.
    Saf nahm sich noch etwas zu essen, sprang auf und stand dann mit schräg gelegtem Kopf an der Tür zur Druckerei. »Ich bringe dich nach Hause.«
    »Das ist nicht nötig.«
    »Sieh es als Bezahlung für die Arzneien an, Sparks«, sagte er und wippte auf den Hacken. »Ich liefere dich heil bei deiner Mutter ab.«
    Seine Energie und seine Worte erinnerten sie viel zu oft an Dinge, nach denen sie sich sehnte, die sie aber nicht haben konnte. Sie hatte keine Argumente mehr.
    Es war eine große Erleichterung, Lecks Geschichten hinter sich zu lassen und zu den Tagebüchern Grellas, des berühmten Forschers aus Monsea, überzugehen. Der Band, den sie las, hieß Grellas erschütternde Reise zur Quelle des XXXXXX , und der Name des Flusses, der aus dem Zusammenhang ganz klar als der Dell zu erkennen war, war jedes Mal, wenn er auftauchte, durchgestrichen. Merkwürdig.
    Als sie eines Tages Mitte September die Bibliothek betrat, saß Todd schreibend an seinem Tisch. Als Bitterblue vor ihm stehen blieb, schob er ihr, ohne aufzusehen, etwas zu.
    »Das nächste Buch?«, fragte sie.
    »Was sonst, Königin?«
    Sie hatte gefragt, weil der Band kein Buch zu sein schien, sondern einfach ein Stapel Papier, der in einen Streifen Rohleder gewickelt und zusammengebunden war. Jetzt las sie die Karte, die unter seinem Lederband steckte: Das Buch der Chiffren .
    »Oh!« Alle Härchen an Bitterblues Körper richteten sich plötzlich auf. »An dieses Buch erinnere ich mich. Hat mir das wirklich mein Vater gegeben?«
    »Nein, Königin«, entgegnete Todd. »Aber ich dachte, Sie würden vielleicht auch gerne mal ein Buch lesen, das Ihre Mutter für Sie ausgesucht hat.«
    »Ja!« Bitterblue knotete das Band auf. »Ich kann mich daran erinnern, dass ich das mit meiner Mutter gelesen habe. ›Es wird unseren Verstand scharf halten‹, hat sie gesagt. Aber …« Bitterblue blätterte verwirrt die losen handgeschriebenen Seiten durch. »Das ist nicht das Buch, das wir gelesen haben. Das Buch hatte einen dunklen Einband und war gedruckt. Was ist das? Die Schrift kenne ich nicht.«
    »Das ist meine Schrift, Königin«, sagte Todd, ohne von seiner Arbeit aufzublicken.
    »Warum? Sind Sie der Autor?«
    »Nein.«
    »Und warum …«
    »Ich habe die Bücher, die König Leck verbrannt hat, von Hand neu geschrieben, Königin.«
    Bitterblues Kehle schnürte sich zusammen. »Leck hat Bücher verbrannt?«
    »Ja, Königin.«
    »Aus dieser Bibliothek?«
    »Ja, und aus anderen Bibliotheken und Privatsammlungen. Wenn er einmal beschlossen hatte, ein Buch zu zerstören, suchte er alle Exemplare davon zusammen.«
    »Was für Bücher?«
    »Ganz verschiedene. Bücher über Geschichte, die Philosophie der Monarchie, Heilkunde …«
    »Er hat Bücher über Heilkunde verbrannt?«
    »Ein paar wenige, Königin. Und Bücher über die Gebräuche Monseas …«
    »Wie zum Beispiel, dass man die Toten beerdigt, anstatt sie zu verbrennen.«
    Todd gelang es, sein Nicken mit einem Stirnrunzeln zu verbinden und so trotz seiner Zustimmung ausreichend unfreundlich zu bleiben. »Ja, Königin.«
    »Und Bücher über Chiffren, die ich mit meiner Mutter gelesen habe.«
    »Es scheint so, Königin.«
    »Wie viele Bücher?«
    »Wie viele Bücher was, Königin?«
    »Wie viele Bücher er zerstört hat!«
    »Viertausendeinunddreißig Titel, Königin«, antwortete Todd steif. »Zehntausende Exemplare.«
    »Himmel«, sagte Bitterblue atemlos. »Und wie viele konnten Sie neu schreiben?«
    »Zweihundertfünfundvierzig Titel, Königin«, entgegnete er, »in den letzten acht Jahren.«
    245 von 4031? Sie rechnete: etwas mehr als sechs Prozent; etwa dreißig Bücher pro Jahr. Das hieß, dass Todd alle zwei Wochen ein ganzes Buch von Hand aufschrieb, sogar mehr als eins, was eine Mammutaufgabe war, aber es war absurd; er brauchte Hilfe. Er brauchte eine ganze Reihe Drucker an neun oder zehn Druckerpressen. Er musste zehn Bücher gleichzeitig rezitieren und jedem Setzer jeweils eine Seite diktieren. Oder einen Satz? Wie schnell konnte ein Setzer Lettern setzen? Wie schnell konnte jemand wie

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