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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Schätzungen darüber erbeten,
wie lange es dauern würde, bis folgende Waffengattungen gegen
argentinische Schlüsselpositionen militärischer,
industrieller, kommerzieller Art bzw. gegen Ballungszentren
mobilisiert, aufmarschiert und einsatzbereit sind:
    1. Die Luftwaffe allein für nichtnukleare Einsätze an
einem oder an sämtlichen obigen Punkten.
    2. Kombinierte Luft/Seestreitkräfte zum Blockieren der
argentinischen Häfen sowie des Verkehrs auf Schiene und
Straße.
    3. Kombinierte Luft-, Land- und Seestreitkräfte, um
bestimmte Gebiete auf argentinischem Boden zu besetzen und zu
verteidigen.
    - Diktiert jedoch nicht gezeichnet von
Direktor E. De Paolo

 
22. Kapitel
     
     
    David saß mit dem Rücken gegen einen dicken Baumstamm
gelehnt und ließ sich von der Nachmittagssonne wärmen.
Über das flache, fast profillose Land wehte eine ständige
Brise. Auch war die Ebene fast ohne Bäume bis auf die wenigen,
die auf der Hacienda standen.
    Am Horizont türmten sich graue Wolken, dort, wo die Berge im
Dunst schwebten, ihre blauweißen Schneekappen scheinbar in der
Luft, losgelöst von der übrigen Welt.
    Aber er beobachtete die Szene mit gespannter Aufmerksamkeit,
insbesondere die Hacienda und die Leute, die aus und ein gingen. Die
meisten waren Soldaten in olivbraunen Uniformen.
    Ich wollte zur Weltregierung nach Messina und bin in
irgendeinem Revolutionsnest in Argentinien gelandet, sagte sich
David. Ein Irrtum von 10.000 Kilometern in der Navigation.
    Er hatte sich absichtlich von den übrigen Passagieren
abgesetzt, die sich zusammenrotteten und blökten wie Schafe. Sie
aßen, wenn man sie aufforderte, und versuchten ihre Furcht zu
verbergen. Sie klatschten und erfanden Gerüchte. David
wußte, daß er allein sein mußte, wenn sich eine
Chance zur Flucht bieten sollte, um die Gelegenheit beim Schopf zu
fassen, sonst würden ihm die anderen im Wege sein.
    Und er wußte auch bereits, wie er entkommen konnte. Es war
ziemlich einfach. Vor der Hacienda parkten einige Autos, und was noch
besser war, mehrere Elektrokräder. Nur ein einziger Mann
lungerte als Wache am Tor herum, und er schien viel eher daran
interessiert, Kette zu rauchen und mit den weiblichen Geiseln zu
flirten als aufzupassen.
    Doch wohin des Weges? Das ist die Frage. Er hatte keine
Ahnung, wo sie sich in bezug auf irgendein vernünftiges Ziel
befanden. Seine Computerverbindung funktionierte immer noch nicht,
und der Gedanke trieb ihn schier an den Rand der Verzweiflung. Ich
bin allein, dachte er, ganz allein in einer Welt, wo mehr als
sieben Milliarden Menschen leben. Keiner würde ihm sagen,
was er wissen mußte, keiner konnte Kontakt mit ihm aufnehmen
und all jene Daten über Geographie, über die politische
Lage, über Straßenkarten, Wetterbedingungen und all die
Millionen Details, über die er Bescheid wissen mußte,
bevor er überhaupt versuchen konnte, zu fliehen.
    Blind davonlaufen kam überhaupt nicht in Frage. Das war
sinnlos, der Weg hätte geradewegs in den Tod oder erneut in
Gefangenschaft geführt.
    Dann erblickte er Bahjat, die von der Hacienda kommend langsam in
das leere Grasland hinausschritt, das sich nach allen Seiten
ausdehnte. Zwei Soldaten folgten ihr, mit Karabinern über den
Schultern.
    Sie hat eine Leibwache? fragte sich David. Warum wohl?
Von welcher Seite sollte ihr Gefahr drohen? Von den Passagieren? Oder
ist sie jetzt eine Gefangene?
    Er hatte bereits früher einige der Entführer beobachtet,
die sich frei auf dem Grundstück herumtrieben, ohne Soldaten auf
den Fersen. Also ist sie keine Gefangene. Vielleicht ist es eine
Art Ehrenwache. Sie ist ihr Anführer.
    Aber sie machte keinen fröhlichen Eindruck. In ihrem
hübschen Gesicht stand Kummer und Ausweglosigkeit
geschrieben.
    Irgend etwas mußte mit ihr passiert sein. Sie
weiß…
    David setzte sich kerzengerade auf. Sie weiß eine ganze
Menge! wurde ihm plötzlich bewußt. Sie weiß
alles, was ich brauche, um hier wegzukommen. In diesem hübschen
Köpfchen steckt ein Computer, in dem alle Informationen
gespeichert sind, die ich brauche.
    David kam sich plötzlich wie ein Löwe vor, der im hohen,
vergilbenden Gras sitzt und geduldig seine Beute belauert.
    Bahjat schritt langsam und ziellos dahin, wobei sie blicklos
geradeaus starrte. David beobachtete und wartete. Die Sonne neigte
sich gen Westen, versank in grauen Wolken, und der Wind frischte auf.
David ignorierte die Kühle und die zunehmende Schwüle der
Luft, ignorierte auch den nagenden Hunger in seiner

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