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Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Die Kommissarin und der Tote im Fjord

Titel: Die Kommissarin und der Tote im Fjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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einem Konzern beteiligt, ist dieser Konzern auch ein interessantes Investitionsobjekt für andere Investoren.«
    »Sehr interessant«, sagte Lena und versuchte, nicht uninteressiert zu wirken. »Aber Sveinung Adeler war nur ein kleiner Angestellter mit einem einzigen Lebensziel, nämlich so hart zu trainieren, dass er seine Kumpels beim Birkebeiner-Rennen ausstechen konnte.«
    Steffen zwinkerte wieder und schaltete kurz sein Charmeurlächeln ein. »Da irrst du dich ein wenig. Genau an dieser Stelle wird Sveinung Adeler interessant. Denn was ist sein Job? Sveinung Adeler arbeitet beim Ölfonds. Er hat für den Ethikrat des Ölfonds recherchiert, der die Betriebe untersucht, auf die sie ihr Geld setzen. Sveinung Adeler war in der Verwaltung. Er war derjenige, der die Fakten über die Konzerne sammelte. Wenn er einen Konzern unter die Lupe genommen hatte, schrieb er einen Bericht, den er beim Ethikrat abgab, der diesen Bericht wiederum als Grundlage für eine gründliche Einschätzung benutzte. Daraufhin fasste der Ethikrat einen Beschluss und gab Norges Bank, die den Ölfonds verwaltet, seine Empfehlungen.«
    Steffen setzte sich gerade hin und bewegte sich, als würde er irgendein Für und Wider abwägen. Schließlich schien er sich entschieden zu haben. Er beugte sich nach vorn und flüsterte mit leiser, aber eindringlicher Stimme: »Okay. Mylady, ich muss Sie um höchste Diskretion bitten.«
    Lena nickte und beugte sich ebenfalls vor, so dass ihre Köpfe kaum zwanzig Zentimeter voneinander entfernt waren.
    »Die größten Vorkommen von Phosphatgestein befinden sich in Westsahara. Dort operieren mehrere Firmen. Eine davon heißt McFarrell. Der Norwegische Ölfonds hat in McFarrell investiert und macht damit dickes Geld. Kennst du die Geschichte von Westsahara? Nein? Ich gebe dir eine Kurzversion: Das Land war bis in die 1970er Jahre spanische Kolonie. Danach hat das Nachbarland Marokko Ansprüche auf große Teile des Landes erhoben. Es geht hier um Okkupation ! Tja – das Dilemma des Ölfonds ist, dass es gegen die Regeln der norwegischen Politik verstößt, in Firmen zu investieren, die in okkupierten Gebieten ihre Geschäfte machen. Deshalb überprüft der Ethikrat die Firmen, die mit Westsahara Handel treiben. Manche Firmen werden als tragbar betrachtet, andere nicht. Unsere Zeitung fragt sich nun: Warum? Welche Interessen bestimmen diese Politik? Und um die Antworten zu finden, fangen wir an, nachzuforschen.«
    Lena nickte und lächelte in ihr Glas. Es ging ihr gut, und in ihrem Kopf rauschte es leicht.
    »Der Ethikrat des Ölfonds hat ein Sekretariat«, fuhr Steffen Gjerstad fort. »Da arbeitete Sveinung Adeler. Er führt Recherchen über die Investitionen des Ölfonds durch. Und gestern Morgen fiel er ins Wasser, nachdem er von einer Weihnachtsfeier kam.«
    Lena ahnte, was jetzt kommen würde. Sie schloss beide Augen und sagte: »Sag jetzt bitte nicht Aud Helen Vestgård.«
    »Ich habe dich gebeten zu schweigen, und du hast es versprochen.«
    Die Situation hatte etwas Magisches. Lena saß noch immer mit geschlossenen Augen da. »Okay.«
    »Die Zeitung – also ich – bekam einen Hinweis, dass Sveinung Adeler am Mittwochabend zusammen mit einer Parteigenossin bei einem Weihnachtsessen verabredet war. Das musste noch nicht viel bedeuten. Nicht einmal die Tatsache, dass diese Parteigenossin eine attraktive verheiratete Frau ist, musste etwas bedeuten. Dass sie ein prominentes Mitglied des parlamentarischen Finanzkomitees ist – auch das musste nicht unbedingt etwas bedeuten.
    Aber dann hing die Nachricht von Adelers Tod mehrere Stunden im Netz. Seine Identität wird veröffentlicht. Sveinung Adeler ertrunken, in Anzug und feinen Schuhen bei 25 Grad unter null. Die Polizei braucht Informationen darüber, was er getan hat, bevor er ertrank. Haben sich schon Informanten gemeldet?«
    Lena schüttelte den Kopf.
    »Also nicht. Mit wem war Sveinung Adeler beim Weihnachtsessen? Wer hat sich nicht gemeldet?«
    Steffen griff nach Lenas Hand. Sie sah auf die beiden Hände hinunter, die übereinanderlagen, hob dann den Kopf und sah ihm in die Augen. Es kribbelte. Aber Kribbeln hin oder her: Lena wollte nicht, dass solche Dinge zu schnell gingen.
    Langsam machte sie ihre Hand frei und sagte: »Wenn es stimmt, was du sagst, warum bestreitet Aud Helen Vestgård dann, Adeler zu kennen – mir gegenüber, also der Polizei?«
    Steffen beugte sich eifrig nach vorn. »Du hast es erfasst! Die ganze Geschichte stinkt zum Himmel.

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