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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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persönliche Angelegenheiten
wahrzunehmen.«
    »Wir sprachen gerade über diesen Burschen, diesen El
Libertador«, sagte Garrison, und seine rasselnde Stimme nahm
den Texas-Akzent seiner Jugend an. »Meinen Sie, daß wir
ihn etwas direkter für unsere Zwecke einsetzen
können?«
    Al-Hazimi zuckte die Achseln. »Vielleicht, aber ich wage es
zu bezweifeln. Sicher hat er eine große Gefolgschaft unter
diesen Jungrevolutionären Gruppen…«
    »Die Revolutionäre Untergrundbewegung der
Völker«, knurrte Morgenstern sichtlich angewidert.
    »Sie sind gewalttätig und kurzsichtig«, sagte
Al-Hazimi, »aber sie haben sich an der Idee festgebissen,
daß die Weltregierung gestürzt werden muß.«
    »Diese Einstellung ist für uns ideal«, meinte
Garrison.
    »Aber es sind gefährliche Fanatiker«, warnte
Tanaka. »Die RUV haßt uns – ich meine unsere
Gesellschaften – mindestens so sehr wie die
Weltregierung.«
    »Das tut auch El Libertador«, mahnte St.
George.
    »Trotzdem glaube ich, daß diese Leute für uns
nützlich sein können«, beharrte Garrison. »Also
gut, El Libertador ist ein verblendeter Idealist, der glaubt,
die Welt verändern zu können. Er haßt uns. Doch
bezieht er immer noch Geld von uns und seine Ausrüstung, ob er
es weiß oder nicht, ob er es zugibt oder nicht. Solange er der
Weltregierung schadet, ist er auf unserer Seite, und wir müssen
ihm jede mögliche Unterstützung zukommen lassen.«
    Die anderen nickten.
    Und Al-Hazimi sagte: »Die RUV ist überall gleich. Hier
im Irak ist es mir gelungen, ihre Gruppe unseren Zielen
zuzuführen. Einer der Anführer nimmt Geld von mir entgegen
und beugt sich meinen Befehlen.«
    »Und eines Tages wird er Ihnen die Kehle
durchschneiden«, brummte St. George.
    Al-Hazimi lächelte kalt. »Er wird nicht lange genug
leben, das verspreche ich Ihnen.«
    »Also gut«, meinte Garrison. »Ich schlage vor,
daß wir El Libertador weiter unterstützen. Lassen
wir ihm noch mehr Geld zukommen. Veranlassen wir unsere Meteorologen,
bei den umgebenden Völkern Bedingungen zu schaffen, die ihre
Regierungen alarmieren und die Unzufriedenheit gegenüber der
Weltregierung schüren.«
    Morgenstern schüttelte bekümmert den Kopf. »Das
Elend, das wir heraufbeschwören. Jedesmal, wenn wir so was tun,
frage ich mich… die Menschen, die da umkommen, sie sterben
unseretwegen! Muß das unbedingt sein? Müssen wir
Überschwemmungen und Dürre verursachen? Denken Sie einmal
an die Typhusepidemie, die jetzt Indien und Pakistan
heimsucht.«
    »Wir können nicht helfen«, sagte St. George.
    »Aber wir haben sie doch verursacht!«
    »Nur indirekt. Würden diese Völker über eine
ausreichende ärztliche Versorgung verfügen…«
    »Und das Wachstum ihrer Bevölkerung kontrollieren«,
setzte Al-Hazimi hinzu.
    Morgenstern schaute immer noch besorgt drein. »Wir spielen
mit dem Wetter. Wir bringen Menschen um, die nie eine Chance hatten,
sich selbst zu helfen. Warum? Sind wir so rücksichtslos,
weil…«
    »Jawohl!« knurrte Garrison. »Wir sind
rücksichtslos und verzweifelt, und darum sind wir bereit zu
kämpfen. Wenn wir uns einfach zur Ruhe setzen und die
Weltregierung weitermachen lassen, werden wir alle im Armenhaus
enden. Die ganze menschliche Rasse wird zu einer Meute winselnder
Hunde degradiert, die am Hungertuch nagt. Die ganze Welt wird zu
einem Indien – verkommt in Schmutz, Hunger und Armut.«
    »Ich kenne die Computervorhersagen…«
    »Verdammt richtig«, sagte Garrison. »Die
Gepflogenheiten der Weltregierung werden uns alle bankrott machen.
Darum haben wir alle uns zur Verfügung stehenden Mittel
eingesetzt, um mit der Weltregierung fertigzuwerden. Wir müssen
die RUV einsetzen, El Libertador, alles und jeden, was nur
irgend möglich ist.«
    Dennoch fragte der ewig heiter lächelnde Tanaka:
»Wäre es aber klug, El Libertador dazu zu verhelfen,
weitere Völker zu erobern? Schließlich, wenn ihm das
gelingt, verlieren wir die billige Produktionskapazität und die
Reserven, die uns eben jene Völker zu bieten haben.«
    »Und ihre Märkte«, setzte St. George hinzu.
    »Wen zum Teufel geht das was an?« gab Garrison
zurück. »Wenn wir ganz Südamerika und seine
Märkte vergessen, was verlieren wir dann? Zehn
Prozent?«
    »Brasilien allein macht schon zehn Prozent aus«,
bemerkte Morgenstern.
    »Das wäre also der Preis, den wir zahlen
müssen«, meinte Garrison, »so gesehen ein ziemlich
billiger Preis.«
    »Das wäre aber ein bedeutender Teil meines
Marktanteils«, beharrte

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