Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
Vom Netzwerk:
Mathilde tatsächlich geheiratet. Allerdings fiel Bertrada auf, daß ihre Kammerfrau in letzter Zeit das Gespräch immer häufiger auf griechische Götter brachte.
    »Zeus und Donar sind sich so ähnlich, daß man meinen möchte, es handle sich um ein- und denselben Gott«, sagte sie, als sie im Dezember gerade mit Bertrada eine weitere Reise nach Prüm vorbereitete. Das Königspaar hatte an diesem Tag beschlossen, Weihnachten dort zu verbringen, für Bertrada ein Grund, besonders aufgeräumt zu sein. Sie betrachtete den Eifelgau immer noch als ihre eigentliche Heimat.
    »Beide sind keine Götter, sondern Erfindungen«, wies sie ihre Kammerfrau zurecht.
    »Natürlich«, beeilte sich Mathilde zu sagen. »Und Donars Gemahlin Sif ist ja auch ganz anders als Hera.«
    Am selben Abend brachte ein Bote während des Essens ein Schreiben von Papst Stephan. Pippin las es, stieß einen Fluch aus und schleuderte das Pergament auf den Boden. Bertrada hob es auf, las es ebenfalls und murmelte eine Verwünschung. König Aistulf hatte sich nicht an den Friedensvertrag gehalten, sondern bedrohte Rom erneut mit seinen Truppen.
    »Ich gehe nicht dorthin. Diesmal soll der Papst gefälligst allein mit den Langobarden fertigwerden!« murrte Pippin. Doch nacheinander trafen in den nächsten Tagen drei lange Bittbriefe aus Rom ein. Der letzte war als eigenhändiges Schreiben des Apostels Petrus aufgemacht.
    »Ich, Petrus, der für Jesus Christus Qualen erlitten hat, beschwöre und ermahne Euch, meine Adoptivsöhne, Pippin, Karl und Karlmann, als christliche Herrscher, verteidigt das mir von Gott anvertraute Volk und schützt meine Begräbnisstätte vor der Entweihung durch das abscheuliche Volk der Langobarden.«
    »Karl und Karlmann!« rief Bertrada empört. »Karl ist noch keine acht Jahre alt und Karlmann erst fünf! Stellt sich der Heilige Vater etwa vor, daß meine Söhne mit ihren Kinderschwertern gegen die Langobarden kämpfen sollen?«
    Pippin griff nach ihrer Hand und küßte sie.
    »Ich werde morgen eine Truppe zusammenstellen«, sagte er leise, »und Aistulf ein für allemal in die Schranken weisen. Ich darf Petrus schließlich nicht im Stich lassen.«
    »Dann begleite ich dich!« entschied Bertrada.
    Pippin schüttelte den Kopf.
    »Du feierst mit den Kindern in Prüm Weihnachten. Alles ist schon dafür vorbereitet. Und ich möchte dich keinen Gefahren aussetzen, weder durch Langobarden noch durch den Winter im Feld.«
    Es erstaunte ihn insgeheim selbst, daß er sie bei diesem Feldzug nicht dabeihaben wollte.
    In jener Nacht schreckte Bertrada aus einem Traum hoch. Sie schlang die Arme um ihren schlafenden Mann und schrie:
    »Pippin, wach auf! Ich möchte dich nicht verlieren!«
    Gewohnt, bei der leisesten Störung sofort hellwach zu sein, fragte Pippin besorgt: »Was ist dir?«
    Sie bedeckte sein Gesicht mit Küssen. Tränen liefen ihr die Wangen hinunter, und sie zitterte am ganzen Leib.
    »Liebe mich, Pippin, liebe mich!«
    Er unterdrückte einen Seufzer.
    »Bertrada, die Nacht ist kurz und …«
    »Ach, Pippin, ich liebe dich doch so!«
    Er zog sie an sich, strich ihr tröstend über das Haar und schlief beinah augenblicklich wieder ein. Bevor er in die Bewußtlosigkeit zurückglitt, ging ihm noch kurz durch den Kopf, daß seine Frau zum ersten Mal die Worte ausgesprochen hatte, nach denen er sich so lange schon sehnte, aber daß diese ihn jetzt seltsamerweise nicht einmal dazu bewegen konnten, wach zu bleiben.
    Bertrada gebot ihren Tränen Einhalt. Sie weinte nicht oft. Nach dem Tod von Pippins Bruder hatte es nur einen Anlaß gegeben, bei dem sie ihren Tränen freien Lauf gelassen hatte, nämlich als ihre beiden Söhne mit richtigen Schwertern aufeinander losgegangen waren. Und das, obwohl sie beiden den Schwur abgenommen hatte, einander niemals zu bekämpfen, nicht einmal zu Übungszwecken. Und jetzt hatte der kleine Karlmann eine häßliche Narbe auf dem rechten Oberschenkel. Pippin hatte versucht, Bertrada zu beruhigen.
    »Mein Bruder und ich haben als Kinder auch viel miteinander gestritten und gekämpft. Ich habe ihm sogar das Gesicht zerschnitten! Wußtest du, daß seine Narbe daher stammte? Aber später haben wir uns vorzüglich vertragen, als es darum ging, das Reich zu einigen.«
    Bestürzt hatte Bertrada ihren Mann angesehen. Es konnte doch nicht sein, daß er die letzte Begegnung mit dem Bruder vergessen hatte! Daß er ihn festgesetzt und sogar mit der Hinrichtung bedroht hatte!
    »Und ich ehre sein Andenken

Weitere Kostenlose Bücher