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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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in dieses
Vernehmungszimmer brachte. Er schlug mehreren Leuten die Zähne
ein, bevor ihn Leo und die anderen bewußtlos prügelten.
Als er wieder zu sich kam, war er gefesselt.
    Er hörte, daß die Tür aufging, aber er konnte
außerhalb des Lichtkegels nichts erkennen. Ein einziges
Fußpaar kam mit leisen Schritten auf ihn zu.
    »Du bist ein widerspenstiger Mensch.« Es war Bahjats
Stimme.
    »Danke«, erwiderte er mit rauher Stimme.
    »Hier.« Er konnte nur ihre schattenhaften Umrisse
ausmachen. Sie muß direkt neben der Lampe am Tisch stehen, dachte er. Ihre Hände materialisierten sich aus der
Dunkelheit. Sie hielten ein Glas Wasser.
    Er beugte den Kopf vor und trank. Das Wasser schmeckte herrlich
süß und erfrischend. Bahjat kippte das Glas für ihn,
und er leerte es durstig.
    »Du mußt ihnen sagen, was sie wissen wollen«,
sagte sie mit weicher, besorgter Stimme.
    »Warum? Damit sie Eiland Eins zerstören
können?«
    »Nein«, sagte sie, »das nicht. Wir wollen… wir
wollen die Weltraumkolonie… einfach besetzen. Wir wollen
niemandem was zuleide tun.«
    »Das war dein Einfall, nicht wahr?«
    »Der meine und Hamuds.«
    David ließ ein kurzes, trockenes Lachen hören.
»Ich glaube, du hattest recht. Wir können nicht
gleichzeitig politische Gegner und ein Liebespaar sein.«
    »Du liebst mich nicht«, sagte Bahjat.
    »Ich habe dich geliebt.«
    »Bis du deine Engländerin wiedergefunden hast.«
    »Evelyn? Ich kenne sie kaum.«
    »Lüg nicht«, sagte Bahjat. »Du kannst sie
nicht schützen.«
    »Sie ist für wenige Wochen nach Eiland Eins
gekommen.«
    »Und du bist ihretwegen auf die Erde gegangen.«
    »Und habe dich gefunden.«
    Eine Weile war es still, dann sagte sie: »Ich habe euch beide
beieinander gesehen…«
    »Und ich habe dich mit Hamud gesehen. Du hast mit ihm
geschlafen, nicht wahr?«
    »Früher… mir kommt es vor, als wären
inzwischen Jahre verstrichen. Aber dann nicht mehr. Nicht mehr…
seit dir.«
    David sagte drängend: »Du darfst Eiland Eins nicht
zerstören. Um Gottes willen, Bahjat, es ist viel zu
wichtig!«
    Ihre Stimme wurde härter. »Genau deswegen wollen wir die
Kolonie haben. Sie ist wichtig. Und wir werden sie nehmen, aber nicht
zerstören.«
    »Ich werde dir nicht helfen.«
    »Doch, du wirst. Wir haben ein paar Freiwillige ausgesandt,
um die richtigen Drogen aufzutreiben. Die kleinen Dosen, die wir bei
dir angewandt haben, waren nicht ausreichend. Nun sind wir gezwungen,
massivere Dosen zu verabreichen. Du wirst uns alles sagen, David, was
wir wissen wollen. Ich hoffe nur, daß dir kein dauernder
Schaden zugefügt wird.«
    »Danke für die Fürsorge.«
    »Hilf uns, David. Und du hilfst dir selbst«,
flüsterte sie. »Wenn alles vorüber ist, können
wir beieinander sein. Ich verspreche es.«
    »Ich liebe dich, Bahjat«, erwiderte er. »Aber ich
trau’ dir nicht.«
    Sie stand da und sah den blanken Haß in seinen trüben
Augen. Er war erschöpft, zerschlagen, kraftlos… aber
ungebrochen.
    Bahjat verschränkte die Hände bewußt hinter dem
Nacken. Sonst hätte sie ihn gestreichelt, seine Wunden gepflegt,
ihn von seinem Stuhl losgebunden und ihm zur Freiheit verholfen.
    Da sie sich nicht traute, auch nur ein Wort zu sagen, machte sie
plötzlich auf dem Absatz kehrt und lief aus dem Zimmer. Du
darfst nicht auf ihn zurückblicken! befahl sie sich selbst.
Dennoch warf sie noch einen Blick zurück, während sie die
Tür öffnete. Sein Kopf war auf die Brust gesunken. Er
schien eingenickt zu sein.
    Hamud stand draußen auf dem Flur. Durch die Fenster an der
gegenüberliegenden Wand strömte helles Tageslicht herein,
das Bahjat nach der Finsternis in der Zelle schmerzlich empfand.
    »Er schläft nicht, wie?« fragte Hamud und lugte
über Bahjats Schulter, während sie die Tür
schloß. »Er darf überhaupt nicht schlafen.«
    »Er schläft nicht«, log sie. »Er versucht nur,
seine Augen vor dem Lampenlicht zu schützen.«
    Hamud wirkte zufrieden. »Er ist dem Zusammenbruch nahe. Die
Burschen haben ein ganzes Arsenal von Skopolamin und ähnlichen
Dingen entdeckt. Sie haben das Zeug im Krankenhaus sichergestellt.
Wir werden ihn so vollpumpen, daß er an die Decke
schwebt.«
    »Paßt nur auf, daß ihr ihn nicht umbringt, bevor
er uns verraten hat, was wir wissen müssen«, sagte sie
streng.
    »Wir würden es nicht tun, wenn du zulassen würdest,
daß wir der Engländerin ein bißchen auf den Leib
rücken. Nur ein paar Schreie von ihr, und er würde
singen.«
    »Nein«, sagte sie und

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