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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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langsam durch
den Raum schwebte, rief er über die Schulter: »In B ist
nichts los. Es ist nicht besetzt.«
    »Warum?« fragte David und schwebte hinter ihm her.
    »Weil es das Gremium so will. Die Kolonie gehört den
Konzernen, sie haben sie mit ihrem Geld erbaut. Also haben sie das
Recht, sie so zu nutzen, wie es ihnen beliebt.«
    »Aber warum soll es leer bleiben? Warum all diesen Raum
verschwenden?«
    Cobb fing den Ball auf und wandte sich wieder David zu.
    »Dieser Raum wird nicht verschwendet, mein Sohn. Wir haben
soeben den Auftrag bekommen, dort drüben Häuser zu
bauen.«
    »Oohh!« David fühlte sich irgendwie erleichtert.
»Was für Häuser? Und wie viele?«
    Cobb grinste. »Wohnhäuser. Fünf
Stück.«
    »Fü… nur fünf? Im ganzen Zylinder?«
Davids Stimme überschlug sich.
    »So lautet die Bestellung des Gremiums. Fünf große
luxuriöse Wohnhäuser mit allen Schikanen. Der Zylinder wird
selbst dann noch leer aussehen, wenn diese Häuser
stehen.«
    »Aber warum nur… was wollen die…«
    Der alte Herr zog eine Augenbraue hoch und fragte: »Kannst du
irgendeine statistische Korrelation erkennen zwischen der Tatsache,
daß das Gremium fünf Häuser bestellt hat, und
zwischen jener Tatsache, daß das zukünftige Direktorat der
Eiland Eins Corporation, Ltd., fünf – zähl mal nach
– fünf Mitglieder haben wird?«
    David blinzelte ihm zu.
    »Komm, mein Sohn!« Cobb legte ihm den Arm über die
Schultern. »Zeit zum Duschen.«
    »Nein, warten Sie.« David befreite sich von Cobbs Arm.
»Was haben Sie vor? Was meinen Sie damit?«
    Cobbs Miene verfinsterte sich. »Du möchtest ein
Wahrsager sein. Was fällt dir auf, wenn du die wirtschaftlichen
und sozialpolitischen Trends der Welt betrachtest?«
    David schüttelte kurz den Kopf und erwiderte: »Ich kann
nicht einen einzigen klaren Trend erkennen.«
    »Das ist so sicher wie die Steuern!« sagte Cobb schroff.
»Chaos. Apokalypse. Die Weltregierung versucht, eine Art
globaler Stabilität aufrechtzuerhalten, doch überall gibt
es revolutionäre Bewegungen. Von El Libertador in
Südamerika bis zur RUV im Mittleren Osten hat die Weltregierung
mit Schwierigkeiten zu kämpfen.«
    »Aber was hat das mit Eiland Eins zu tun?«
    »Wir sind der Notausgang, mein Sohn. Die Männer des
Gremiums sehen sich mit einem weltweiten Zusammenbruch konfrontiert.
Es könnte sein, daß die Weltregierung untergeht. Chaos und
Revolution können überall und zu jeder Zeit ausbrechen.
Diese Leute wünschen ein sicheres Asyl für sich und
für ihre Familien. Sie haben Zylinder B für sich selbst
reserviert.«
    »Und sie lassen einfach zu, daß die Welt um sie herum
zusammenbricht?«
    »Sie können nichts tun, um es zu verhindern, selbst wenn
sie es wollten.«
    »Das kann ich einfach nicht glauben!«
    »Nun… da gibt es noch etwas«, sagte Cobb.
»Sobald das Gremium hier einzieht, sind wir in der Lage, jeden
einfach vom Himmel zu fegen, der hier heraufkommen und uns
überfallen will!«

 
     
     
ZWEITES BUCH
     
     
Juni 2008
Erdbevölkerung: 7,26 Milliarden

Der Trend des 20. Jahrhunderts war der des Nationalismus, eine
überholte und gefährliche Idee, die besagte, daß die
einzelnen Völker souverän sind und machen können, was
sie wollen. Im internationalen Handel hat der Nationalismus zu einer
enormen Ungleichheit unter den Völkern geführt. Die reichen
erstickten schier am Überfluß, die armen dagegen starben
an Unterernährung. In der internationalen Politik hat der
Nationalismus den Planeten durch zwei Weltkriege verwüstet und
war letztlich verantwortlich für jene endlose Abkapselung, die
wir als den Kalten Krieg bezeichnen, ein Zustand, der nur durch die
nahezu gewaltsame Gründung der Weltregierung beendet werden
konnte.
    Heutzutage, in dieser Blütezeit des 21. Jahrhunderts, ist
der Nationalismus immer noch die größte Bedrohung des
Friedens, der Vernunft und der Stabilität. So manches unwissende
Volk möchte zum Nationalismus zurückkehren und der
Weltregierung den Rücken kehren. Was aber noch bedeutender ist:
Es sind die wohlhabendsten Personen und Firmen, die in der
Weltregierung eine Gefahr für ihren Profit und ihre
Machtposition sehen.
    Und damit liegen sie genau richtig!
    Emanuel Emanuel De Paolo,
Ansprache bei der Eröffnungssitzung des Weltparlaments,
2008.

 
9. Kapitel
     
     
    Das Innere von Cyrus Cobbs Arbeitsraum erinnerte an das
Facettenauge eines Insekts. Es war so etwas wie ein Theater verkehrt,
in dem an jener Stelle, wo sich sonst die Bühne

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