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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Zauberer und Drachen sowie randalierende, sprechende Rochs waren der Beweis dafür. Gabel hatte zwar keinen der vorherigen Kommandeure der Kompanie gemocht, beseitigt hatte er sie aber einzig aus Gründen des persönlichen Fortkommens. Wenn er Ned endlich los war, egal ob Gabel danach befördert wurde oder nicht, würde er auf jeden Fall etwas freier atmen.
    Die Bürotür öffnete sich, bevor Gabel zurück unter seinen Schreibtisch kriechen konnte. Er sprang auf die Füße. »Hab meine Schreibfeder fallen lassen«, erklärte er, bevor er auch nur aufsah.
    Es waren Ralph und Ned. Der Oger umklammerte Neds Hals. Ein Zudrücken dieser Finger würde Neds Rückgrat zerquetschen. Ned schien das zu wissen, wenn man danach urteilte, wie steif er sich in Ralphs Griff wand.
    »Was tust du da?«, fragte Gabel.
    »Wir müssen reden«, sagte Ralph. »Über ihn.« Er hob Ned wie ein Kätzchen hoch und schüttelte die zerbrechliche menschliche Gestalt. Ned zischte.
    Gabel stützte sich auf seinen Schreibtisch. »Du Idiot! Du solltest mich doch aus der Sache heraushalten!«
    »Darüber müssen wir ja reden.«
    Ned lief blau an. Ralph warf Ned, der nach Luft schnappte und würgte, beiläufig auf einen Stuhl in der Ecke. »Bleiben Sie, wo Sie sind, Sir.«
    »Was geht hier vor?«, fragte Ned atemlos.
    »Ruhe, Sir«, sagte Gabel, »das geht Sie nichts an.«
    Ralph imitierte die aufgestützte Haltung des kleinen Orks. Das Gewicht des Ogers drohte den Tisch zu zerquetschen. »Ich hab nachgedacht…«
    Gabel stöhnte. Er hasste es, wenn Lakaien anfingen zu denken. Wann würden sie endlich alle begreifen, wie viel leichter das Leben war, wenn sie ihm das Denken überließen?
    »Was springt für mich dabei raus?«, fragte Ralph.
    »Ich denke, das ist offensichtlich«, sagte Gabel. »Du kannst Ned nicht leiden.«
    »Ja und? Ich kann viele Typen nicht leiden. Ein Arschloch umzubringen macht mein Leben nicht wirklich leichter.«
    Ned erhob sich von dem Stuhl, als wollte er türmen.
    »Zwingen Sie mich nicht, Ihnen die Beine zu brechen, Sir«, warnte ihn Ralph.
    Ned setzte sich.
    »Was ich sagen wollte: Ich habe das ganze Risiko und Sie kriegen all die Vergünstigungen. Sieht nicht nach einem guten Geschäft für mich aus. Ich glaube, es wird Zeit, dass wir neu verhandeln.«
    Gabel kicherte. »Du Idiot. Es gibt nichts mehr neu zu verhandeln. Ned weiß, dass du vorhattest, ihn zu töten, und jetzt weiß er auch, dass ich mit drinstecke. Wenn er dieses Büro verlässt, hängen wir beide. Wir stecken jetzt gemeinsam drin und du hast ganz genauso viel zu verlieren wie ich. Die erste Verhandlungsregel ist, dass du etwas von Wert oder zumindest die Illusion von etwas von Wert haben musst. Und du hast gar nichts.« Er grinste selbstgefällig.
    »Jetzt bring ihn um, wie du es tun solltest, damit wir uns überlegen können, was wir mit der Leiche machen.«
    Ralph grinste zurück. »Oh, ich hab was.«
    Er ergriff den Tisch mit beiden Händen und mit einer fließenden Bewegung zerbrach er ihn über seinem Knie. Die Splitter flogen durch den Raum, trieben ein paar erstklassige Keile in die Wände, warfen Bücher um, rissen die Vorhänge herunter und spalteten einen Zwergenschädel aus Gabeis Sammlung. Eine Scherbe spießte sich beinahe in Neds Auge. Eine andere war gefährlich nahe daran, Gabeis Fuß zu durchbohren. Weitere Scherben bohrten sich in Ralphs dicke Haut, durchbohrten seine Wange, den Hals und die Stirn. Blut tropfte, aber Ralph schien es nicht zu bemerken.
    Gabel und Ned schluckten.
    Ralph ließ die zersplitterten Möbelhälften fallen. »So wie ich das sehe, bekomme ich nicht mehr Ärger für zwei gebrochene Offiziershälse als für einen. Wir verhandeln also nicht über Neds Leben. Wir reden von Ihrem.«
    »Das würdest du nicht wagen«, sagte Gabel.
    »Hey, Sie haben es selbst gesagt: Ich mag Ned nicht. Und Sie mag ich auch nicht. Ehrlich gesagt habe ich den Verdacht, dass Sie ein genauso großes Arschloch sind wie er. Wahrscheinlich sogar ein größeres.«
    Gabel knurrte. Er beugte sich vor und griff in dem Papierkram, der überall auf seinem Büroboden verteilt lag, nach einem Anforderungsformular für Möbel. Es war ein Glück, dass eines zufällig ganz oben lag. Kein Glück war Ralphs verschlagenes Wesen. Gabel würde in Zukunft bei der Wahl seiner Lakaien vorsichtiger sein müssen.
    »Was willst du dann?«
    »Ich will keine Gräber mehr ausheben, aber ich will weiterhin dafür bezahlt werden«, antwortete Ralph. »Und ich will Freibier.

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