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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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jetzt im Begriff, das Münzwesen umzugestalten und zu vereinheitlichen. Auf allen Münzen werde künftig der Name und der Kopf des Königs prangen. Außerdem eröffnete er dem Abt, daß die altgallische Liturgie auf Anordnung des Heiligen Vaters endgültig abgeschafft worden sei. Er werde einen römischen Priester nach Vienne schicken, der die Mönche im neuen lateinischen Kirchengesang unterrichten solle. Im ganzen Reich sollten die gleichen Gebete gesprochen werden. Das war im Sinne der Einheit ebenso erforderlich wie die anstehende Münzreform.
    »Die Langobarden sind keine guten Krieger, aber ihre Verwaltung ist beispielhaft«, ließ Pippin Bertrada wissen, als sie auf dem Ritt nach Norden Rast auf einer Wiese einlegten. »Ich habe das schon als junger Mann an ihrem Hof bewundert und sah es jetzt wieder bestätigt. Einige ihrer Einrichtungen werde ich übernehmen. Es wird sich also vieles am Hof ändern.«
    Bertrada lachte. »Zum Beispiel wird es wohl keinen Hausmeier mehr geben«, sagte sie und warf Mathilde einen warnenden Blick zu. Die Kammerfrau war das letzte Stück des Weges zu Fuß gegangen, da ihr vom vielen Reiten angeblich die Glieder schmerzten. So war sie neben Teles hergeschritten, der jetzt wie alle Hörigen gekleidet war und nur noch durch seinen ausgeprägt aufrechten Gang in der Schar des Gefolges auffiel. Doch nun saß Teles allein an den Baum gelehnt, auf den Mathilde wie von ungefähr zusteuerte. Sie machte kehrt, als sie Bertradas Miene sah, und gesellte sich wieder zu den anderen. Aus den Augenwinkeln beobachtete Bertrada, daß sich Teles erhob, zu der Gruppe hinschlenderte und dabei wie zufällig Mathildes Arm berührte.
    »Natürlich nicht!« antwortete Pippin auf Bertradas Bemerkung. »Ein Hausmeier könnte falsche Vorstellungen von seinen Befugnissen haben. Ein Kämmerer hingegen wird ebensowenig Ansprüche auf das Königtum erheben wie eine Kammerfrau«, fuhr er beziehungsreich fort und nickte zu der Gruppe hinüber, die seine Frau verstohlen beobachtet hatte. Bertrada senkte den Blick. Sie hatte vergessen, daß Pippin stets alles wahrnahm, was in seiner unmittelbaren Umgebung geschah. Es war eine der Eigenschaften, die ihn zu einem solch herausragenden Feldherrn machten und ihn vor mancherlei Gefahren schützten.
    »Hältst du es wirklich für klug, unsere Söhne von einem Unfreien unterrichten zu lassen?« meinte er nachdenklich. »Papst Stephan hat mir einen vorzüglichen Griechischlehrer empfohlen.«
    »Du kannst ihm ja die Freiheit schenken«, meinte Bertrada.
    Pippin musterte sie stirnrunzelnd. »Dann kann er deine Kammerfrau heiraten, und du hättest zwei Menschen in deiner Umgebung, die dir bedingungslos treu ergeben sind«, meinte er dann nickend. Während Bertrada noch darüber nachgrübelte, wer von ihren Leuten sie wohl für ihn ausspionierte, überraschte er sie mit seiner nächsten Bemerkung. »Ja, das wäre gut und würde mich sehr beruhigen.« Er strich ihr zärtlich über den Kopf. »Du bist auf meinen Pfalzen viel zu vielen Fremden ausgesetzt. Ich mache mir Sorgen, daß du dich zu sehr nach Mürlenbach oder Prüm zurücksehnst, dorthin, wo du von so vielen Menschen geliebt wirst! Ich wünsche mir doch nichts mehr, als daß du dich bei mir wohlfühlst.«
    Es verschlug ihm die Sprache, als seine Frau ihn plötzlich umarmte. Bertrada vergrub ihr feuerrot gewordenes Gesicht in seinem Bart. Sie schämte sich, daß sie noch einen Augenblick zuvor Pippin wieder einmal als einen Gegner angesehen hatte. In den vielen Jahren ihrer Ehe hatte es keinen einzigen Anlaß gegeben, an der Lauterkeit seiner Absichten ihr gegenüber zu zweifeln. Er war ein guter Mann, und er hatte sich ihre Zuneigung redlich verdient.
    Das Jahr darauf brachte im Frankenreich nicht nur viele Veränderungen in der Verwaltung, sondern auch innerhalb der königlichen Familie. Selbst Außenstehenden fiel auf, wie liebevoll die Königin mit ihrem Gemahl umging. Man sah die beiden jetzt immer zusammen. Bertrada, die früher oft länger auf einer Pfalz oder auf den Gütern zu Mürlenbach und Prüm geweilt hatte, begleitete ihren Gemahl inzwischen überallhin. So reisten beide zusammen mit den Söhnen im Sommer nach Rom, um die Reliquien des heiligen Germanus ins Frankenland zu überführen. Als Sohn Karl beim Sprung in die ausgehobene Grube einen Milchzahn verlor, bestand er darauf, ihn zu den Reliquien des Heiligen zu legen.
    Teles, inzwischen ein freier Mann, hatte sich auf den Namen Martinus taufen lassen und

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