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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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auf. »Dann müssen wir
auch nach Eiland Eins.«
    »Wie bitte?«
    Leo starrte sie mit offenem Mund an.
    »Merkt ihr denn nichts?« sagte Bahjat zu den beiden.
»Es paßt alles wunderbar zusammen.«
    Hamud schritt langsam durchs Zimmer auf sie zu. »Was meinst
du?«
    Bahjat erwiderte: »Eiland Eins kontrolliert alle
Solarkraftsatelliten. Wer auch immer Eiland Eins in der Gewalt hat,
kontrolliert auch die Energie, die diese Satelliten zur Erde
senden.«
    Hamuds Augen wurden weit. »Fast ganz Europa ist von dieser
Energie abhängig.«
    »Und der Großteil von Nordamerika«, fügte
Bahjat hinzu, »ebenso wie Japan.«
    »Wenn wir Eiland Eins zerstören, so vernichten wir damit
das ganze Energiesystem!« rief Hamud mit aufkeimender
Begeisterung.
    »Wir werden nichts zerstören«, sagte Bahjat fest.
»Wir werden Eiland Eins erobern und gleichzeitig die reichsten
und mächtigsten Männer der Welt gefangen setzen. Stellt
euch vor, was die für Geiseln abgeben!«
    »Und ich werde meine Steroide bekommen.«
    »Indem wir Eiland Eins besetzen und halten«, fuhr Bahjat
fort, »können wir die Weltregierung im Handstreich nehmen.
Dann hätte die Revolution gesiegt, und eine neue Weltordnung
würde beginnen.«
    »Mit uns an der Macht«, versetzte Hamud und
ballte die Fäuste.
    »Genau!«
    »Es ließe sich machen«, meinte Hamud, »wenn
wir den Transport kontrollieren könnten. Doch wie sollen wir das
machen? Die Weltregierung kann uns aus dem Weltraum beschießen.
Die Lasersatelliten würden uns innerhalb von Minuten zu Staub
zerblasen.«
    Bahjat lächelte ihm zu. »Mit zehntausend Geiseln an
Bord? Mit T. Hunter Garrison, Scheich Al-Hazimi und all den anderen?
Mit dem Kontrollzentrum für die Energie-Satelliten in der Hand?
Würden Sie dies alles zerstören? Daß ich nicht
lache! Das dürfen sie gar nicht! Und das wissen sie
genau!«
    »Und wir hätten sie endlich alle an den Eiern!«
sagte Hamud triumphierend.
    Und Leo setzte hinzu: »Wir könnten sie zwingen, meine
Leute freizulassen.«
    »Wir könnten die Welt auf die einzig richtige Art
regieren – auf unsere Art!« sagte Hamud und lächelte
bei dem Gedanken.
    Bahjat nickte und schwieg.
    »Aber…« Leo ob seine schwere Hand und zeigte zur
Decke. »Wie kommen wir dorthin? Die haben uns nicht gerade
eingeladen.«
    »Sie werden es tun«, versetzte Bahjat.
»Überlaßt das mir.« Innerlich aber lächelte
sie. Mein Vater wollte, daß ich nach Eiland Eins gehe. Jetzt
wird seine aufmüpfige Tochter um Verzeihung bitten und ihn reuig
ersuchen, sie wieder bei sich aufzunehmen.
    Ein junger Araber stürzte in den Raum, wild um sich blickend,
mit einer Beule, die bläulich an seinem Kinn aufzublühen
begann.
    »Der Gefangene… der aus der Weltraumkolonie… er ist
entkommen!«

SONDERMELDUNG * SONDERMELDUNG *
SONDERMELDUNG
    SOFORT DURCHGEBEN, ALLE PROGRAMME
UNTERBRECHEN
     
    30. November 2008
     
    MESSINA: Die Weltregierung hat sich unerwartet schnell
bereit erklärt, mit den abtrünnigen Regierungen von
Argentinien, Chile und Südafrika zu Verhandlungen
zusammenzutreffen, um über die Möglichkeiten der Beendigung
des weltweiten Ausbruchs von Gewalt und Zerstörung zu
verhandeln.
    »Ich werde mich freuen, mit den Repräsentanten der
Sezessionisten zusammenzutreffen«, sagte Kowie Boweto, der
amtierende Präsident der Weltregierung, »und El
Libertador persönlich zu begegnen.«
    Gerüchten zufolge, die aus Messina verlauten, soll der
Treffpunkt buchstäblich außerhalb dieser Welt liegen
– auf Eiland Eins nämlich, der Raumkolonie, die eine
Viertelmillion Meilen von der Erde entfernt ist.
    »Es ist ein neutraler Ort«, erklärte ein
Ratssprecher, der seinen Namen nicht preisgeben wollte. »Dort
werden wir von Aufständen und sonstigen politisch inspirierten
Gewaltakten unbehelligt am schnellsten zu einer vernünftigen
Einigung kommen.«

 
35. Kapitel
     
     
    Nur wenige Augenblicke nachdem Bahjat aus dem Zimmer gestürmt
war, wirbelte David herum und baute sich vor Evelyn auf.
    »Sag der Wache, daß du gehen willst«,
flüsterte er.
    »Was?«
    »Ruf ihn! Jetzt gleich! Sag ihm, daß du raus
möchtest!«
    Verwirrt und ein bißchen verletzt erhob sich Evelyn von der
Couch und ging zur Tür. »Lassen Sie mich raus«, sagte
sie. »Ich gehe jetzt.«
    Der Wächter grinste immer noch, als er die Tür
öffnete. David packte ihn am Arm, wirbelte ihn herum und setzte
ihn mit einem harten Treffer aufs Kinn außer Gefecht.
    Evelyn schaute mit weit aufgerissenen Augen zu.
    »Trauen sie dir?«

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