Die Kolonie
Lastern draußen waren.
Hätte nicht gedacht, daß sich in den Panzerwagen ein
paar Weißärsche verstecken, haderte Lacey mit sich. Die Mistviecher müssen den Braten gerochen haben,
während wir meinten, sie wären alle oben.
In seinem Befehlsstand im Keller des Plaza verfolgte Leo die
Ereignisse über eine Doppelreihe von 72 Bildtelefonen.
Operatoren beugten sich über die einzelnen Bildschirme, gaben
Befehle weiter oder erstatteten Lagebericht, so wie die Berichte
eingingen. Leo ging zwischen den Apparaten auf und ab, nahm hie und
da einen Hörer ab, um mit seinen Unterführern zu sprechen,
so oft er dies für nötig hielt.
Es war alles viel besser gelaufen, als er erwartet hatte. Die
Stadt wurde im Schlaf überrascht. Die Zeughäuser der
Nationalgarde waren bis auf zwei in ihrer Hand. Auch die meisten
Polizeireviere waren besetzt oder zerstört.
Das Rathaus war gestürmt und bis auf die Grundmauern
niedergebrannt worden, als die Guerillas merkten, daß der
Bürgermeister und seine Frau nicht anwesend waren. Keiner
wußte, wo sie sich aufhielten.
Der Gebäudekomplex in der Innenstadt war eine härtere
Nuß. Das Polizeihauptquartier war eine Festung, und die Bullen
schossen zurück. Irgend jemand war hell genug gewesen, um einen
Hilferuf über Funk auszustrahlen. Doch die Bildschirme, die Leo
pausenlos beobachtete, verrieten ihm, daß alle Brücken und
Tunnels, die Manhattan mit der übrigen Stadt verbanden, entweder
blockiert oder von seinen Truppen besetzt waren.
Okay, dachte er, wir können Manhattan ein paar Tage
lang halten. Bis die Lebensmittel knapp werden. Dann teilen wir uns
und lassen die regulären Truppen rein. Natürlich wird die
Hölle los sein, wenn sie kommen. Jeder, der ein schwarzes
Gesicht hat, wird dran glauben müssen. Aber sie werden nicht
mehr viel vorfinden, das ist einmal sicher.
Er schritt breitbeinig durch den Raum und drehte den Kopf hin und
her, um ja keinen Bildschirm zu verpassen. Auf den einzelnen Schirmen
spielten sich höllische Szenen ab.
Die Bibliothek in der 42. Straße stand in Flammen, aus dem
zerstörten Dach schlugen meterhohe Flammen, und dicker,
schwarzer Rauch stieg auf.
Am Eingang an der Fifth Avenue hatte jemand einen der steinernen
Löwen geköpft. Die Skulptur lag am Boden, ohne Kopf,
umgeben von einem Meer von Steinsplittern.
Ganze Gruppen von Menschen, von Panik erfaßt, rannten
schreiend durch die Straßen und suchten nach einem sicheren
Ort. Aber es gab keinen Schutz. Guerillas, Polizisten und die
Nationalgarde lieferten sich Feuergefechte auf den Gehsteigen, in den
Straßen, zwischen den Hügeln des Central Parks. Junge
Schwarze warfen Fensterscheiben ein, setzten Busse in Brand,
zertrümmerten Möbel und warfen sie aus den Fenstern der
Apartmenthäuser.
Die Bürohäuser der Weltregierung am ehemaligen UN-Platz
waren bereits in Brand gesteckt und qualmten. Irgend jemand hatte den
Platz mit Molotowcocktails gepflastert.
An einer anderen Stelle schossen Schwarze auf Schwarze. Die
Straßenbanden, die Leo zu einer schlagkräftigen Gruppe
zusammengeschweißt hatte, fielen auseinander, alter Haß
flammte wieder auf und artete in Gewalt aus, sobald zu erkennen war,
daß der Widerstand der Weißen eher zusammenbrach als
erwartet. Die sind nicht mehr zu halten, dachte Leo. Wollt’ jetzt in keines Weißen Haut stecken.
Aus ihrem Hotelfenster beobachteten David und Bahjat die
Kämpfe, die kurz in der Fifth Avenue aufflackerten. Ein einziger
Streifenwagen mit Sirene war durch die Straßen gefahren,
gefolgt von vier anderen Wagen. Der Fahrer, wahrscheinlich
angeschossen, verlor die Herrschaft über das Steuer, schnitt die
Kurve und knallte gegen die Fensterscheibe eines Kaufhauses. Zwei
Polizeibeamte krochen aus dem Wrack, während die anderen Wagen
um sie herum auf dem Gehsteig auffuhren. Etwa ein Dutzend junger
Schwarzer kletterte aus den Wagen. Einer von ihnen warf etwas in das
verunglückte Polizeifahrzeug, das sofort in Flammen aufging. Die
Druckwelle warf beide Polizisten zu Boden, und ihre Kleider fingen
Feuer. Die anderen aber bildeten einen Kreis um sie und schauten
johlend zu, wie die Polizisten verbrannten.
Bahjat legte die Hände auf die Ohren, und David zog sie fest
an sich. Trotzdem konnte sie die verzweifelten Rufe der brennenden
Polizisten hören. David aber konnte den Blick nicht von der
Szene wenden.
Ich will nicht weinen, und ich will auch nicht laufen, sagte Karin Bradford zu sich, während sie ihren Karabiner
umklammerte und
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