Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
ihre Beine versagten den Dienst, sie
wanden sich in Krämpfen am Boden.
    Lacey würgte es im Hals, er meinte, sich übergeben zu
müssen. Alles verschwamm vor seinen Augen. Er brach in die Knie. Du mußt es schaffen! schimpfte er vor sich hin. Du
mußt! Er streckte die Hand nach seinem Sturmgewehr aus und
umklammerte es fest. Was es auch immer war, das die anderen in
tollwütige Hunde verwandelte, machte ihm nichts aus. Er
fühlte sich nur einfach speiübel, es würgte ihn im
Hals, ein Kloß, der sich nicht lockern wollte. Er schaute sich
um, der kalte Schweiß trat ihm auf die Stirn.
    Fast alle anderen waren kampfunfähig. Die Schlacht war zu
Ende. Und nahezu jeder war angeschlagen oder übergeschnappt. Es
gab nur ein paar…
    »He, Nigger!«
    Lacey stolperte als er sich umdrehte. Im Fallen sah er die
Mündung einer doppelläufigen Schrotflinte, die auf sein
Gesicht gerichtet war, erblickte noch das Feuer im Rohr, als der
Schütze abdrückte.
    Es war das Letzte, was Lacey in seinem Leben sah.
     
    »Was zum Teufel habt ihr auf meinem Boot zu suchen?«
röhrte Leo.
    David riß die Pistole aus der Tasche und legte auf den
schwarzen Riesen an. Die Waffe nahm sich lächerlich klein in
seiner Hand aus.
    »Wir versuchen zu entkommen«, sagte David.
    »Aber nicht mit diesem Boot!« Leo trat einen drohenden
Schritt auf David zu. Er war so groß, daß er sich
bücken mußte, um nicht mit dem Kopf das Segeltuch zu
streifen, das über das Cockpit des Bootes gespannt war.
    »Warte!« rief Bahjat. »Sie sind Leo, der
Führer der RUV-Gruppe in New York.«
    Leo wandte den massigen Kopf und schaute auf sie hinab. »Ja.
Und wer sind Sie?«
    »Ich bin Scheherazade.«
    In der Dunkelheit war es nicht möglich, den Gesichtsausdruck
des Schwarzen zu erkennen. Doch seine Stimme wurde weicher.
    »Scheherazade? Ich dachte, Sie wären im Plaza. Warum
sind Sie nicht dort geblieben? Meine Leute hätten sich um Sie
gekümmert.«
    »Sie ist meine Gefangene«, sage David. »Und Sie
ebenfalls.«
    Leo begann zu lachen. Zuerst war es nur ein Kichern und Glucksen,
schließlich lachte er aus vollem Hals. »Ich – Ihr
Gefangener? Wirklich? Nur, weil Sie diese Spielzeugpistole in der
Hand halten? Mann, Sie könnten mit dem Ding auf mich
schießen, so lange Sie Lust haben, ohne Schaden
anzurichten.«
    »Versuchen Sie nicht zu bluffen!« warnte David.
    Leos Lachen erstarb. »Okay. Kein Bluff. Aber was wollen Sie
mit den beiden Figuren anfangen, die hinter Ihrem Rücken ihre
Waffe auf Sie gerichtet haben?«
    David warf einen raschen Blick über die Schultern, und da
standen wirklich zwei junge Schwarze, die auf ihn zielten.
    David reichte Bahjat die Pistole mit einem resignierenden Seufzer.
»Ich glaube, ich bin wieder dein Gefangener«, meinte
er.
    »Das glaube ich auch.« Sie wandte sich an Leo.
»Warum sind Sie hier und nicht in Ihrem Hauptquartier? Wollen
Sie abhauen?«
    »Ich habe meinen Fluchtweg genau geplant«, versetzte
Leo. »Nettes kleines Labor, direkt am Flußufer. Keiner
wird dort nach RUV-Guerillas suchen.«
    »Wann wollen Sie weg?«
    Leo zuckte die massigen Achseln. »Sobald die
Weißärsche ihren Gegenangriff starten. Ich weiß,
daß wir der Armee nicht gewachsen sind. Sobald sie am Zuge
sind, ziehe ich nach.«
    »Sie wollen also Ihre Leute im Stich lassen und einfach
verschwinden?« fragte David.
    »Richtig. Wir können zwar jederzeit noch mehr Truppen
zusammenziehen, das ist kein Problem. Doch wir müssen die
Anführer retten. Die sind nämlich nicht zu
ersetzen.«
    »Aber…« David breitete die Arme aus und wies auf
die dunkle Stadt. »Wozu dann das alles? All dieses Morden, all
der Terror und all die Zerstörung… zu welchem
Zweck?«
    »Um den Weißärschen zu zeigen, daß wir sie
in die Pfanne hauen können«, erwiderte Leo. »Um ihnen
zu zeigen, daß wir dieses Land auseinandernehmen können,
wenn sie uns nicht geben, was uns zusteht.«
    »Das ist eine Revolution«, meinte Bahjat. »Eine
echte Revolution. Worum ging es bei Bunker Hill, bei Lexington oder
Concord in der amerikanischen Revolution?«
    »In der ersten amerikanischen Revolution«,
berichtigte Leo. »Sie haben soeben den Auftakt der zweiten
amerikanischen Revolution erlebt.«
    David ließ sich auf eine der mit Kunststoff überzogenen
Bänke des Bootes fallen. »Es ist alles so nutzlos. Sie
bringen die Weißen um, damit die ihrerseits ihre Armee
ausrücken lassen, um die Schwarzen zu töten.«
    »Exakt – und sobald dies der Fall ist, wird sich jeder
einzelne Farbige in

Weitere Kostenlose Bücher