Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
andere Fahrzeuge auf, die Armeepanzern
sehr ähnlich sahen. Ihre massiven, dicken Stahlschaufeln ragten
hervor wie die Faust eines Boxers. Die erste Salve prallte von ihren
Stahlplatten ab, ohne Schaden anzurichten.
    Es sah aus, als würden sie direkt auf Lacey zurollen. Er
holte tief Luft und schrie: »Spart die Munition! Rauf mit euch
auf den Gehweg und greift von der Seite an!«
    Der Tunnel hallte von peitschenden Schüssen wieder. Ein
beißender Geruch stieg ihm in die Nase. Lacey erblickte
Soldaten, die auf den Fahrerkabinen der Bulldozer lagen und
zurückschossen. Einige der jungen Leute spurteten auf den
Gehsteig, wo sonst die Hafenpolizei zu stehen pflegte und gelangweilt
den vorüberflutenden Verkehr beobachtete. Sie schossen einen der
Soldaten vom Dach herunter und warfen einige Molotowcocktails vor den
nächsten Bulldozer.
    Brennendes Petroleum spritzte über das Fahrerhaus. Lacey
konnte den Schrei des Fahrers hören, der sogar das Echo der
Schüsse übertönte. Doch der Bulldozer fuhr weiter, ein
einziges Flammenmeer.
    Er knallte gegen die Barrikade, im selben Augenblick, da der
Schneepflug neben ihm das andere Ende aufriß. Die
aufgetürmten Fahrzeuge begannen langsam nach hinten
abzugleiten.
    »Scheiße!« brüllte Lacey. »Zurück!
Zielt auf die Fahrer! Die Fahrer!«
    Aber seine Jungs waren gefangen, eingepfercht zwischen den
Fahrzeugen, die quietschend und knirschend langsam aber unerbittlich
zusammengequetscht wurden. Lacey schoß aus der Hüfte,
während er sich zurückzog, aber seine Salven schienen
wirkungslos zu verpuffen. Die monströse Wand aus Autos,
Lastwagen und Leichen wuchs unerbittlich auf ihn zu.
    Hoch über ihnen zogen die Bomber eine Schleife über der
Stadt und begannen dann ihre Fracht abzuladen. Die schwarzen Kanister
fielen bis zu einer bestimmten Höhe, dann zerbarsten sie wie ein
Feuerwerk und versprühten Millionen kleiner goldener Splitter,
die über Manhattan herabregneten. Nachdem die
Bombenschächte geleert waren, drehten die Flugzeuge in perfekter
Formation ab und nahmen wieder Kurs auf ihre Basis.
    Die goldenen Splitter rieselten vom klaren Nachthimmel herab. Sie
bedeckten Straßen und Dächer, Markisen, leere Plätze,
Autowracks, zerbombte Gebäude und Leichen, die überall auf
den Gehsteigen lagen. Fast eine Minute lang lagen sie still da, wie
ein goldenes Pulver, das im Mondschein glitzerte.
    Dann begannen die Partikel programmgemäß zu reagieren.
Einige ließen schädliche Gase entweichen, die die
Nasenschleimhäute angriffen und Übelkeit und
Schwindelgefühl verursachten. Bei anderen handelte es sich um
mikrominiaturisierte elektronische Sender, die Wellen von sehr
niedriger Frequenz verbreiteten, welche die elektrischen Impulse des
Nervensystems störten. Im Umkreis von etwa 50 Metern verursachte
ein solcher Apparat eine Art epileptischen Anfall. Testpersonen, die
dieser Wirkung ausgesetzt worden waren, hatten sich die Zunge
abgebissen und sich weitere Schäden zugefügt, während
sie sich in Krämpfen wanden. Einige von ihnen hatten sich selbst
erdrosselt oder bleibende Hirnschäden davongetragen.
    Lacey und der Rest seiner Bande waren dem Druck der Bulldozer und
Schneepflüge gewichen. Die Barrikade war ins Wanken geraten und
quoll nun wie eine Lawine aus der Tunnelöffnung. Die jungen
Schwarzen stoben auseinander, als die Bulldozer und Schneepflüge
aus dem Tunnel rollten. Aber sie liefen nicht weit.
    Sie schwärmten in einem Bogen aus, fielen auf die Knie oder
legten sich lang hin und bedeckten die Angreifer mit ratternden
Gewehrsalven, die die Scheiben zerschmissen und die Fahrer
töteten. Die Soldaten, die auf den Fahrerkabinen lagen oder sich
hinter den Kabinen verbargen, wurden ein leichtes Opfer dieser
Schüsse. Die festgefügte Reihe der Traktoren geriet ins
Wanken. Einer nach dem anderen gerieten sie außer Kurs,
knallten mit aufbrüllenden Motoren gegen Betonwände und
gaben ihren Geist auf.
    Die Infanterie hinter den Traktoren schoß zurück. Sie
hatten Gewehre, altmodische Maschinenpistolen, Büchsen, Pistolen
– alles, was sie nur zusammenraffen konnten.
    Und mitten im Feuergefecht begann es zu schneien. Schnee? wunderte sich Lacey, als goldene Flocken aus dem wolkenlosen
Himmel herabfielen.
    Sekunden später war der Platz mit graugelbem Gas
überschwemmt, der aus dem Boden, aus den Wagendächern und
aus den Bulldozern drang. Plötzlich benahmen sich die Leute wie
tollwütige Hunde, taumelten umher, ließen ihre Waffen
fallen, keuchten und husteten,

Weitere Kostenlose Bücher