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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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für einen massiven Gegenangriff zusammenzog? Wie er
die Armee von Paulus umzingelte und vernichtete? Aha?! – Nun,
genau das wollen wir in New York exerzieren.«
    »Aber, Sir… das dürfte einige Tage dauern, nicht
wahr? Bis dahin könnten die Aufständischen eine Menge
unschuldiger Bürger umbringen.«
    »Das ist Krieg, Mann!« wetterte der Chef. »Wir sind
nicht da, um Geiseln freizukaufen.«
    »Vielleicht können wir dennoch etwas tun«, schlug
ein Luftwaffengeneral vor. »Vergasen, Nervengas einsetzen. Die
Taktische Luftwaffe könnte sie angreifen, um den Bürgern
der Stadt zu zeigen, daß wir sie nicht im Stich lassen, den
Rebellen Schwierigkeiten bereiten, um ein allgemeines Blutbad
während der Nacht zu verhüten.«
    Der Chef zuckte die Achseln. »Sehen Sie zu, was sich tun
läßt«, meinte er, mit einem dünnen
spöttischen Lächeln auf den Lippen. »Vielleicht ist es
eine gute Idee, den Feind während der Nacht zu verunsichern.
Inzwischen werden wir um New York herum einige Truppen und Waffen
zusammenziehen.«
    Der Luftwaffengeneral hing bereits am Telefon und erteilte mit
unterdrückter Stimme eindringlich seine Befehle.
    »Ich will diese Aufständischen greifen«, sagte der
Chef der kombinierten Streitkräfte und schloß die Hand zur
Faust. »Ich will sie in der Falle sehen, so sicher, daß
keiner entwischen kann. Kein einziger!« Er streckte nochmal die
Hand aus und ballte die Faust, bis seine Knöchel weiß
wurden.
    »Was ist mit den anderen Städten, Sir?«
    »Die örtlichen Streitkräfte müssen sich darum
kümmern. Die Kanadier schicken uns bereits Truppen über die
Grenze. Sie sollen Chicago stürmen. Das gibt genug Arbeit
für sie. Wenn die lokalen Streitkräfte mit ihrem Problem
nicht fertig werden, so sollen sie sich an die Weltregierung um Hilfe
wenden. Doch wir, meine Herren, wir wollen New York
zurückerobern, ohne fremde Hilfe. Nur wir wenigen, die
Elite.«
    Er blickte zur Landkarte hinauf und lächelte.
     
    »Überprüfe den Holland-Tunnel, hab ich
gesagt!« Leos Gesicht auf dem kleinen Bildschirm wirkte
gespannt, zornig und müde.
    Lacey saß vor einem Telefonpult im oberen Stockwerk der
Grand Central Station. Die große, geräumige Bahnhofshalle,
gewöhnlich rund um die Uhr geöffnet, war vollgestopft mit
verwundeten, schockierten, obdachlosen Menschen. Schwarze und
Weiße und Braune, Männer, Frauen und Kinder füllten
die große Halle randvoll.
    »He, Mann«, maulte Lacey, »ich komme gerade aus der
Stadt hier rauf. Soll ich jetzt vielleicht zurück? Ich bin
müde, Mann. Hatte den ganzen verdammten Tag genug zu
tun.«
    »Bin ich vielleicht besser dran?« erwiderte Leo heftig.
»Wir sind alle erschöpft, du Affe. Aber wir müssen
noch allerhand erledigen.«
    »Scheiße!«
    »Ja, ich weiß.« Leos düsterer Blick hellte
sich etwas auf. »Du willst etwas Spaß haben. Da sind eine
Menge Leute, die auf den Eroberer, auf einen Helden warten. Nun gut,
geh und kundschafte den Tunnel für mich aus. Sieh zu, ob wir ihn
halten können, wenn die Blaßärsche versuchen, in der
Nacht auf diesem Weg wiederzukommen. Nachher kannst du machen, was du
willst, das geht mich nichts an.«
    Lacey grinste. »Du sagst es!«
     
    Mit Einbruch der Dunkelheit wurden die Schreie lauter. David und
Bahjat vernahmen sie, diese Schreie des Schmerzes und der Angst, die
in den Betonschluchten in der Nähe ihres Hotelzimmers durch die
Straßen gellten. Sie versuchten zu ergründen, was vor sich
ging, aber die Schatten unter ihrem Fenster verschluckten alles, bis
auf eine gelegentliche schemenhafte Gestalt, die vorbeihuschte.
    »Die Früchte der Kämpfe«, murmelte David.
    Bahjat erwiderte nichts.
    »Schau«, sagte er zu ihr, »wenn du meinst,
daß du hier bei deinen Kampfgenossen sicherer bist, so kannst
du hierbleiben. Ich aber muß fort, und mir wäre es fast
lieber, wenn du mitgingst.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht bevor du dir nicht klar
darüber bist, wo du hinwillst und wie du hinkommst.«
    »Glaubst du, daß du hier zurechtkommst?«
    »Ja.«
    Er ging zur Tür und ergriff den mit Grünspan bedeckten
Türknopf. Dann wandte er sich um.
    »Den Teufel wirst du hierbleiben. Du gehst mit, ob du willst
oder nicht!«
    Bahjats Augen weiteten sich. »Du sprichst, als wäre ich
deine Gefangene.«
    »Nein. Aber du gehst mit! Ich werde dich hier nicht allein
lassen!« Er trat einen Schritt auf sie zu.
    Bahjat zog eine kleine, flache Pistole aus der Schultertasche, die
auf dem schäbigen Nachttisch neben ihrem Bett

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