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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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als daß man
sie mit ein paar Worten abtun könnte.«
    El Libertador sagte über den Tisch hinweg: »Dann
wollen wir eine Liste aufstellen – hier und gleich, ohne jedes
Gejammer und ohne jede Haarspalterei.«
    »Was schlagen Sie vor?« fragte Boweto. Seine Adjutanten
blickten verwundert auf, weil der Chef sich nun plötzlich
unmittelbar an die Gegenseite wandte.
    »Der Apparat der Weltregierung in Messina, der die
Entscheidungen zu treffen hat, übersieht leider nur zu oft den
Bedarf, die Wünsche, die – mangels eines besseren Ausdrucks
– nationale Seele oder Mentalität der einzelnen
Völker, die von solchen Entscheidungen betroffen sind«,
sagte El Libertador. »Die einzelnen Völker
müßten bei einem solchen Verfahren ein gewichtigeres Wort
mitzureden haben.«
    Boweto schnellte in seinem Sessel vor. »Das heißt also,
die Legislatur der Weltregierung beschneiden – nehmen Sie das
ins Protokoll auf.«
    Die Sekretärin, die hinter Boweto saß, betätigte
die Tastatur des Computers, die auf ihren Knien lag. Die Adjutanten
aber, die ihn flankierten, verharrten in eisigem Schweigen.
    »Steuern sind von Wichtigkeit«, sagte Boweto, und er
lächelte wieder. »In der Tat sind Steuern das
Hauptgeschäft aller Regierungen.«
    El Libertador nickte. »Ich pflichte Ihnen
bei.«
    »Und was ist mit der RUV?« fragte die Dame aus El
Libertadors Stab, eine hochgewachsene, hagere Lady mit den fein
ziselierten Zügen des spanischen Adels. Ihre königliche
Haltung stand in krassem Widerspruch zu der Khakiuniform, die sie
trug.
    »Ja«, sagte El Libertador. »Wir müssen
der Gewalt Einhalt gebieten. Das Töten muß ein Ende
haben.«
    »Sehr gut«, meinte Boweto.
    »Und die Handelsbeziehungen«, schlug ein Adjutant der
Weltregierung schüchtern vor, »insbesondere die
zwischen…«
    »Nicht jetzt«, sagte Boweto ungeduldig. »Aber wir
müssen über die Rückkehr Argentiniens, Chiles und
Südafrikas in den Verband der Weltregierung sprechen.«
    El Libertador nickte. »Natürlich bin ich nicht
bemächtigt, für die Regierungen der einzelnen Nationen zu
sprechen, aber wir können die Bedingungen ausarbeiten, unter
denen eine Rückkehr erwogen werden könnte…«
    Der Haupteingang zum Konferenzsaal wurde geöffnet. Al-Hazimi,
der der Tür am nächsten saß, drehte sich gereizt in
seinem Sessel um. »Wir haben ausdrücklich befohlen,
daß keinerlei Störung…«
    Die aschfahle Sicherheitswache von Eiland Eins stand einfach da
unter der Tür, den Mund weit aufgerissen, den Halfter an der
Seite offen und leer.
    Hinter ihm trat Hamud ein, die schwere automatische Pistole der
Wache in der Hand. Und hinter Hamud standen abenteuerlich gekleidete
Guerillas mit nagelneuen Sturmgewehren, die sie lässig an der
Hüfte im Anschlag hielten.
    »Hamud!« keuchte Al-Hazimi. »Wie konntest
du…«
    »Meine Herren und Damen!« sagte Hamud mit arrogantem
Lächeln. »Sie sind Gefangene der RUV. Nein… keine
Bewegung! Bleiben Sie sitzen. Meine Leute schießen sofort. Wir
haben die ganze Raumkolonie besetzt. Sie bleiben in diesem Raum, bis
man Sie auffordert zu gehen. Befolgen Sie unverzüglich alle
Anordnungen. Andernfalls werden Sie erschossen, egal um was es sich
dabei handelt.«
     
    Leo saß schwer auf dem kleinen Plastikdrehstuhl des
Ingenieurs. Sein Rücken war gebogen, seine gespreizten Beine
brachen fast unter der Last seines Körpers.
    Es war ein leichtes gewesen, das Kraftwerk zu nehmen. Es gab keine
Wachen, und niemand war bewaffnet. Seine paar RUV-Leute waren nur
hereinspaziert, und all die Ingenieure und Techniker erstarrten auf
ihren Plätzen.
    »Nur mit der Ruhe und weitermachen«, hatte Leo gemeint.
»Wir tun keiner Fliege was, solange ihr tut, was man euch
sagt.«
    Er meinte, überall im Kraftwerk schwere Maschinen und
Computer mit blinkenden Lichtern vorzufinden. Die Computerkonsolen
waren natürlich vorhanden, Reihe um Reihe, und blinkten einsam
vor sich hin. Aber der langgestreckte, hohe, hell erleuchtete Raum
war still und kühl. Keine gewaltigen Turbinen, die die Luft
erzittern ließen, kein zischender Dampf, kein Gewirr von
Rohren, die sonderbare Kühlmittel und Flüssigkeiten
transportierten. Nichts weiter als eine große, saubere Halle
mit einer Deckenbeleuchtung, die schattenfreies Licht verbreitete.
Kein Laut außer dem leisen Summen der Computer und das
Geräusch der Schritte von Männern und Frauen in bequemen
Schuhen und makellos weißen Overalls.
    Warum, zum Teufel, schwitze ich dann? fragte sich Leo.
    Seine Beine

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