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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Gardisten, sondern Jugendliche, lauter
Schwarze, die aus automatischen Waffen und Sturmgewehren feuerten,
wie die Irren.
    Joey DiNardo prallte von der Brüstung zurück, anstelle
seines Gesichts gähnte ein blutiges Loch. Irgendwo explodierte
eine Handgranate, und Karin hörte hinter sich das Bellen des
schweren Maschinengewehrs, einen tödlichen, rhythmischen Takt.
Am Panzerwagen sprühten Funken, und ein paar Schwarze wurden
davongeschleudert wie Puppen.
    Sie konnte nichts sehen vor lauter Rauch und Tränen. In ihren
Ohren dröhnte es, ihr Magazin war leergeschossen. Sie merkte,
daß sie den Abzug bereits seit Sekunden festhielt, ohne
daß etwas passierte. Sie duckte sich hinter die Brüstung,
um sich vor den Querschlägern zu schützen, und versuchte
kriechend, zu Max und Garry zurückzugelangen.
    Die aber waren beide bereits tot. Das Maschinengewehr war
zerschossen. Plötzlich merkte Karin, daß der Lärm
aufgehört hatte. Sie blickte über die Schulter und
erblickte eine Handvoll Jugendlicher, mit rauchenden Waffen in der
Hand, die sie unverwandt anstarrten.
    Einer von ihnen entsicherte sein Gewehr.
    »Wart mal«, sagte der hochaufgeschossene, schmale
Bursche, der neben ihm stand. Er war schmaler als die anderen,
vermutlich ein Puortoricaner.
    Er trat zu Karin und stieß ihr mit dem Lauf seines
Sturmgewehrs den Helm aus der Stirn. Der Helm fiel auf den
blutbespritzten Asphalt, und ihr blondes Haar schimmerte im
Sonnenlicht.
    »Ich sagte dir doch, ’s is’n Mädchen.« Er
grinste.
    Karin wollte das Messer aus ihrem Stiefelschaft holen, aber sie
ergriffen sie, drehten ihr die Arme auf den Rücken und rissen
ihr die Bluse vom Leib. Sie blieb stumm und begann erst zu schreien,
als sie ihr die Hose von den Hüften rissen und mit Gewalt ihre
Beine spreizten.
     
    Kiril Malekoff schlenderte durch den überdachten Gang, der
das 40. Stockwerk des europäischen Flügels im Hauptquartier
der Weltregierung mit dem 40. Stockwerk des afrikanischen
Flügels verband. Draußen, außerhalb der
getönten Glasdecke, die sich über den Gang wölbte,
knallte die unbarmherzige sizilianische Sonne auf die Landschaft, und
Stadt und Hügel lagen ungeschützt und kreidebleich in der
sengenden Sonne. Doch drinnen, im klimatisierten Gebäude, war
die Luft prickelnd kühl und die Feuchtigkeit auf ein
Mindestmaß reduziert. Malekoff aber bemühte sich weder um
die Temperatur noch um die Feuchtigkeit, als er an den staunenden
Sekretärinnen und geschäftigen Adjutanten vorbeischritt.
Doch als er Kowie Bowetos Allerheiligstes betrat, schlug ihm eine
unangenehme, fast unerträgliche Hitzewelle entgegen.
    »Wie können Sie nur in diesem Treibhaus arbeiten?«
fragte er, während er die schwere Holztür hinter sich
zuzog.
    Boweto blickte vom Bildschirm an seinem Tisch auf, wo ihm eine
verblüffte Sekretärin zu erklären versuchte, daß
Malekoff anscheinend seinen eigenen Weg ging.
    »Wie können Sie Temperaturen unter dem Gefrierpunkt
ertragen?« konterte er. »Und den Schnee?«
    »Wir haben, Sie sagen es, keine Freude daran. Wir müssen
es ertragen.« Malekoff ließ sich in einen Sessel fallen,
der vor Bowetos peinlich aufgeräumtem Mahagonitisch stand.
    Boweto lehnte sich in seinem mit Zebrafell überzogenen
Drehsessel zurück. In seinem breiten, knochigen Gesicht war
weder Ärger noch Verwunderung zu erkennen. »Sie sind
verstimmt. Die Aufstände in Amerika?«
    »Natürlich. Was denn sonst?«
    »Das ist Williams Problem, nicht das unsere… vorerst
nicht«, meinte Boweto. »Ich glaube, die amerikanische
Regierung hat die kanadische Armee um Hilfe gebeten.«
    »Was ist mit den Mexikanern?«
    Boweto schüttelte den Kopf. »Die Yankees
befürchten, daß ihre braunhäutigen Nachbarn im
Süden sich gegen die Weißen auf die Seite der Rebellen
schlagen. Keine Mexikaner. Im Gegenteil, ein Teil der amerikanischen
Armee wurde in aller Eile aufgeboten, um die Grenze nach Mexiko
abzuriegeln.«
    »Und inzwischen werden ihre Städte bis auf die
Grundmauern niedergebrannt! Himmel!«
    Boweto zuckte die Achseln und meinte: »Versuchen Sie, die
ganze Sache als einmaliges Experiment zur Stadtsanierung zu
betrachten.«
    »Wie können Sie nur so gelassen sein! Was, wenn dies der
Anfang einer weltweiten RUV-Bewegung ist? Was, wenn solche
Aufstände in Europa ausbrechen, oder in Afrika?«
    »Sie befürchten also nicht, daß sich die
Bürger der Sowjetunion offen gegen ihre Regierung
auflehnen?« fragte Boweto mit leisem Lächeln.
    Malekoff hob seine roten Brauen.

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