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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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glaubte, daß Karl Unrechtes von ihm verlangte oder ihm übel wollte. Nein, sie würde Karlmann doch lieber nicht holen lassen. Gerade die Abwesenheit der Eltern könnte die beiden Jungen jetzt zusammenschweißen.
    Sie dachte oft an Pippins Bruder Karlmann. Jeder Augenblick der letzten Stunden, die sie miteinander verbracht hatten, stand ihr klar vor Augen. Auf der Haut schien sie noch den derben Stoff seiner Mönchskutte zu spüren und auf dem Mund den keuschen Kuß, mit dem er sich von ihr und der Welt verabschiedet hatte. Vor allem in den ersten Tagen fiel es ihr nicht leicht, ihre Trauer zu verbergen. Immer wieder rief sie sich selbst zur Ordnung, wenn sie sich in Tagträumen verlor und sich auszumalen begann, wie ihr Leben wohl verlaufen wäre, wenn sie Pippins älteren Bruder hätte heiraten können. Auch er wäre dann ein König geworden. Vielleicht hätte ihre Liebe ausgereicht, ihn von den Qualen zu befreien, die sein Inneres zerfressen zu haben schienen. Vielleicht hätte sie ihn retten können. Sie ertappte sich dabei, daß sie Teles über den Mönch mit der feurigen Narbe ausfragte. Dabei machte sie eine erstaunliche Entdeckung: Es war Karlmann gewesen, der dreizehn Jahre zuvor im Süden Austriens seiner Flucht ein Ende bereitet hatte. »Er war ein guter Mensch«, versicherte Teles. Er habe ihn nämlich nicht in die Abtei zurückgeschickt, aus der er geflüchtet sei, sondern nach Vienne zum guten Vater Thomas.
    Bertrada entging nicht, daß Mathilde sich oft in Teles' Nähe aufhielt und dem Sklaven manchen Leckerbissen von der herrschaftlichen Tafel zusteckte. Sie hoffte, daß der Vater ihrer Kammerfrau weniger aufmerksam war. Er hatte zwar sehr seltsame Vorstellungen vom Umgang mit Sklaven und Hörigen, aber er würde Teles mit Sicherheit auspeitschen lassen, wenn er auch nur ahnte, daß der Grieche die Hand küßte, die ihn fütterte.
    »Du wirst ihn nie heiraten können«, sagte Bertrada eines Abends unvermittelt, als ihr Mathilde beim Auskleiden half.
    Mathilde ließ vor Schreck die Fibel fallen, die sie gerade von Bertradas Kleid entfernt hatte, und starrte die Herrin mit ihren verquollenen Schweinsäuglein erschrocken an.
    »Ich kann keine Sklavin als Kammerfrau beschäftigen«, fuhr Bertrada in gleichmütigem Ton fort. »Laß also niemanden etwas merken, auch mich nicht«, und damit war das Thema für sie vorerst erledigt.
    Natürlich wurde sie über alles unterrichtet, was sich in Pippins Leben zutrug. Zwei reitende Boten brachten ständig Nachrichten von einem zum anderen. So erfuhr sie, daß Aistulf jegliche Verhandlungen abgelehnt und Pippin ihm daher den Kampf angesagt hatte. Manchmal, wenn sie in der Herbstsonne durch die friedliche burgundische Landschaft ritt, fragte sie sich, ob Krieg und Streit wohl jemals ein Ende finden würden. Sie wünschte sich, Pippin hätte bereits sämtliche umliegenden Länder erobert und befriedet. Dann würden ihre Söhne dereinst mit allen Völkern in Eintracht leben können.
    Beunruhigt dachte sie daran, daß Pippin wegen der innerfränkischen Widerstände nur ein kleines Heer in den Süden hatte mitnehmen können. Deshalb war sie sehr erleichtert, als sie vernahm, daß der fränkische König seinen Gegenspieler König Aistulf schon nach kurzer Zeit in dessen Hauptstadt Pavia eingeschlossen hatte. Der Langobardenführer gab schließlich auf und erklärte sich bereit, Pippin jene Gebiete zu überlassen, die er selbst erst vor kurzem den Byzantinern abgenommen hatte. Er wollte die fränkische Oberhoheit anerkennen und einen Friedensvertrag unterzeichnen. Pippin schrieb Bertrada, daß er dem alten Fuchs Aistulf mißtraue und daher noch eine Weile in der Heiligen Stadt verweilen wolle. Seinen Vorschlag, zu ihm zu kommen, lehnte sie jedoch ab: Die Sehnsucht nach ihren Kindern locke sie nach Hause, schrieb sie ihm, und so brach auch er seinen Aufenthalt in Rom ab und traf sich mit ihr in der Abtei von Vienne.
    Dort ehrte er den letzten Wunsch seines Bruders und regelte die Überführung seines Leichnams nach Monte Cassino. Dem Kloster von Vienne schenkte er die Einkünfte der benachbarten Zollstellen und versprach dem Abt für das darauffolgende Jahr eine größere Geldsumme. Gleichzeitig untersagte er der Abtei, weiter ihre eigenen Silberdenare zu schlagen. Dies gelte künftig für alle Klostergemeinden und Grafschaften, erklärte er. Da dem Durcheinander der unterschiedlichen Währungen im Frankenland ein Ende gesetzt werden solle, sei er mit seinem Kämmerer

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