Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
Vom Netzwerk:
Schatten. Zu ihren Füßen lagen aufgetürmte Halden aus schwarzem Sand, und über ihren offenen Flanken wuchs Gras wie Schorf.
    »Ich frage mich, wie lang das hier noch so weitergeht«, sagte ich.
    »Hast du dir den Meilenstand gemerkt, bei dem wir bei der Bar losgefahren sind?«, fragte Tom.
    »Nein, warum?« Ich verlangsamte das Tempo und wendete auf der leeren Straße. Wir blickten zurück in die Richtung, aus der wir gekommen waren. Die Vulkane zeigten uns plötzlich andere Silhouetten und andere Farben. Nichts ließ darauf schließen, dass wir jemals an ihnen vorbeigefahren waren. »Diese Gegend verwirrt mich«, sagte ich.
    Tom gab mir Recht. Wir hatten nicht den geringsten Anhaltspunkt, in welche Richtung wir fahren mussten. Auf der ganzen Strecke waren uns höchstens zwei oder drei Autos entgegengekommen. Wir sahen nur ein Schild in unserer Nähe, am Straßenrand. Darauf stand in großen, roten Buchstaben »Yard Sale«.
    Ohne lang zu überlegen, bog ich auf den Feldweg ab. Wir fuhren so lange im Schritttempo, bis wir am Ende des Wegs zwei, drei Autos stehen sahen. Dort parkten wir und erreichten zu Fuß einen staubigen Hof zwischen Holzschuppen. Unter den Vordächern war eine Menschenansammlung. Kleine, stämmige indianisch aussehende Frauen gingen zwischen Tischen umher, auf denen verschiedene Dinge zum Verkauf angeboten wurden. Wir mischten uns unter die Leute und begutachteten die Waren in der Auslage. Es waren vor allem Haushaltsgeräte: Bügeleisen, Mikrowellen, alte Nintendo-Gameboys, Teller und ein Teeservice. Daneben gab es frische Melonen, Decken und Tierfelle. Eine Frau kaufte gerade ein Kaninchenfell. Als sie bezahlt hatte, standen wir allein vor dem Tisch. Ich wartete darauf, dass die Verkäuferin »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte, aber sie sah durch uns hindurch wie ein versteinerter Kugelfisch.
    Ich kaufte eine Melone und fragte nach einem neuen Gebäude in der Nähe.
    Sie händigte mir mechanisch ein paar Münzen aus.
    »Ein Gebäude oder eine Baustelle«, sagte ich noch einmal.
    »Ein Bergwerk?« fragte sie.
    »Nein«, sagte ich. »Wir suchen ein Haus auf einem Berg.«
    »Was für ein Haus?«
    Ich machte eine Handbewegung, die ein Fernglas nachahmte, und kehrte mein Gesicht zum Himmel. »Ein Haus zum Anschauen der Sterne.«
    Die Frau betrachtete mich unverwandt mit steinernem Blick. »Sie meinen ein Observatorium?«
    »Äh, ja.«
    »Das ist nicht hier. Die öffentliche Sternwarte befindet sich in Flagstaff.«
    »Nein, wir suchen ein anderes, irgendwo zwischen den Vulkanen«, sagte ich. »Von einem reichen Mann aus Kalifornien.«
    »Wie ist sein Name?«
    »Whistler.«
    Über ihr Gesicht wanderte nur die Andeutung eines Lächelns.
    »Mr. Whistler«, sagte sie.
    »Sie kennen ihn?«, rief Tom.
    »Alle kennen ihn. Ein netter Mann.«
    »Ach so«, sagte ich und sah zu Tom hinüber, der mit den Schultern zuckte.
    »Wieso kennen ihn alle?«, fragte ich ungläubig.
    »Die Nachbarn reden gut über ihn. Er lässt ihr Vieh auf seinem Land grasen. Hier ist es oft trocken, und es gibt zu wenig Gras. Mr. Whistler braucht das Gras nicht.«
    Ich fragte sie, wie wir ihn finden könnten. Ihrer Wegbeschreibung nach war Whistler nicht zu verfehlen. Wir mussten nur wieder umkehren und der Straße ein paar Meilen in Richtung der Siedlung Leupp folgen. Der Berg, den wir suchten, sei der letzte der Gegend und stehe abseits der Straße. Aber, fügte sie hinzu, wir sollten wissen, dass Mr. Whistler nur Vieh auf seinem Grundstück herumlaufen lasse.
    »Wieso nur Vieh?«
    »Es kommen manchmal Leute, um nachzusehen, was er mit dem Vulkan vorhat. Naturschützer oder die Leute vom Grundstücksamt. Er hat immer Ärger mit ihnen. Weil er keine eigenen Kühe hat.«
    »Keine Kühe?«
    »Nein.«
    »Und das ist ein Problem?«
    »Ja. Für das Grundstücksamt.«
    Mit dieser neuen rätselhaften Auskunft fuhren wir, wie empfohlen, in Richtung der Siedlung Leupp, so lange, bis die Vulkane wieder spärlicher wurden. In östlicher Richtung verlor sich die Straße in einer graubraunen Grasebene. Irgendwo dort musste die Siedlung liegen, auf Navajogebiet. Ein Schild markierte die Grenze, und es war leicht zu sehen, warum den Navajo einst gerade dieses Stück Land zuerkannt worden war. Direkt hinter der Grenze begann eine trockene, unfruchtbare Steppenzone ohne jeden Wiedererkennungswert, in der nicht einmal mehr Büsche wuchsen. Gegen Norden gingen die urzeitlichen Berge des Vulkanlands in eine violette Hochebene über, die laut unserer

Weitere Kostenlose Bücher