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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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heranrückte.
    »Okay, Weltraummann, wir werden einen Platz für dich
finden, wo du deine vier Buchstaben ruhig hinsetzen kannst.«
    Evelyn, die an Davids Seite gesessen hatte, erhob sich. »Wir
sehen uns noch«, sagte sie.
    David nickte und folgte Leo auf dem Fuße.
    Gar nicht so schlecht, meinte David, nachdem er geduscht
und sich rasiert hatte. Einige Leute auf der Erde leben ganz
schön bequem.
    Im oberen Stockwerk des Labors gab es ein paar
Ein-Zimmer-Apartments. Für wen oder für welchen Zweck sie
eingerichtet worden waren, blieb David schleierhaft. Aber sie waren
bequem und komplett eingerichtet, das Bad gut bestückt mit Seife
und Rasierzeug, ein kleiner Kühlschrank mit Gefrierfach,
vollgestopft mit Tiefkühlkost, ein Mikrowellenherd und sogar ein
Fernsehgerät.
    Irgend jemand klopfte. Mit vier langen Schritten war er an der
Tür und legte die Hand an die Klinke, aber er konnte sie nicht
öffnen. Die Tür war von außen
verschlossen.
    »Wer ist da?« rief David.
    »Evelyn.«
    »Die Tür ist verschlossen.«
    Ein Schlüssel wurde ins Schloß gesteckt, und die
Tür schwang auf. David erblickte einen jungen Mann, der wie ein
Araber aussah. Er hielt den Schlüssel in der Hand. Und einen
Karabiner. Evelyns Hände waren leer.
    David griff nach seinem Hemd, das er aufs Bett geworfen hatte, und
schlüpfte hinein.
    Evelyn lächelte ihm zu. »Ich dachte, du würdest
gern zum Abendessen in die Cafeteria kommen. Irgendeiner von den
Hiesigen hat eine ganze Wagenladung Pizza und Bier
angeschleppt.«
    David stopfte das Hemd in die Hose und meinte: »Möchtest
du nicht lieber hier essen? Ich habe Lebensmittel im
Kühlschrank. Da wären wir unter uns.«
    Die Wache zog die Tür wieder zu, ohne Evelyns Antwort
abzuwarten. Sie hörten, wie sich der Schlüssel im
Schloß drehte.
    Sie lachte. »Ich glaube, damit ist die Sache
entschieden.« Sie trug ein einfaches, hellgrünes Kleid, das
gut zu ihrer Haarfarbe paßte. Sie betrachtete David
sorgfältig, als würde sie ihn zum erstenmal sehen.
    »Jetzt siehst du dir wieder ähnlicher«, sagte
sie.
    Er fuhr sich instinktiv mit der Hand übers Kinn. »Oh, du
meinst… weil ich mich rasiert habe.«
    »Deine Haut und deine Haare haben auch wieder fast die alte
Farbe.«
    »Ich habe die Farbe abgewaschen. Ich nehme an, ich habe keine
Maske mehr nötig.«
    »Du bist schlanker geworden. Du siehst irgendwie…
härter aus.«
    »Ja, ich glaube schon.« Er wies auf einen Stuhl mit
geflochtener Rückenlehne, der am Fenster stand. »Nimm Platz
und genieße den Sonnenuntergang, während ich etwas in die
Pfanne haue.«
    Während sie auf den Stuhl zuging, bemerkte Evelyn: »Es
ist fast wie in alten Zeiten – auf Eiland Eins.«
    »Alte Zeiten«, wiederholte David.
    »Seitdem ist eine Menge passiert«, sagte Evelyn.
    »Verdammt richtig«, versetzte er grimmig.
    Evelyn wandte sich ihm zu und sagte: »Erzähl mir was
davon. Ich möchte alles wissen.«
    »Gerne«, sagte er, während er fieberhaft
darüber nachdachte, was er ihr wirklich verraten durfte. Und er
fragte, um Zeit zu gewinnen: »Aber sag mir, wie hat es die RUV
fertiggebracht, dieses Labor zu ihrem Hauptquartier zu machen? Wie
gut sind diese Leute organisiert? Was haben sie mit uns
vor?«
    Evelyn lehnte sich in ihrem Sessel zurück. »Ich
weiß nicht, was Hamud als nächstes vorhat, und ich wage zu
bezweifeln, ob er es selbst weiß. Vielleicht nur das eine,
daß es etwas Gewaltigeres, weitaus Spektakuläreres werden
soll als Leos Offensive in den Städten.«
    »Etwas Blutigeres, meinst du wohl«, versetzte David aus
der kleinen Teeküche.
    »Höchstwahrscheinlich«, sagte Evelyn. »Hamud
ist eitel. Er liebt Schlagzeilen und meint, daß ihm Leo und
Scheherazade die Schau gestohlen haben. Nun will er seinen Part
haben.«
    »Da steh uns Gott bei.«
    »Genau. Er ist der geborene Killer.«
    »Dieses Forschungslabor – das scheint Leos Werk zu
sein.«
    »So ist es«, erwiderte Evelyn. »Dieses Labor hat
ihm jene Drogen geliefert, die er braucht.«
    »Narkotika?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Hormone, Steroide. Ich
verstehe zwar nichts von Chemie, doch offensichtlich benutzte er sie
in seiner Collegezeit, um als Footballchampion seine Größe
und seine Kraft zu erhalten. Nun braucht er sie, um am Leben zu
bleiben. Ohne diese Drogen würde er zusammenbrechen.«
    »Darum also sind wir da«, meinte David.
    »Aber da ist ein Haar in der Suppe. Das Labor wurde
geschlossen. Und alle Drogen, die Leo braucht, sind sorgfältig
weggeräumt worden.

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