Die Kolonie Der Catteni
Köchin zu den verschiedenen Märkten, um frische Lebensmittel einzukaufen. Dabei hatte sie aufmerksam zugeschaut und sich die Grundkenntnisse eingeprägt. Wenig später, als sie vor dem Flitzer des Kommandanten stand, hatte sie der Versuchung nicht widerstehen können. Sie hatte es auch gar nicht versucht. Genauso wie Oscar Wilde konnte sie allem widerstehen außer der Versuchung. Ihr Wissen über Englische Literatur nutzte ihr jetzt wenig. Es waren die außerschulischen Themen wie Orientierung oder Überlebenstraining, über das ihre Mutter sich immer lustig gemacht hatte, und ihr Karatekurs, die ihr jetzt unschätzbare Dienste leisteten. Zum Beispiel beim Ausschalten von Bewohnern von Hochschwerkraftplaneten. Sie blickte auf Mahomet hinunter, der bisher auch nicht einen Muskel gerührt hatte. Die Blutung hatte offenbar aufgehört.
Sie dachte, daß die Stadt mit ihren hell beleuchteten architektonischen Prunkstücken recht hübsch aussah. Nicht, daß das riesige Hauptquartier der Catteni, welches den Mittelpunkt des Speichenradgrundrisses von Barevi City bildete, irgendwelche Schönheitspreise hätte erringen können. In der Stadt schienen eine Menge Lichter zu brennen, aber vielleicht entstand dieser Eindruck auch nur dadurch, daß sie alles aus großer Höhe überblicken konnte und nicht mittendrin stand. Hingegen gab es in den Außenbezirken, denen sie sich näherte, nicht genug Licht, um einen günstigen Landeplatz zu finden. Nun, sie würde nach einem der Versammlungsplätze Ausschau halten. Sie wurden gewöhnlich von den Bäumen gesäumt, die man angepflanzt hatte, damit die Zuschauer bei den Zeremonien der Catteni ein wenig Schatten fanden. Dort gab es genügend Platz, um mit einem Flitzer sicher zu landen. Seltsamerweise sah sie nicht viele Flitzer, die sich aus der gleichen Richtung wie sie der Stadt näherten. Nun, sie kam direkt aus dem Dschungel. Aber eine größere Anzahl schwerer Militärmaschinen kam offensichtlich vom Catteni-Hauptquartier.
Als sie die Tür des Flitzers öffnete, erkannte sie, daß irgend etwas im Gange war. Es herrschte ein erheblicher Lärm, und er klang irgendwie bedrohlich. Natürlich erschienen derartige Geräusche aus der Ferne immer gefährlicher, als sie es in Wirklichkeit waren. Sie würde sich beeilen und wäre in Nullkommanichts wieder gestartet und auf dem Rückweg zu ihrem Versteck.
Sie griff nach dem Strick, den sie in einem der Schließfächer gefunden hatte, und schlang ihn um Mahomets Füße.
Dann band sie ihn an einem Baumstamm fest. Sie wuchtete seine Füße und seine Beine nach draußen, aber sein Gesäß blieb an der Unterkante des Türrahmens hängen. Sie war so eifrig damit beschäftigt, seinen Hintern über das Hindernis zu ziehen und zu zerren, daß sie nicht bemerkte, wie nahe der Lärm mittlerweile gerückt war. Desgleichen die Lichter. Sogar der ansonsten dunkle Versammlungsplatz hatte sich erhellt. Sie schaute auf die Straßen hinunter, die zu dem Platz führten, und sah zahlreiche Lichter. Fackeln? Und das Dröhnen war beängstigend. Was war los in Barevi City?
Der Lärm trieb sie an, ihre Bemühungen, Mahomet aus dem Flitzer zu ziehen, zu verdoppeln. Sein Körper mußte eine halbe Tonne wiegen, denn sie konnte ihn keinen Millimeter bewegen. Der Lärm kam offensichtlich auf diesen Platz zu, desgleichen der gesamte Luftverkehr. Sie stieg über seinen reglosen Körper und versuchte, seinen Rumpf anzuheben und aus der Tür zu wuchten. Er würde nur einen halben Meter tief fallen und würde sich dank seines harten Schädels nicht verletzen. Keuchend stemmte sie die Füße gegen den Pilotensessel und versuchte alles mögliche, um Mahomet hinauszuschieben.
Lärm und Licht konzentrierten sich am anderen Ende des Versammlungsplatzes. Sie sollte ihn lieber wieder hereinholen und verschwinden! Sie beugte sich über seinen Körper, löste den Strick von seinen Füßen und wollte die Beine in den Flitzer zurückzerren, als sie das Dröhnen eines großen Fliegers über sich hörte und den Luftdruck spürte. Sie war vor Anstrengung außer Atem und hatte keine Zeit mehr, Mund und Nase zu bedecken, bevor die ersten süßlich und nur zu vertraut riechenden Schwaden sich in der Luft ringsum verteilten. Sie brach über den Beinen ihres Opfers zusammen und fragte sich in ihrem letzten wachen Moment, weshalb sie so dumm gewesen war, ihre Freiheit für einen hochrangigen Catteni aufs Spiel zu setzen!
Kapitel Zwei
Der unbeschreibliche Gestank von vielen
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