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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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solch edles Reittier nicht gegönnt hätte, aber Leutberga wußte das Erlebnis überhaupt nicht zu schätzen. Reiten war ihr in jedem Fall ein Greuel, sie würde sich viel lieber im Ochsenkarren ziehen lassen oder zu Fuß gehen. Wütend zupfte Bertrada an dem Satinschleier herum, der ihr Gesicht verbarg und bis zu den Hüften reichte. Die Vorhänge der Sänfte hatte sie zur Seite geschlagen. Sie wollte wenigstens sehen, wohin sie getragen wurde.
    »Ein bißchen mehr Würde!« fauchte ihr eine Stimme ins Ohr. Mima, Leutbergas Mutter, die neben der Sänfte herschritt, durfte es sich erlauben, so respektlos mit der Tochter des Grafen von Laon zu sprechen. Obwohl offiziell nur Bertradas Amme, genoß sie eine Sonderstellung im Schloß, die sich selbst die anderen Bediensteten nur hinter vorgehaltener Hand erklärten. Daß sich Bertrada und Leutberga verblüffend ähnlich sahen, mußte an der Milch liegen und an der Tatsache, daß sie von Anfang an unzertrennlich gewesen waren. Maria Magdalena, wie Mima eigentlich hieß, hatte als Halbfreie ihre Tochter einen Monat vor Bertradas Geburt zur Welt gebracht. Es ging das Gerücht, der Graf habe einmal von der schönen jungen Bäuerin höchstselbst den Korb mit Eiern entgegengenommen, den sie regelmäßig im Schloß abzuliefern pflegte. Kurz danach habe ihr Mann bei Nacht und Nebel den schwerverschuldeten Hof und seine schwangere Frau einfach im Stich gelassen. Mima kam zum Schloß, entband dort und erhielt im Tausch für ihre Milch und die Betreuung Bertradas die Genugtuung, daß ihre Tochter wie ein Mädchen aus edler Familie aufwuchs. Alles, was Bertrada tat oder lernte, kam auch Leutberga zugute. Die Tochter der Halbfreien trug Leinenstrümpfe und Kleider aus Seide, die mit bunt gefärbten Lederstreifen zusammengehalten wurden. Rosetten und Dreiecke aus Goldfäden schmückten die weiten Ärmel, und ihre zierlichen Füße steckten in dünnen Lederschuhen mit Riemen und silbernen Schnallen. Sie besaß sogar ein geflochtenes Kästchen, in dem sie ihre Schmuckstücke verwahrte. Keine Frage, Mimas Tochter hatte es weit gebracht. Bestimmt würde sie in Saint Denis einen Freier finden, der sie über ihren Stand erheben könnte.
    Mima selbst war einer neuen Verbindung auch nicht abgeneigt, und da ihr Mann sie offensichtlich verstoßen hatte, stand dem nichts im Wege. Obwohl sie sich bereits dem vierzigsten Lebensjahr näherte, war sie immer noch schön genug, um einem Herrn als zweite oder dritte Frau dienen zu können. Als höchstes Ziel konnte sie eine Friedelehe anstreben. Die Aussichten standen nicht schlecht: Graf Fulco, der Abgesandte Pippins, hatte bereits angedeutet, sie bei sich und seiner Familie aufnehmen zu wollen.
    »Mach deinem Vater keine Schande«, flüsterte sie Bertrada noch zu, ehe sie schnellen Schrittes nach vorn strebte, den Rappen des Abgesandten im Blick.
    Am Vormittag des ersten Tages kam der Zug nur langsam voran, da die große Hitze dieses Sommers vor allem die Fußbegleitung erschöpfte. Als die Reisegesellschaft in einer Waldlichtung Schutz vor der sengenden Mittagssonne suchte, stieg Bertrada schweißüberströmt aus der Sänfte. Der Abgesandte führte sie zu einer Decke, die man auf dem Waldboden ausgebreitet hatte, und reichte ihr einen Becher, den er aus einem Lederschlauch mit Wein füllte. Bertrada atmete erleichtert auf, als sie den Schleier zurückschlug. Geschäftig breitete Mima den Inhalt ihres Proviantkorbes aus. Leutberga glitt stöhnend vom Pferd, band es an einen Baum und ließ sich neben Bertrada nieder. Der Rest der Schar hielt respektvoll Abstand.
    »Es behagt mir gar nicht, daß uns die Strecke die nächsten anderthalb Tage durch Wälder führt«, begann der Abgesandte.
    »Das ist doch immerhin besser, als auf der staubigen Landstraße der prallen Sonne ausgesetzt zu sein«, bemerkte Bertrada.
    »Dafür sind wir im Wald eher wilden Tieren und Gesindel ausgesetzt«, gab Mima zu bedenken.
    Graf Fulco nickte. »Kunde von unserem Zug dürfte auch Räubern zu Ohren gekommen sein …«
    »… für die eine reiche Grafentochter, die mit dem Sohn des Hausmeiers vermählt werden soll, eine einträgliche Geisel darstellt«, unterbrach ihn Leutberga, fröhlich nickend. Mima warf ihrer Tochter einen strafenden Blick zu.
    »Doch wie können wir uns schützen?« fragte die Amme.
    »Meine Männer werden wachsam sein und die Sänfte von allen Seiten beschirmen. Mehr können wir nicht tun.«
    Mima reichte erst Bertrada, dann dem Abgesandten Brot und

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