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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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ohne
auch nur ein leises Zeichen des Erkennens.
    Dann erblickte sie die beiden jungen Schwarzen, die hinter David
einhergingen, Gewehre in der Hand und begriff, daß David ihr
Gefangener war.
    David sah sie oben am Treppenabsatz stehen und erkannte ihr
honigblondes Haar. Evelyn! Was hat sie hier zu suchen? fragte
er sich verwundert.
    Ihr Blick glitt zurück auf Leos massige Gestalt, der soeben
den Fuß der Treppe erreicht hatte. Ist sie auch eine
Gefangene? Wie kommt sie her? fragte sich David.
    Dann erblickte sie Bahjat und ihren Freund, ihren Landsmann, ihren
Guerillapartner, ihren Liebhaber, wie sie Seite an Seite die Treppe
hinaufstiegen. Er schaute wieder auf Evelyn. Sie aber starrte ihn an
und wartete gespannt, während er über die Treppe auf sie
zukam.
    Wenn sie eine Gefangene ist, würde man ihr gestatten, zu
beobachten, wie sie an Land geht? Es scheint, als würde sie
keiner beschatten, als würde keiner auch nur einen Blick auf sie
verschwenden. Konnte sie eine der ihren sein?
    Er war oben auf der Treppe angelangt, und sie stand vor ihm.
    »David?«
    »Evelyn«, sagte er.
    »Du bist’s!«
    Er streckte die Hand aus, und sie ergriff sie, ging einen Schritt
auf ihn zu und legte den Arm um seine Taille. Bahjat und Hamud, die
über ihnen standen, konnten es nicht sehen.
    »Was ist mit dir passiert? Wie geht es dir?« fragte
Evelyn.
    Und David erwiderte: »Ich wollte dich dasselbe fragen. Bist
du… auf ihrer Seite?«
    »Zum Teil«, erwiderte sie. »Eigentlich wollte ich
die ganze Zeit zu dir. Wie bist du von Eiland Eins entkommen? Wo
warst du all die Zeit?«
    Er lachte. »Glaub’s oder glaub’s nicht, ich habe
dich gesucht.«
    Sie klammerte sich fester an ihn und lächelte glücklich.
»Erzähl’ mir alles!«
    Er nickte und erwiderte: »Das ist eine lange
Geschichte.« Und es gibt eine ganze Menge, was ich dir nicht
erzählen kann, fiel ihm ein.
    David blickte zum Laborgebäude auf und sah, daß es sich
um ein langgestrecktes zweistöckiges Haus handelte. Ein
zweckgebundener, schmuckloser Bau mit hohen Fenstern. Ein Flachdach
mit einem gelben Windsack, der schlaff an einem kurzen Mast baumelte. Ein Hubschrauber-Landeplatz, schloß David.
    Evelyn plauderte über Hamud und über die weltweite
RUV-Organisation, während sich die Gruppe ins Gebäude begab
und die große Halle betrat, wo lange Kantinentische in Reih und
Glied ausgerichtet standen. Theken und Tabletts aus rostfreiem Stahl,
Wasserspender, Wärmeplattenständer, Kaffeemaschinen und
Grills standen am einen Ende, die gegenüberliegende Wand wurde
von einer Glasscheibe gebildet, über die der Blick auf eine
trostlose graue Landschaft, auf nackte Bäume und einen nahezu
leeren Parkplatz ging.
    Leo und Hamud standen in einer Ecke, Bahjat in ihrer Mitte. Neben
dem schwarzen Riesen nahm sich der schmächtige Araber ziemlich
mickrig aus, und Bahjat wirkte ganz und gar verloren. Bereits nach
kurzer Zeit war deutlich zu erkennen, daß sich die beiden
Männer über dieses oder jenes nicht einig waren.
    Ein Machtkampf? fragte sich David, während er an einem
der Tische Platz nahm. Evelyn ging und kam nach einer Weile mit einem
Berg von belegten Broten und schalem synthetischen Kaffee wieder.
David aß dankbar, doch er behielt Leo und den Araber im
Auge.
    »Dieser Araber… ist das der, den sie den Tiger
nennen?«
    »Ja«, sagte Evelyn. »Sein wirklicher Name ist
Hamud, und er ist kein Araber, sondern Kurde.«
    Leo ist der Boß in diesem Gebiet, aber Hamud scheint
einen höheren Rang innerhalb einer bestimmten RUV-Organisation
zu bekleiden, dachte David. Er meint, er sei der
Boß.
    »Geh vorsichtig mit ihm um«, sagte Evelyn leise.
»Er hat Freude am Töten.«
    David nickte, dann drehte er sich um und überschlug die
Anzahl der Leute, die in der Cafeteria herumsaßen oder
herumstanden. Es sieht fast danach aus, als wären Hamuds
Leute in der Überzahl. Das könnte interessant
werden.
    Dann merkte er, daß Bahjat das Wort an sich gerissen hatte.
Sie redete auf die beiden Männer ein, die immer schweigsamer
wurden.
    David grinste vor sich hin. Ich glaube, sie wird
schließlich die Zügel in die Hand nehmen, Gottverdammich,
wenn ich nicht recht habe. Doch irgendwie war er nicht
überrascht.
    Schließlich war die Besprechung zu Ende, während David
an seinen durchweichten Broten kaute. Bahjat ging mit Hamud davon,
und David spürte ein Brennen in seinem Innern. Doch Leo
wälzte sich auf ihn zu wie ein brodelnder schwarzer Vulkan, der
immer näher

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