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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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schüttelte den Kopf.
»Das habe ich soeben von ihm erfahren. Sie hat ihm nicht zur
Flucht verholfen. Und er macht sich nichts aus ihr.« Sie sind
kein Liebespaar!
    »Aber er ist von der Sorte, sie nicht leiden zu
lassen.«
    »Er ist von der Sorte«, erwiderte Bahjat. »Der wird
uns nichts verraten, was sein geliebtes Eiland Eins gefährden
könnte. Zumindest nicht freiwillig, nicht bewußt.
Übrigens… ich dachte, daß du die Engländerin
magst. Ich denke, sie war eine Zeitlang mit dir beisammen.«
    Hamud zuckte die Achseln. »Es gibt auch noch
andere.«
    Und Bahjat sagte mit einem schmerzlichen Seufzer: »Wenn du
die notwendigen Drogen hast, dann benütze sie. Aber geh
vorsichtig damit um!«
    »Ja«, grinste Hamud. »Oh, mächtige
Scheherazade, ich höre und gehorche.«
    »Und sieh zu, daß du ihn nicht umbringst.«
    »Natürlich nicht.« Hamud deutete eine Verbeugung
an. Nicht, bevor er gesprochen hat, setzte er bei sich
hinzu.

 
     
     
FÜNFTES BUCH
     
     
Dezember 2008
Weltbevölkerung: 7,34 Milliarden

Eiland Eins ist zwar kein Paradies, aber dazu fehlt nicht mehr
viel. Die Leute sind freundlich – zumindest die meisten von
ihnen. Die Verwaltung hat uns ein hübsches, geräumiges
Apartment in einem Gebäude nahe der Farmen zugewiesen. Und
sobald wir genug Kredit haben, können wir ein Haus für uns
allein beziehen. Ruth arbeitet im Forschungslabor, und ich gehe jeden
Morgen aufs Feld. Ich bin froh, daß sich ihr Labor innerhalb
des Hauptzylinders befindet, weil mich der Gedanke beunruhigt,
daß sie jeden Tag hinaus müßte und der Bestrahlung
ausgesetzt wäre. Wir möchten Kinder haben, und ich
scher’ mich wenig darum, was die von der Sicherheit behaupten
– ich möchte nichts riskieren.
    Die Farmen sind so weit automatisiert, daß ich nur wenig
zu tun habe. Ich lese bedeutend mehr als daheim, und wir sind
Mitglieder einer Reihe verschiedener Gruppen und Vereine. Nach dem
Vorschlag von Dr. Cobb beschäftige ich mich mit Studien
über den Asteroidengürtel. Ich habe das Gefühl,
daß es hier draußen eines Tages eine Art neuen Goldrausch
geben wird. Aber wann?
    Ich habe meine Eltern angerufen und ihnen gesagt, sie sollten
zu Weihnachten hier heraufkommen. Ruth und ich würden für
die Unkosten aufkommen. Nächstes Jahr können wir dann ihre
Eltern einladen.
    - Das Tagebuch des William Palmquist

 
36. Kapitel
     
     
    David kämpfte sich durch einen kalten, grauen Nebelvorhang,
der ihn einhüllte. Er konnte nichts sehen, konnte sich nicht
rühren, konnte auch nichts fühlen, außer der
eiskalten Feuchtigkeit, die in alle seine Poren drang und ihn bis auf
die Knochen erzittern ließ.
    Immerhin konnte er wenigstens etwas hören. Weit entfernt in
der grauen Finsternis, die ihn umgab, konnte er gedämpfte
Stimmen vernehmen. Man sprach über etwas Wichtiges, man sprach
über ihn, etwas von eminenter Wichtigkeit.
    Doch es war einfach zu kalt. Schlafen, sagte David zu sich. Schlaf! Vergiß alles andere und gönne dir Schlaf! Du
hast es verdient zu ruhen, du hast dir diesen herrlichen Schlaf
verdient. Du brauchst diesen Schlaf nach all dem, was du durchgemacht
hast.
    Nach all dem, was du durchgemacht hast. Der Gedanke hallte
in ihm wider. Es war etwas dran an dem, was ihm die innere Stimme
sagte. Es ging um Leben oder Tod – um Davids Leben oder Tod.
    Er erschauerte und stöhnte. Mit jeder Faser seines Willens
versuchte er, den Nebel zu durchdringen, der alles um ihn
einhüllte. Nichts. Er war immer noch blind und hilflos. Ein
Schauer lief ihm über den Rücken und über die Beine.
Er spürte seine Finger, diese Finger, die etwas Weiches und doch
Festes umklammerten.
    David merkte allmählich, daß er sich auf einer Art
Liegesitz befand, der so weit gesenkt worden war, daß er schon
fast einer Liege glich. Und der Schauer, den er gespürt hatte,
entpuppte sich als eine Art Schwingung von jener
zwerchfellerschütternden Art, die vom Donner einer startenden
Rakete erzeugt wurde.
    Wir befinden uns in einer Raumfähre, wurde ihm
plötzlich klar. Wir starten nach Eiland Eins.
    Er fror immer noch erbärmlich und konnte nichts sehen.
Dennoch wurden die massiven Drogen, die man in seinen Kreislauf
gepumpt hatte, allmählich abgebaut. Sein Körper erholte
sich schneller, als es seine Entführer für möglich
gehalten hätten.
    David bewegte keinen Muskel. Er hielt die Augen geschlossen. Doch
sein Tastsinn verriet ihm, was er wissen wollte. Der Sicherheitsgurt
einer Raumfähre spannte sich fest über seine Brust.

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