Die Kolonie
der Kampf
vorüber ist. Nächste Woche. Nächsten Monat. Da gibt es
dann einen Auflauf von RUV-Leuten – Schwarze, Chicanos, Indianer
und was weiß ich was noch. Die müssen mit dem ganzen
Haufen fertigwerden.«
Arlene schaute ihren Chef entgeistert an. »Das hast du alles
vorher gewußt, nicht wahr? Das alles hast du schon vor Monaten
geplant.«
»Schon vor Jahren«, erwiderte Garrison, den Blick auf
den Bildschirm geheftet, wo gerade kanadische Tiefflieger einen
Häuserblock im Süden von Chicago angriffen.
»Aber warum denn?« fragte Arlene. »Wie konntest du
sowas tun…«
Er warf ihr einen kurzen Blick zu. »Tun sie dir
leid?«
»Einige schon.«
»Pah! Man kann kein Omelett braten, ohne Eier
aufzuschlagen.«
»Sehr geistreich«, sagte sie sarkastisch. »Aber wie
soll dir dies zugute kommen? Was hat dies alles damit zu tun, die
Garrison Enterprises oder den Eiland-Eins-Konzern zu schützen?
Ich begreife das nicht.«
Garrison lehnte sich in seinem Stuhl zurück und grinste sie
hämisch an. Dann lachte er, und es hörte sich an wie das
Gackern einer Henne.
»Hast du dir das in deinem hübschen Köpfchen immer
noch nicht zurechtgelegt?«
Doch Arlene sagte nur: »Erzähl’s mir.«
»Sieh einer an«, kicherte Garrison.
»Merkwürdig, äußerst merkwürdig, daß
du so sehr darauf aus bist, meine Strategie kennenzulernen. Ich
glaube fast, du möchtest meinen Platz einnehmen, wenn ich
abkratze, was, Süße?«
Arlenes Augen blitzten. »Ich weiß nicht, wovon du
sprichst.«
»Mach dir keine Gedanken über meine Bestattung. Ich
werde die meisten von euch überleben.«
»Du redest Unsinn.« Sie war ganz unschuldige
Überraschung und bis auf den Grund ihrer Seele beleidigt.
»Sicher.«
»Ich möchte lediglich wissen, auf welche Weise uns dies
alles helfen soll.« Sie rutsche von ihrem Stuhl und kniete neben
ihm nieder, während sie ihre eisblauen Augen zu Garrison erhob.
»Ich versuche nur deine Gedankengänge zu begreifen, das ist
alles.«
»Das glaube ich gern«, versetzte er. »Es ist ein
fauler Trick, den die Kommunisten in den Tagen des Kalten Krieges
angewandt haben. Unruhe und Aufruhr zu stiften, so viel wie nur
möglich. Dann den Leuten beistehen, auf die eine oder andere
Weise. Nur weil sie gegen den Status quo waren. Überall,
wo es Schwierigkeiten, Krieg, Aufruhr, Hunger, Streiks und
Guerillabewegungen gab, waren die verdammten Roten zur Stelle, um den
Unterdrückten zu helfen. Aber sie glaubten an nichts und
niemand, und sie interessierten sich nicht die Bohne für die
Unterdrückten. Nie und nirgends. Alles, was sie anstrebten, war,
die jeweils Herrschenden auszutricksen, alles einzusacken und selbst
die Macht zu übernehmen.«
Arlene nickte. »Und genau das ist es, was du jetzt
tust.«
»Die Weltregierung will alles kontrollieren, den Markt, die
Preise, die Steuern… Diese verdammten Bürokraten haben ihre
Pfoten überall drin. Und das alles im Namen der Hilfe für
die armen Länder… um all die Milliarden von Menschen zu
speisen, die am Verhungern sind. Aber was ist damit getan? Je besser
man sie füttert, um so mehr bringen sie hervor, eine neue
Generation von Milliarden, die ebenfalls verhungern müssen. Und
die wenigsten sind in der Lage, sich selbst zu ernähren. Darum
muß die Weltregierung abgeschafft werden.«
»Und man kann nichts an ihnen verdienen«, setzte Arlene
lächelnd hinzu.
»Das auch«, gab Garrison lächelnd zurück.
»Ich sehe, du beginnst zu begreifen.«
Sie deutete auf den Bildschirm. Schwere olivgrüne Armeepanzer
wälzten sich langsam über die George Washington Bridge, und
keine Guerillas waren in Sicht.
»Aber all diese Kämpfe in den Städten – was
soll’s? Wie soll das dazu beitragen, mit der Weltregierung
fertigzuwerden?«
»Das Schlamassel wäre früher oder später
sowieso passiert«, sagte Garrison. »Irgendwann wären
die Städte explodiert. Es ist ein Wunder, daß dies nicht
schon vor Jahren geschehen ist. Wir haben lediglich dafür
gesorgt, den Dampf etwas früher abzulassen, der sich im Laufe
der Jahre aufgestaut hat.«
»Und die Weltregierung…«
»Da sieht es schlimm aus, egal was passiert. Wenn sie schnell
reagiert und ihre Truppen beizeiten ausgesandt hat, um der US-Army
unter die Arme zu greifen, würde das amerikanische Volk sauer
auf den Eingriff einer fremden Macht reagieren. Ein Großteil
der Weltarmee ist mindestens so schwarz oder so braun wie diese
RUV-Guerillas… eher noch schwärzer. Die afrikanischen
Truppen sind so schwarz
Weitere Kostenlose Bücher