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Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
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zurückkehren, aber Tomhatte keine Lust. Da uns nichts Besseres einfiel, folgten wir einfach weiter der Führung und betraten noch einmal die große holzgetäfelte Bibliothek neben dem Wohnhaus. Die wenigen Menschen verteilten sich in der Rotunde unter dem Saturnleuchter. Vorhin hatten wir nicht sehr viel Zeit gehabt, uns die Ausstellungskästen anzusehen. Nun fiel mein Blick auf ein aufgeschlagenes Buch hinter Glas. Es war ein Skizzenbuch, genau wie ich es bei Tom gesehen hatte. Auf der aufgeschlagenen Seite war ein einzelner Abend im Leben von Percival Lowell dokumentiert. Ein 19. Oktober, die Jahreszahl konnte ich nicht erkennen. Unter dem Datum waren acht Bleistiftskizzen von Mars, angefertigt im Abstand von wenigen Minuten, versehen mit winzigen Anmerkungen zu Uhrzeit, Sichtbedingungen und besonderen Beobachtungen, in einer minutiösen, etwas altertümlichen Handschrift, wie ich sie von meinen eigenen Großvätern kannte – und von Tom.
    Nebenan war der erste Marsglobus, ebenfalls unter Lowells Ägide erstellt. Schnurgerade Äderchen überzogen den Planeten wie ein U-Bahn-Netz und verbanden Metropolen mit aufregenden Namen (»Thaumasia«, »Endor«), die wohl nur in Percival Lowells Fantasie existiert hatten. Garniert war der Globus mit einem Foto seines Schöpfers: Lowell höchstselbst, ein schlanker Mann in einem dunklen Anzug – Toms Großvater gar nicht unähnlich –, der auf einer ausgefeilten Konstruktion saß, einem Holzstuhl, der wiederum auf einer höhenverstellbaren Plattform stand. Lowell trug ein flottes Barrett auf dem Kopf, die breite Seite nach vorne gekehrt wie ein Jazzmusiker, und sah mit dem Auge durch das Okular seines riesigen Teleskops nach oben, die Hand erhoben, entweder um eins der Stellräder zu erreichen oder um heroisch die Richtung zum Weltraum zu weisen. Der Inbegriff eines Entdeckers, dachte ich, und doch nur eine Inszenierung. Ein Wunschtraum.
    Wir blieben noch lange vor dem Schaukasten stehen, als die letzten Besucher schon gegangen waren.
    »Hallo Tom.« Wir drehten uns um und sahen, dass Whistler lautlos den Raum betreten hatte und hinter uns stand.
    »Hallo Mr. Whistler«, sagte Tom.
    »Was denken Sie, wenn Sie diese Bilder sehen?«
    »Er erinnert mich an jemanden.«
    Whistler lächelte: »Sie und ich verstehen, dass er mehr ist als ein reicher Mann, der sich geirrt hat, nicht?«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    Whistler musterte Tom aufmerksam und fragte: »Wissen Sie, wie ich zu Geld gekommen bin?«
    »Sie haben Flugzeugmotoren gebaut. Fürs Militär.«
    »Das ist nur die halbe Geschichte. Als ich so alt war wie Sie, wollte ich in den Weltraum gehen. Ich habe eine Firma gegründet und Raketenantriebe gebaut, mit Gummi- und Stickstoff in den Tanks. Die sichersten Motoren weit und breit. Aber wir sind nicht in den Weltraum gekommen. Stattdessen wurden wir nur größer und träger wie die meisten Unternehmen.« Er hielt einen Augenblick inne und setzte ein böses Lächeln auf. »Dann kamen erst die Regierungsaufträge. So funktioniert die Luftfahrt. Es ist Politik.«
    Nachdem er sich in Richtung der Schaukästen umgewandt und eine Weile schweigend die im gedämpften Licht funkelnden astronomischen Geräte betrachtet hatte, fuhr er fort:
    »Schließlich hat es mich nicht mehr interessiert. Selbst die NASA kommt langsam zur Besinnung. Sie vergibt ihre Projekte jetzt an kleine Firmen, die von den Internet-Leuten gegründet werden. Die Start-up-Generation übernimmt das Ruder. Junge Leute wie Eric und Bart werden in den Weltraum gehen. Das ist die Zukunft.«
    Von draußen, durch die offene Tür, blies ein kalter Wind und zerzauste Whistlers Rock-’n’-Roll-Mähne. Sein Blick war nach innen gekehrt und doch ohne Melancholie, ohne Trauer über den unerfüllten Traum. Ich musste an seinen Spitznamen denken: der Rocket Man. Er und Tom bildeten den seltsamsten Gegensatz: Der sechzigjährige Whistler, sprühend vor Ehrgeiz und Exzentrik, und daneben der dreiundzwanzigjährige Grünschnabel Tom. Die Ähnlichkeit konnte wohl nur ich sehen: Sie hatten beide die Sterne ins Visier genommen und hatten, jeder auf seine Weise, ihre Flüge verpasst.
    »Wieso möchten Sie ihr Teleskop verkaufen, Herr Eisenroth?« Whistler blickte meinen Freund jetzt mit väterlicher Neugier an.
    »Ich brauche das Geld«, sagte Tom. »Ich habe einen kranken Vater.«
    »Hören Sie, Ihr Teleskop interessiert mich. Aber wir können nicht über den Preis reden. Dafür ist Sid Koenig da. Verstehen Sie das?«
    »Ja«, sagte

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