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Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
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sind.«
    »Danke, du musst das nicht sagen. Aber danke.«
    Wir blickten beide direkt auf den hellen weißen Raum der Galerie. Er lag hinter einer großen Glasscheibe, die ihn wirken ließ wie eine Projektion an der Wand des Hofs, ein eigenes Kunstwerk, das nur wir beide betrachten konnten. Die vorhin noch frei beweglichen Menschenkörper darin hatten sich zu großen Gruppen verklumpt. Sie waren wie schwarze Ballungen negativer Materie in dem Raum. Der billige Galerien-Weißwein hinterließ einen ekelhaft pelzigen Geschmack auf meiner Zunge. Ich stellte das Glas auf den Boden und schob es mit dem Fuß weg. Es fiel um, ohne zu zerbrechen.
    »Ich bin zu leicht beleidigt«, sagte ich und holte tief Luft. »Constanze meint es nicht böse.«
    »Ich hatte das Gefühl, dass sie dich an einer empfindlichen Stelle erwischt.« Tom war ein guter Zuhörer.
    »Es ist nicht nur Constanze. Weißt du, ich sehe das hier und denke, ich passe gar nicht hierher …« Ich brach ab und begann nach einiger Zeit von neuem. »Kennst du das? Du denkst, dass du noch ewig Zeit hast, um das zu machen, was du eigentlich machen willst. Aber vielleicht stimmt das gar nicht und du bist längst geworden, was du tust. Oder die Pläne waren immer nur Illusionen. Verstehst du, was ich meine?«
    »Nein«, sagte er einigermaßen ratlos. »Was hat das mit heute Abend zu tun?«
    »Manchmal wird es dir eben klar. Jedes Mal, wenn sich eine Chance verabschiedet, macht sie dir eine kleine Szene. So wie heute. Das Messer wird nochmal rumgedreht, und Constanze ist nur zufällig die Person, die es tut.«
    »Wenn sie dir auf den Keks geht, vergiss sie doch einfach. Mach deine eigene Ausstellung!«
    Ich drehte meinen verhüllten Kopf, um Tom sehen zu können. Er blickte mich offen und freundlich an, ohne zu lächeln. Er schien volles Vertrauen in mich und die Machbarkeit dieses Plans zu haben.
    »Nein, Constanze hat Recht. Ich bin ein reiner Techniker. Manchmal habe ich gute Ideen. Aber die meisten sind durchschnittlich.«
    »Und ihre?«
    »Sind auch durchschnittlich, aber sie lässt sie wie Kunst wirken, das ist der Unterschied.« Ich fühlte, wie die bittere Mixtur aus Neid und Arroganz erneut aus meiner Magengrube hochstieg, und ich ließ sie heraus:
    »Ich könnte so was einfach nicht. SS-Uniformen … oh wie provokant. Das ist doch bei ihr nur Masche! Verstehst du? Es ist ein Gimmick! Leg dir ein Gimmick zu! Mach aus dir einen Künstler! Mach dich interessant! Ich kann so was nicht. Ich kann nur tun, was ich mag. Aber genauso wie Constanze musst du es machen.«
    »Das musst du doch gar nicht.«
    »Doch, das musst du leider.«
    »Aber für wen?«
    »Na, für die Leute da drin. Schau dir die Leute doch mal an!«
    »Ach, und für die willst du arbeiten? Armer Philipp!«
    Toms ungewöhnlich harter Tonfall ließ mich innehalten. Ich sog die kühle regengetränkte Luft in meine Lungen und schwieg. Die Dämme hielten wieder.
    »Du mochtest das Reh, was?«, sagte ich.
    »Ich verstehe wenig von Kunst.«
    »Es war ein schönes Detail«, gab ich zu. »Vielleicht sollte ich in Zukunft einfach mehr auf die Kleinigkeiten achten.«
    »Du kannst dir die Bilder ja alle noch mal genau ansehen«, schlug Tom lächelnd vor und machte Anstalten aufzustehen. Ich musste jetzt auch lächeln.
    »Vielen Dank. Ich glaube, ich bleibe lieber noch etwas im Regen stehen.«
    Nachdem Tom aufgestanden war, sah ich durchs Fenster, wie er die Galerie betrat. Suchend durchquerte er den Raum und wich den Menschengruppen aus, ohne sich von den schwarzen Körpern einfangen zu lassen.

KAPITEL 7

    C harles Messiers um 1780 vollendeter »Katalog der Nebel und Sternhaufen« ist noch heute ein Standardwerk, obwohl er nur die Positionen der einhundertzehn auffälligsten Deep-Sky-Objekte enthält. Ebenso bemerkenswert wie der Katalog selbst sind die Umstände seiner Entstehung.
    Messier war der Astronomie schon im Alter von vierzehn Jahren verfallen, als ein großartiger Komet mit sechs Schweifen am Himmel erschienen war. Da der Junge eine besonders schöne Handschrift hatte, fand er eine Arbeit als Zeichner und Schreiber im Marine-Observatorium in Paris. Rasch machte er sich mit den Instrumenten darin vertraut und begann erste eigene Studien anzustellen. Seine Laufbahn nahm eine unerwartete Wendung , als er eines Nachts im August 1758 über dem südlichen Horn des Stiers ein Objekt entdeckte, das ihm überhaupt nicht bekannt vorkam. Es war nur ein nebelartiger Fleck, doch dieser Fleck begann Messiers

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