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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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aufgepflanzten
Bajonetten zur Straßenmitte. Ein massiger olivgrüner
Panzer legte auf ein Haus an und schoß gezielt auf das
Gebäude. Die Hauswand barst und fiel in einer Staubwolke in sich
zusammen, die den Bildschirm bedeckte.
    »Die werden alle umbringen«, hauchte Evelyn
schockiert.
    »Sie machen Gefangene«, meinte David.
»Wahrscheinlich nur wenige, aber sie brauchen sie, um
herauszubekommen, wieso diese ganze Geschichte überhaupt
passieren konnte.«
    Evelyn wandte den Blick von den schrecklichen Szenen auf dem
Bildschirm und schaute ihn an. »Bist du dagewesen, als alles
anfing?«
    David nickte. »Wir waren gerade in New York gelandet. Die RUV
ist zwar nicht sehr stark, aber sie haben Leute überall in
Lateinamerika… und natürlich in den Staaten.«
    »Und wie bist du an dieses Boot herangekommen?«
    David erzählte ihr alles so kurz wie möglich. Doch der
Bildschirm zog seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Kein Bericht
über Armeeangehörige, die verwundet oder getötet
worden waren. Sowas wird nicht live gezeigt, wußte
David. Die Regierung wird jeden Zentimeter der Bänder
zensieren, damit dem Zuschauer nichts als Siege gezeigt
werden.
    »Mein Gott, was hast du alles durchgemacht!« sagte
Evelyn.
    Er wandte sich ihr zu. »Du hast gesagt, ich müßte
etwas von der Welt sehen. Und wahrhaftig, ich habe allerhand
gesehen.«
    Sie hob die Hand und berührte sein Gesicht leicht mit den
Fingerspitzen. »Und es hat dich verwandelt. Du bist nicht mehr
derselbe, der du auf Eiland Eins warst.«
    »Wie könnte es anders sein?«
    Der Blick ihrer meergrünen Augen suchte seinen Blick.
»Du bist… härter, aber nicht verbittert, wie mir
scheint. Du… du bist jetzt wie ein Stück geschmiedeter
Stahl. Du bist durchs Feuer gegangen, aber das Feuer hat dich nur
gehärtet.«
    David schüttelte den Kopf. »Ich komme mir in keiner
Weise stärker vor.«
    Ihre Hand glitt über seine Schultern und versank in seinem
Nackenhaar. »Doch du bist es. Ich fühle es.«
    Davids Hand legte sich um ihre Taille, als gehorche sie ihrem
eigenen Willen. Sie glitt näher an ihn heran, ihr Körper
berührte den seinen, und er spürte den unparfümierten,
salzigen Duft ihrer Haut und ihren Atem im Nacken.
    »Wir sind beide einen langen Weg gegangen«,
flüsterte Evelyn mit leiser, bebender Stimme. »Und
schließlich haben wir uns gefunden.«
    »Dafür ist es zu spät, Evelyn«, sagte er.
    Ein schmerzlicher Zug huschte über ihr Gesicht. »Nein,
sag das nicht…«
    Er küßte sie zart, weil er nicht wußte, was er
sonst hätte tun sollen. Sie klammerte sich an ihn und hielt ihn
fest.
    »Wenn du wüßtest, was ich durchgemacht
habe…«, sagte Evelyn fast schluchzend.
    David vernahm plötzlich ein Geräusch – einen
metallischen Ton, der bei den Schüssen und Explosionen, die vom
Bildschirm kamen, kaum zu hören war. Er rückte von Evelyn
ab, drehte sich um und…
    Da stand Bahjat unter der Tür und starrte sie mit
undefinierbarem Gesichtsausdruck an. Ihr schönes Gesicht war
starr wie eine Maske. Einen Augenblick lang stand sie wie versteinert
da.
    David wollte sich von der Couch erheben, doch Bahjat drehte sich
um und verließ den Raum. Die grinsende arabische Wache
draußen in der Halle zog die Tür zu und drehte den
Schlüssel im Schloß herum.

Die Welle der Gewalt, die über die Vereinigten Staaten und
über andere Teile der Welt hinweggerollt ist, hat alle Menschen
berührt und entsetzt, die ein Gewissen haben. Ich, El
Libertador, bezeichne mich als Revolutionär. Doch die
Anwendung von Gewalt in den Städten Nordamerikas geht über
die Grenzen einer Revolution weit hinaus. Sie ist sinnlos und kann zu
nichts weiterem führen als zu noch mehr Blutvergießen und
noch mehr Chaos. Ich möchte mich hiermit energisch davon
distanzieren, und ich rate dringend allen revolutionären
Bewegungen der Welt, solch sinnlose, blutige Taktik zu
verachten.
    Laßt uns von der Gewalt abrücken! Genug des
Tötens und Mordens! Die Zeit der Versöhnung ist
gekommen.
    Um der Gewalt und dem Terrorismus ein Ende zu bereiten, der
überall in der Welt erschreckende Ausmaße annimmt, mache
ich hiermit das Angebot, mich mit dem neuen Führungsgremium der
Weltregierung an jedem Ort der Welt zu treffen, den es bezeichnen
mag, und darüber zu verhandeln, auf welche Weise man Frieden in
die Welt bringen und jene Fehler wiedergutmachen könnte, die
allerorten zu revolutionären Bewegungen geführt
haben.
    Wir haben zwischen friedlichen Verhandlungen und

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