Die Kommissarin und der Tote im Fjord
verbotener Liebe. Aber Das Piano lud auch nicht gerade zum Lachen ein. Lena schob den Film zurück und suchte stattdessen nach Notting Hill .
Kurz darauf saß sie wieder vor dem Fernseher und sah Hugh Grant als attraktiven Buchhändler und die Märchenprinzessin, wie sie Bücher anschaute. Lena konnte sich nicht auf den Film konzentrieren. Ihr fiel auf, dass das Proseccoglas leer war. Sie ging in die Küche. Der Prosecco war alle. Die Flaschen klirrten, als sie einen Henkell Trocken herausnahm. Sie setzte sich wieder vor den Fernseher. Spulte den Film vor bis zu der Stelle, wo Hugh Grant sich als Journalist ausgibt und sich als Vertreter der Zeitschrift Horse and Hound vorstellt. Aber die Szene kam ihr gar nicht mehr lustig vor.
Sie verspürte den Drang, noch einmal ihre linke Brust abzutasten, zwang sich aber, es zu lassen.
Lena legte die Füße auf den Tisch, deckte sich mit einem Plaid zu und starrte an die Decke. Als sie aufwachte, war der Film vorbei. Sie fror unter dem Plaid.
Mühsam stand sie auf, trottete ins Schlafzimmer und kuschelte sich unter ihre Bettdecke.
FREITAG, 11. DEZEMBER
1
Rikard Svenaas öffnete die Luke an Schranke 2.
Svenaas lief immer mit einem schiefen Grinsen herum, das seine Zähne entblößte, als hätte jemand seine Lippen mit einem scharfen Messer abgeschnitten. Gunnarstranda erschrak jedes Mal, wenn er ihn sah, obwohl er ihn nun schon fast zwanzig Jahre kannte.
»Kannst du nicht einmal die Lippen runterziehen, Mann, ich werd ganz nervös, wenn ich dich so sehe.«
»Ich bin schon mein ganzes Leben so, Gunnarstranda. Du und meine Frau, ihr könntet einen eigenen Nervclub gründen, aber es hilft nichts, so seh ich nun mal aus, wenn ich mich konzentriere. Was machst du hier?«
»Ich will mir die Sachen ansehen, die Nina Stenshagen bei sich hatte, als sie im Tunnel überfahren wurde.« Gunnarstranda wartete draußen vor der Luke, während Svenaas dahinter verschwand. »Kann nicht viel gewesen sein«, rief er dem breiten Rücken hinterher. »Ist gestern Vormittag eingeliefert worden.«
Svenaas kam mit einer kleinen Plastiktüte zurück, auf deren Etikett Nina Stenshagens Name stand.
Die Tüte enthielt zwei in Cellophan verpackte Spritzen, ein Handy, eine zerdrückte Packung Petterøes Tabak, einen Nagelclipper, ein Einwegfeuerzeug mit dem Logo Rema 2000 und etwas Kleingeld.
»Das Handy«, sagte Gunnarstranda. »Kannst du bei Telenor anrufen und den Pin knacken?«
Svenaas griff nach dem Handy und betrachtete es genau, die Lippen zu einem noch breiteren Grinsen verzerrt. »Nicht nötig. Es ist eingeschaltet. Aber der Akku ist schwach.« Er reichte Gunnarstranda das Handy. Dieser setzte sich die Lesebrille auf.
Es war ein Nokia, ein ähnliches Modell wie sein eigenes. Er drückte auf Menü, fand Ninas Telefonliste und blätterte so lange, bis er den Namen Stig gefunden hatte. Dann zog er einen Kugelschreiber aus der Tasche, notierte sich die Nummer und wollte Svenaas das Handy zurückgeben, zögerte aber noch. »Du kannst sowas gut, kannst du mal nachsehen, wen sie gestern angerufen hat – also in der Zeit, bevor sie überfahren wurde?«
»Wir können nur sehen, welche Nummern sie zuletzt angerufen hat.« Svenaas hantierte mit dem Handy. »Hier hast du den letzten Anruf.« Er las die Nummer laut vor. Gunnarstranda schaute auf seinen Zettel. Es war dieselbe Nummer – Stig Eriksen.
»Wann hat sie diese Nummer gewählt?«
»Dienstagabend.«
Gunnarstranda runzelte die Stirn. »Sind Datum und Uhrzeit richtig eingestellt?«
Svenaas sah nach und nickte.
»Wenn sie mit dem Handy am Mittwoch oder Donnerstag jemanden angerufen hätte, dann wäre das gespeichert, oder?«
Svenaas nickte wieder. »Sieht aus, als hätte Nina Stenshagen dieses Handy nach Dienstagabend nicht mehr benutzt.«
Gunnarstranda schob die Tüte wieder über den Tresen. »Bist du so nett und kopierst mir die gespeicherten Telefonnummern, bevor der Akku leer ist?«
Svenaas grunzte zur Antwort und verschwand wieder im Raum hinter der Luke.
Gunnarstranda gab Stig Eriksens Nummer in sein eigenesHandy ein. Es war noch früh, aber Stig lebte auf der Straße. Leute, die bei dieser Kälte draußen leben, schlafen morgens nicht lange. Die Klingeltöne dröhnten an seinem Ohr. Gunnarstranda wollte schon aufgeben, als es am anderen Ende endlich knarrte. Er hörte Verkehrslärm am anderen Ende, dann meldete sich eine Stimme.
»Ja?«
»Stig Eriksen?«
»Wer ist da?«
»Gunnarstranda, Kripo Oslo. Es geht um Nina
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