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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Gesichtskreis
verschwunden und hatten geheiratet, während ich von den
Biochemikern getestet wurde. David schüttelte den Kopf. Der
einzige Freund, den er noch hatte, war der Computer. Selbst Dr. Cobb
hatte sich gegen ihn gewandt.
    Evelyn war in Ordnung, dachte er. Ich bin ganz allein
hier oben.
    Er legte die Beschreibung weg und überprüfte die Beute,
die er auf dem Boden des Lagerraums ausgebreitet hatte: den
geöffneten Frachtbehälter, ein zwei Meter langer
Kunststoffzylinder mit einer dünnen Isolierschicht aus
Schaumstoff, den Raumanzug mit dem durchsichtigen Plastikhelm, die
runden, grünen Sauerstofftanks und die kantigen weißen
Brennstoffbatterien.
    Zehn Kilo Zeug, das ich in einem Fünf-Kilo-Kasten
unterbringen muß. Das war zuviel. Das paßte nicht
alles hinein – am wenigstens dann, wenn er sich selbst noch
hineinzwängen wollte.
    Er verbrachte ein Großteil Zeit damit, seine Berechnungen zu
überprüfen: den Sauerstoffverbrauch pro Stunde, den
Wärmeverlust durch die Isolation, den Strom, der für das
Heizen des Raumanzugs erforderlich war, und den Stromverbrauch
für die Luftpumpen.
    Erschöpft, wie er war, verschwammen die Zahlen vor seinen
Augen. David gähnte und starrte auf die Mattscheibe in der
Hoffnung, bessere Resultate zu erzielen. Doch die kleinen,
rotglühenden Ziffern brachten kein besseres Ergebnis.
    Das bringt nichts.
    Müde sank er in seinen Plastiksessel zurück, der vor den
Regalen stand, und starrte auf die kompromißlosen Zahlen. Geh heim und leg dich hin! sagte er zu sich. Du kannst die
Dinge nicht ändern, wenn du die ganze Nacht aufbleibst
und…
    Schlafen.
    Er erinnerte sich an einen Test, den die Biochemiker mit ihm
durchgeführt hatten, als er noch ein Teenager war – etwas
über die Steuerung seines autonomen Nervensystems und über
die Verringerung der Umsatzrate seines Metabolismus. Was hatten diese
Ärzte damals für Scherze gemacht? Was war es nur gleich? Hindus… Yogis, erinnerte sich David. Transzendentale
Meditation, in einem Computer programmiert!
    Jetzt konnte er sich deutlich erinnern und war plötzlich
hellwach. Sie hatten ihn in eine Art EEG-Gerät gelegt, aber
anstatt die elektrischen Signale seiner Hirntätigkeit
aufzuzeichnen, vermittelte ihm das Gerät den Zustand eines
Gehirns im Tiefschlaf, eine Art Trance. David konnte sich daran
erinnern, daß er erlosch wie ein Licht, sobald man die
Elektroden an seinem Kopf befestigt hatte. Danach wurde ihm gesagt,
er hätte acht Stunden geschlafen, wobei seine Atmung
zurückging und sich sein Herzschlag um ein Drittel pro Minute
verringerte.
    Er verpackte die herumliegenden Sachen in die dazugehörigen
Kartons und verstaute sie in den Regalen, die im Hintergrund des
Lagerraumes standen. Dann schleppte er den Frachtbehälter nach
hinten und ließ ihn einfach vor dem Regal auf dem
Fußboden liegen. In all den Nächten hatte keiner die
Sachen angerührt, hatte keiner danach gefragt, was das Zeug hier
sollte. In den Lagerräumen sammelte sich oft allerhand Ware an,
die keiner sonderlich beachtete.
    David lenkte sein Elektrokrad heimwärts, und der Motor lief
auf vollen Touren, während er über die dunklen, gewundenen
Pfade raste.
    Zu Hause angekommen durchstöberte er stundenlang die
Computerdateien, bis er jenes Programm beieinander hatte, das die
Biomediziner vor Jahren bei ihm angewandt hatten. Es war alles
vorhanden: die Technik, das Computerprogramm, die Testergebnisse. Wenn ich in so einer Art Trance zum Mond fliegen könnte,
würde ich weniger Sauerstoff und weniger Wärme brauchen.
Und alles, was ich brauche, würde in den Behälter
passen.
    David blickte von seinem Schreibtisch auf und sah, daß der
Tag angebrochen war. Er ging zu Bett, schaltete den implantierten
Kommunikator ein und schloß das
Trance-Übertragungsprogramm an, das bereits für sechs
Stunden eingestellt war.
    Einen Augenblick lang fragte er sich, ob sein Implantat ebenso gut
funktionieren würde wie jene Elektroden, die man seinerzeit an
seiner Kopfhaut befestigt hatte.
    Doch nach kurzer Zeit schlief er bereits fest, und sein Atem ging
flach wie an der Schwelle des Todes.

Mutter und Vater haben mich nach Browerville gefahren, und wir
verabschiedeten uns vor Dandersons Eisenwarengeschäft,
während der Busfahrer darauf wartete, daß ich einstieg.
Mutter hielt sich tapfer, keine Tränen und so. Mir war nicht
recht wohl in meiner Haut, fast schlimmer als bei einem
tränenreichen Abschied.
    Ich diktiere dies hier auf dem Flugplatz von Twin

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