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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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vorbei, am Krankenzimmer vorbei. Durch den Eingangsbereich. Auf den Parklatz. Dort machen sie alle Halt und warten, während Cora ihr Auto aufschließt.
    Als der Junge und das Mädchen auf der Rückbank sitzen, gibt Cora Gas. Kies spritzt auf und prasselt in die Menge. Noch bevor sie das Tor im Maschendrahtzaun durchfahren hat, nähert sich Sirenengeheul.
    Niemand hat gewusst, dass Cora Reynolds so gut vorbereitet war. Modell Betty saß bereits auf dem Beifahrersitz, ein Kopftuch über die roten Haare gebunden, eine schwarze Sonnenbrille auf der Gumminase. Eine Zigarette zwischen den knallroten Lippen. Diese Französin, die von den Toten zurückgekehrt war. Gerettet und angeschnallt, damit ihr Torso in der Senkrechten blieb.
    Diese Person, die zu einem Objekt gemacht worden war, jetzt wieder zu einer Person gemacht.
    Die verkrüppelten Stofftiere, die räudigen Tiger und verwaisten Bären und Pinguine, alle im Heckfenster aufgereiht. Darunter eine Katze, die in der Sonne schlief. Alle winkten zum Abschied.
    Cora jagt mit schlingernden Hinterreifen auf die Autobahn, sie fahrt schon doppelt so schnell wie zulässig. Die viertürige braune Limousine verfolgt von einem Rattenschwanz von Streifenwagen mit rot und blau flackernden Lichtern. Hubschrauber. Wütende Polizisten in zivilen Dienstwagen. Kamerateams in weißen Ü-Wagen mit einer großen Zahl an der Flanke.
    Schon ist sicher, dass Cora nicht gewinnen kann. Sie hat das Mädchen. Sie hat den Jungen. Sie hat die Pistole.
    Auch wenn ihr das Benzin ausgeht, wird niemand sich an ihren Kindern vergehen.
    Auch wenn man ihr die Reifen zerschießt. Auch dann wird sie ihre Silikonkörper zersieben. Ihre Gesichter. Ihre Brustwarzen und Nasen. Cora wird von den Kindern nichts übrig lassen, in das irgendein Mann noch seinen Schwanz stecken will. Mit Modell Betty wird sie dasselbe machen.
    Und dann wird sie sich selbst erschießen. Um sie zu retten.
    Bitte versteht mich recht. Niemand sagt, es war richtig, was Cora Reynolds getan hat.
    Es sagt auch niemand, dass Cora Reynolds keine Schraube locker hatte. Aber gewonnen hat sie trotzdem.
    So sind die Menschen - machen Objekte zu Menschen, Menschen zu Objekten. Hin und her. Wie du mir, so ich dir.
    Wenn die Polizei zu nahe herankommt, wird sie Folgendes finden: Die Kinder verstümmelt. Alle Insassen tot. Die Tiere mit ihrem Blut getränkt. Tot, alle miteinander.
    Aber bis dahin hat Cora noch einen Tank voll Benzin. Eine Tüte Kokain aus der Asservatenkammer, das sie wach halten wird. Eine Tüte Sandwichs. Ein paar Flaschen Wasser und die im Schlaf schnurrende Katze.
    Sie hat nur ein paar Stunden Autobahn zwischen sich und Kanada.
    Vor allem aber hat Cora Reynolds ihre Familie.

10
    Mutter Natur schlüpft in ein schwarzes Jäckchen. Etwas Militärisches, vielleicht auch ein Eislaufkostüm, schwarzer Stoff mit einer Doppelreihe Messingknöpfe auf der Brust. Eine Tambourmajorin in schwarzem Samt, die gespaltene Nase von dunkelrotem Schorf zusammengehalten. Sie manövriert die Arme in die langen Ärmel und sagt zu Sankt Prolaps: »Knöpfst du mich zu?«
    Sie wedelt mit dem, was von ihren Händen übrig ist, und sagt: »Ich hab nicht mehr genug Finger.«
    Ihre Finger sind nur noch Stümpfe. Alle bis auf die Zeigefinger, die sie zum Telefonieren braucht, wenn sie berühmt sein wird. Und um Geldautomaten zu bedienen. Schon reduziert der Ruhm sie von etwas Dreidimensionalem zu etwas Flachem.
    Mutter Natur, Sankt Prolaps, Reverend Gottlos, wir alle kleiden uns in Schwarz, bevor wir Mr. Whittier in den Keller tragen. Bevor wir diese nächste wichtige Szene spielen.
    Nebensache, dass unser Begräbnis nur eine Probe ist. Wir sind nur Doubles für das echte Begräbnis, das nach unserer Befreiung von Filmstars vor Filmkameras gespielt werden wird. Dadurch, dass wir Mr. Whittier einwickeln und zuschnüren und zu einer kleinen Feier in den Keller tragen, erleben wir alle das Gleiche. Und können den Reportern und Polizisten alle dieselbe tragische Geschichte erzählen.
    Ob Mr. Whittier stinkt oder nicht, ist schwer zu sagen. Miss Rotz und Reverend Gottlos tragen die Mylar-Tüten mit verdorbenem Essen, aus jeder Tüte trieft stinkender Schleim. Stinkende Tropfen und Rinnsale hinter sich herziehend, tragen sie die Tüten durchs Foyer zu den Toiletten und spülen sie runter.
    »Manchmal ist es ein Vorteil«, sagt Miss Rotz und schnieft lautstark, »wenn man nichts riechen kann.«
    Das geht ganz gut, immer eine Tüte nach der anderen. Bis Reverend

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