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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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umgewandelt worden. Das Zimmer war von jeher eng
und bescheiden gewesen. De Paolo war nicht der Mann, der den Aufwand
oder die persönliche Beweihräucherung schätzte. Nun
stand auf dem Schreibtisch ein grauer Metallkasten, vollgestopft mit
Elektronik und mit einem Oszilloskopschirm in der Mitte, der den
geschwächten Herzrhythmus des Präsidenten der Weltregierung
getreulich wiedergab. Das einzige Fenster des Zimmers war von
weiteren elektronischen Geräten blockiert. Das Bett selbst war
von Lebenserhaltungssystemen, Monitoren, Flaschen und Röhren
umgeben, die in den Körper des alten, graugesichtigen Mannes
eingeführt waren.
    Der Äthiopier stand unter der Tür und wagte sich keinen
Schritt weiter. Die einzigen Geräusche, die den Raum
erfüllten, waren das Summen der elektronischen Geräte und
das Ticken des kleinen Herzschrittmachers, den die Chirurgen De Paolo
eingesetzt hatten.
    Doch der Präsident hatte auf nichts reagiert.
    »Er ist alt«, sagte einer zum anderen leise außer
Hörweite des Patienten.
    »Was kann man schon erwarten?« Das kam einem Todesurteil
gleich.
    Boweto hatte sich Einlaß verschaffen wollen, um mit dem
Präsidenten zu sprechen. Der schlaue Afrikaner hatte die Mauern
Schritt für Schritt aufgerollt, die der Stab De Paolos um den
Präsidenten aufgerichtet hatte. Boweto war bis zu den
Privatgemächern des Präsidenten vorgedrungen. Doch hier
wurde er von dem Äthiopier – der letzten Verteidigungslinie
– gestoppt. Nichts, was Boweto auch vorbrachte oder androhte,
konnte den Äthiopier erschüttern: die Dringlichkeit der
Situation, die Notwendigkeit einer sofortigen Entscheidung, Bowetos
Gewicht im Rat, die zukünftige Laufbahn des Äthiopiers,
nichts fruchtete. Der Äthiopier ließ sich nicht
beeindrucken.
    Doch der Präsident mußte Bescheid wissen, das war klar.
Und schließlich rang sich der Äthiopier widerstrebend dazu
durch, die Nachrichten zu überbringen.
    In seiner rechten Hand hielt er einen offiziellen Befehl, der De
Paolos Unterschrift bedurfte. Der Äthiopier wußte, dies
würde garantiert den Tod des alten Herrn bedeuten.
    De Paolo hob die Lider, als sich sein Adjutant vorsichtig seinem
Bett näherte.
    »Ich habe geschlafen«, sagte der Präsident,
»ich habe geträumt… ich habe von meinen Eltern
geträumt.« Seine Stimme wurde zu einem Flüstern.
»Ich habe seit Jahren… seit einer Ewigkeit nicht mehr an
sie gedacht…«
    Der Äthiopier stand verunsichert an seinem Bett.
    »Wie spät ist es?« fragte De Paolo.
    »Es ist früh am Morgen, Sir«, flüsterte er
zurück, »kurz nach der Morgendämmerung.«
    Für einen Augenblick flammte De Paolos Blick so eindringlich
auf wie früher. »Sie sind die ganze Nacht aufgewesen, nicht
wahr? Was ist geschehen? Was ist passiert?«
    Der Oszillograph zeigte eine gesteigerte Herztätigkeit an,
das Diagramm riß beunruhigend nach oben aus.
    »Ein Aufstand«, flüsterte der Adjutant. »Die
RUV.«
    »Wo?«
    »In Amerika… in den meisten
Großstädten.«
    »Offener Kampf?«
    Der Adjutant nickte. »Ja. Straßenkämpfe. Die
amerikanische Regierung kann der Lage nicht mehr allein Herr werden.
Es gibt sogar Berichte über Meutereien in der Führung der
amerikanischen Armee.«
    »Santa Maria!«
    »Wir müssen bereit sein einzugreifen… Der Rat hat
einen Befehl entworfen, der die Weltarmee zum Eingreifen
ermächtigt. Der Befehl bedarf Ihrer Unterschrift.«
    »Haben die Amerikaner um unsere Hilfe gebeten?«
    Das Überwachungsgerät ließ einen hohen
elektronischen Pfeifton hören. De Paolos Puls, Atmung und
Herzschlag begannen zu rasen. Der implantierte Herzschrittmacher
arbeitete mit Maximalleistung.
    »Noch nicht«, erwiderte der Adjutant. »Sie haben
zwar die Kanadier um Hilfe gebeten, haben sich aber noch nicht an die
Weltregierung gewandt.«
    De Paolo begann nach Luft zu ringen. Die Tür flog auf, und
eine Ärztin erschien mit zornigem Gesicht.
    »Der Rat fordert eine Vollmacht zum Eingreifen«, sagte
der Adjutant.
    Die Ärztin eilte herbei, aber De Paolo hob beschwichtigend
die Hand. »Einen Augenblick, Señora. Einen
Augenblick.«
    »In einem Augenblick kann es bereits zu spät sein«,
sagte sie streng.
    Aber De Paolo ignorierte sie und wandte sich an seinen Adjutanten.
»Wer von den Ratsmitgliedern begehrt meine
Vollmachten?«
    »Boweto. Er wird von Malekoff und Liu
unterstützt.«
    »Und William, der Amerikaner?«
    »Er ist dagegen.«
    »Natürlich. Keiner will fremde Truppen in seinem Land
haben, egal um was es sich

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