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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Multis regiert.«
    David schüttelte den Kopf. »Ich kenne alle
einschlägigen Daten, und ich kenne die Vorhersagen. Die Welt
verfügt nicht über ausreichende Vorräte, um noch mehr
Menschen zu ernähren. Es gibt einfach nicht genug Lebensmittel.
Selbst wenn man die Ration drastisch kürzt, würde es hinten
und vorn nicht reichen – nicht für mehr als sieben
Milliarden. Der Hunger ist unvermeidlich.«
    »Nein. Das darf nicht sein. Wir werden es nicht
zulassen!«
    Der Mond stand jetzt bereits hoch über dem Horizont. Es war
nahezu Vollmond, und in dem milden Licht konnte David ihr Gesicht
sehen. Sie war schön, sehr schön sogar, trotz Angst und
Zorn, die ihr im Gesicht geschrieben standen.
    »Der Wunsch allein genügt aber nicht«, sagte er so
behutsam, wie er es nur fertigbrachte. »Es gibt keine
Möglichkeit, die herannahende Katastrophe zu verhindern. Es ist
bereits zu spät, um sie aufzuhalten. Schon seit vielen
Jahren.«
    »Das ist unmenschlich«, sagte sie. »Sie sind
unmenschlich!«
    Bahjat rappelte sich hoch und stapfte auf die Hacienda zu.
    David blickte ihr einen Augenblick lang nach. Sie ist so naiv
wie leidenschaftlich, dachte er. Dann wandte er sich wieder dem
Mond zu und grinste ihn schelmisch an.
     
    Bahjat wurde mit der Sonne wach, streckte sich verschlafen und
schaute sich dann in ihrem Schlafzimmer um. Einen Augenblick lang
wußte sie nicht, wo sie sich befand und warum sie sich an
diesem fremden Ort befand. Das Zimmer war klein, aber gemütlich.
Die Vorhänge waren einen Spaltbreit offen und ließen das
Morgenlicht herein.
    Sie kletterte aus dem viel zu hohen, viel zu weichen Bett und
betrachtete sich von Kopf bis Fuß in dem großen Spiegel,
der in die Tür eingelassen war. Schon immer hatte sie sich die
etwas fülligere Figur eines Filmstars gewünscht. Aber sie
war klein, schmalhüftig, mit fast knabenhafter Brust. Ihre Figur
war nicht besonders zum Kinderkriegen geeignet. So tuschelten die
älteren Weiber im Hause unter sich.
    In einer Ecke des Raumes befand sich eine Duschkabine aus Metall,
die offensichtlich viel später eingebaut worden war. Blanke
Rohre ragten aus der Kabine und verschwanden in schlecht verputzten
Öffnungen in der Wand.
    Während sie auf die Duschkabine zuging, schritt Bahjat am
Fenster vorbei und warf einen Blick nach draußen. Er sitzt
immer noch da! Sie trat ans Fenster und stellte sich hinter die
halb geöffneten Vorhänge. Dieser Narr muß die
ganze Nacht draußen verbracht haben. Er lag auf dem
Rücken, die Hände im Nacken gefaltet. Bahjat mußte
lächeln. Er hat seinen ersten Sonnenaufgang verschlafen. Dann aber dachte sie, wahrscheinlich hat er noch nie etwas von
Tau oder Nachtkühle gehört, und wahrscheinlich hat er eine
Erkältung erwischt, oder gar eine Lungenentzündung. Wie
dumm von ihm, die ganze Nacht im Freien zu verbringen!
    Dann hatte sie geduscht und sich angekleidet. Sie trug dieselbe
Bluse und den gleichen Rock. Und sie beschloß, hinauszugehen
und nach dem Rechten zu sehen.
    Doch als sie die breite, nackte Holztreppe hinunterstieg, die in
die Halle der Hacienda führte, kam ihr einer der Uniformierten,
ein Offizier, lächelnd entgegen und sagte: »El
Libertador wünscht Sie dringend zu sprechen.«
    Bahjat ließ alle Gedanken fahren und folgte dem Offizier in
den Ballraum, wo sie El Libertador zum erstenmal
gegenübergestanden hatte. Die Bilder, die Leuchter und die
steiflehnigen Stühle hingen und standen wie immer an der
getäfelten Wand, doch niemand war zu sehen.
    »Wo…«
    Der Offizier lächelte erneut und drückte auf einen Knopf
in der Täfelung neben der Tür.
    Ein Stück der Täfelung glitt beiseite und enthüllte
einen leeren Bildschirm. Bahjat sah zu, während der Offizier
einen Stuhl vor den Bildschirm stellte, sich leicht gegen sie
verneigte und den Raum verließ. Er schloß die Tür
leise hinter sich.
    Plötzlich begann der Bildschirm zu flimmern, dann tauchte das
dreidimensionale Bild von El Libertador auf. Es war, als
hätte sich im Raum eine Art Alkoven gebildet, und da saß
er an einem altersgrauen Metalltisch. Die Wand hinter seinem
Rücken war von einem verschossenen Grün, und Bahjat konnte
sogar Risse in ihr erkennen.
    Sie mögen über holografische Sender verfügen, dachte sie, aber er lebt sicher nicht in Luxus.
    Jetzt sah er nicht halb so alt aus wie früher. Wahrscheinlich hat er ausgeschlafen. Aber er scheint bereits zu
dieser frühen Stunde hellwach und aktiv zu sein. Nach der
Beleuchtung in seinem Raum zu urteilen

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