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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Reißverschluss ihrer Jacke. »Ihr Name wurde erwähnt, und dann sind wir verpflichtet, die Zusammenhänge zu überprüfen. Wir versuchen, alle Umstände um Adelers Tod zu erfassen und …«
    Sie konnte nicht zu Ende sprechen.
    »Können Sie mir bitte sagen, worum es eigentlich geht? Wer ist dieser Adeler, und was ist passiert?«
    Lena ließ die Worte auf sich wirken. Die Frage stand der Parlamentsabgeordneten außerordentlich schlecht zu Gesicht. Ein Angestellter des Finanzministeriums war am Morgen im Hafenbecken aufgefunden worden. Der Tod des jungen Mannes war in aller Munde, und sie, die Parlamentsabgeordnete, wollte nicht wissen, was geschehen war?
    »Er ist ertrunken«, sagte Lena mit Pokerface. »Letzte Nacht oder heute Morgen. Tragische Geschichte. Sveinung Adeler starb, nachdem er vor dem Rathauskai ins Wasser fiel. Aber es haben sich noch keine Zeugen gemeldet, und bevor wir irgendwelche Schlüsse ziehen, müssen wir versuchen, nachzuvollziehen, was tatsächlich geschehen ist. Er war angezogen, als wäre er gestern bei einer Feier gewesen, und wir haben einen Hinweis bekommen, dass er tatsächlich gestern bei einer Weihnachtsfeier war, auf der Sie auch anwesend waren. Das ist also nicht der Fall?«
    »Nein, das ist nicht der Fall.«
    Lena wartete. Aber es kam nichts mehr. »Wo waren Sie gestern Abend?«
    Vestgård lächelte schwach, fast ein wenig anerkennend. »Zuhause.« Sie fügte hinzu: »Hier, bei Mann und Kindern.«
    Lena beschloss zu gehen.
    »Sie verstehen sicher, dass ich das alles merkwürdig finde«, sagte Vestgård, noch immer mit den Fingerspitzen in den Hosentaschen. »Der Sicherheitsdienst meldet der Polizei einen Drohbrief. Obwohl ich vorher nicht ängstlich war, habe ich doch Todesangst bekommen. Das ist schließlich etwas over the top , dass jemand einen tot sehen möchte und dass der Sicherheitsdienst die Sache ernst nimmt, nicht wahr?«
    Lena nickte. Das verstand sie.
    »Und dann kommt die Polizei und fragt mich stattdessen etwas ganz anderes?«
    Die Frau hielt Lenas Blick stand.
    »Ich kann mich nur entschuldigen«, sagte Lena mitfühlend. »Andererseits bin ich natürlich froh, dass ich in meinem Fall etwas weitergekommen bin.«
    Lena zog sich die Handschuhe an und griff nach der Türklinke hinter sich. »Ich bedanke mich trotzdem, dass Sie sich Zeit genommen haben, mit mir zu sprechen.«
    Vestgård sagte gar nichts.
    »Schönen Abend noch«, sagte Lena und stolperte hinaus.
    Lena ging mit raschen Schritten die Auffahrt hinunter und zum Tor hinaus. Ihre Hände wollten ihr nicht gehorchen, als sie den Wagen aufschloss. Ihr kleiner Micra war ebenso fehl am Platz in dieser Umgebung wie sie selbst.
    Sie hob den Kopf ein wenig und atmete die frische kalte Luft ein. Dabei entdeckte sie ein anderes kleines Auto, das ein paar Meter weiter parkte. Ein schwarzer Fiat 500.
    Lena fand den Wagen total cool, perfekt und schick, original dasselbe Design wie der alte Klassiker. Dieser hier hatte sogar ein Klappverdeck – ein Cabrio! Sie hätte sich zu gern selbst so eins gekauft, wenn sie sich nur ein neues Auto leisten könnte. Bis es so weit war, musste es genügen, davon zu träumen.
    Als Lena klein war, hatte ihr Vater ein Fiat 500 Originalmodell in der Garage stehen gehabt. Der Oldtimer war sein großes Hobby, und jeden Winter brachte er ihn in Schuss, um im Sommer damit fahren zu können. Er hatte das Auto geliebt, und er hatte es geliebt, daran herumzuschrauben. Das Auto war auch für sie ein Abenteuer gewesen. Klein und eng – man fühlte sich, als führe man mit einem Spielzeugauto durch die Straßen. Und jedes Mal, wenn Lena das Foto eines Fiat 500 sah, dachte sie an das Kopfkissen, das sie als kleines Mädchen gehabt hatte. Ein weißes Kissen mit einem schwarzen Fleck. Sie lächelte bei dem Gedanken. Es war nicht ihre Schuld gewesen. Sie hatte vergessen, dass sie schmutzig war. Papa hatte Öl auf ihre Nase gerieben, als er auf dem Rücken lag und schraubte und sie sich hinunterbeugte, um ihm zu sagen, dass es Abendessen gab.
    Sie öffnete die Fahrertür ihres Micra und wollte sich gerade hineinsetzen, da bemerkte sie, dass in dem Fiat unter der Straßenlaterne jemand saß.
    Lena stieg ein, warf den Motor an und drehte die Heizung auf. Der Person in dem Fiat musste eiskalt sein. Der Wagen hatte offensichtlich schon eine Weile so gestanden, denn auf der Innenseite der Windschutzscheibe hatte sich eine Eisschichtgebildet. Warum hatte die Person nicht den Motor und die Heizung

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