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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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vorenthalten. Es ist bestechend, wie so
ein Mann seine Intelligenz auf so verschiedene Art nützen und
doch so vollkommen blind seiner Tochter gegenüber sein kann.
Intellekt gegen gute Absichten: Es bleibt sich gleich.
    Nun besteht aber kein Zweifel mehr – hätten wir die
Möglichkeit einer Besetzung durch Terroristen ernsthaft ins Auge
gefaßt, so hätte uns Al-Hazimi alles verraten, was er
wußte – und wir hätten den Tod vieler Menschen
verhindern können.
    Untergang und Tod viel zu vieler Menschen.
    - Cyrus S. Cobb
Tonbänder für eine
nicht autorisierte Biographie.

 
37. Kapitel
     
     
    Die Empfangshalle hatte sich geleert, der rote Teppich und die
Samtschnüre waren entfernt worden. Am anderen Ende der Halle
lungerten zwei Zollbeamte mittleren Alters gelangweilt an ihren
Schaltern herum und warteten darauf, daß die drei Passagiere
des Raumschiffes aus der Luftschleuse traten.
    Ein kleiner, kahlköpfiger Mann, der einen ziemlich verwirrten
Eindruck machte, ging zwischen den Schaltern und der
Luftschleusenluke auf und ab. Er hatte sich bereits vor zwanzig
Minuten hier eingefunden, um den einzigen wichtigen Passagier zu
empfangen: die Tochter des Scheichs.
    Endlich ging die Tür der Luftschleuse auf, und ein
Landedock-Techniker trat ein – mit merkwürdigem
Gesichtsausdruck. Er baute sich neben der Luke auf und stand in
seinem Arbeitsanzug wie ein Ölgötze da, während ein
untersetzter, bärtiger Araber mit finsterem Blick aus der Luke
kam und neben ihm Aufstellung nahm.
    Der kleine Kahlkopf war verwirrt. Die diensthabenden Techniker des
Landedocks hatten sich draußen an den Docks aufzuhalten und
hatten hier drin, wo die Passagiere ankamen, eigentlich nichts zu
suchen.
    Dann trat eine wunderschöne junge Dame aus der Luke. Doch
für die Tochter eines Scheichs war sie recht seltsam gekleidet:
Sie trug eine Art Trainings- oder Tarnanzug von gedeckter Farbe,
ähnlich wie der finster blickende Araber.
    Der Anzug war ihr mindestens um eine Nummer zu groß. Sie
hatte die Hosenbeine hochgekrempelt, und sie trug weiche
Lederstiefel, die sich gut zum Wandern eigneten. Ein grober
Gürtel lag um ihre Hüften, und über der Schulter trug
sie eine große schwarze Reisetasche.
    Der Kahlkopf schaute verwirrt vom einen zum anderen und ließ
seinen Blick zwischen dem Mädchen und dem Araber hin und her
wandern. Warum trugen sie die gleiche Kleidung?
    Dennoch war es zweifellos die Tochter des Scheichs, trotz der
merkwürdigen Verkleidung. Das lange schwarze Haar, das
aufwärts gerichtete Kinn, das ganze gebieterische Gehabe der
Al-Hazimis zeugte dafür.
    »Prinzessin Bahjat!« Der Kahlkopf verbeugte sich tief
und stotterte: »Ihr Vater, der Scheich, hat mich beauftragt, Sie
zu begrüßen, weil er wegen der politischen Konferenz
unabkömmlich ist, aber er hat mir befohlen…«
    Bahjat ließ ihn links liegen und schritt auf die Schalter
zu. Drei weitere dunkelhäutige junge Männer folgten ihr auf
dem Fuße.
    Die beiden Zollbeamten nahmen Haltung an. Der ältere
versuchte den Bauch einzuziehen und lächelte Bahjat zu,
während sie ihre Tasche auf den Tresen stellte.
    »Dürfte ich Ihren Paß sehen?« fragte er so
freundlich wie nur möglich. Sein Partner am anderen Schalter war
im Begriff, die gleiche Frage – weniger freundlich – an den
jungen Mann zu stellen, der als erster an seinen Schalter trat.
    Bahjat warf einen Blick in die Halle und über die Schalter.
»Ist sonst keiner da?« fragte sie.
    »Ich habe versucht, Ihnen zu erklären«, sagte der
kleine Mann mit dem Kahlkopf, »daß alle bei der
politischen Besprechung sind, die jetzt bereits zwei Tage dauert, und
daß man sich außerstande sah, einen würdigeren
Empfang…«
    Bahjat brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. Zum
Zollbeamten gewandt sagte sie: »Mein Paß ist in meinem
Gepäck.« Und sie griff nach dem Reißverschluß
ihrer schwarzen Reisetasche.
    Der Zollbeamte lächelte breit. Ich frage mich, was sie
wohl für Kleider drin hat. Würde sie es mir
übelnehmen, wenn ich das Gepäck gleich hier kontrolliere
anstatt es zu durchleuchten?
    Doch anstelle ihres Passes holte Bahjat eine kleine, flache,
schwarze Pistole hervor, die genau in ihre Hand paßte.
    Der Zollbeamte schnappte nach Luft.
    »Keinen Laut!« sagte Bahjat mit ruhiger Stimme. Und
diesmal war sie es, die lächelte. »Gehen Sie mit!«
    Einer der jungen Männer schwang sich über den Tresen und
fand mit sicherer Hand den Schalter, mit dem die TV-Kameras
ausgeschaltet wurden, die

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