Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
vor Magie, und einfach nur die verzauberte Luft an diesem Ort zu atmen, löste bereits Beloks verfluchte Allergien aus.
    Er griff in seine Tunika und hielt einen schimmernden Diamanten hoch. »Bei diesem Splitter der Herrlichen Kugel der Wahrheit zwinge ich dich, Hexe! Mögest du nur in äußerster Wahrhaftigkeit sprechen!«
    »Wahrhaftigkeit, Wahrhaftigkeit!«, sangen seine Phantom-Liebhaberinnen mit melodiöser Fröhlichkeit.
    Beloks goldene Augen leuchteten. Seine Aura zog alles Licht auf sich und schien dadurch heller, während sie gleichzeitig alles um sich herum verdunkelte. Das Juwel, das er in seiner Hand umklammert hielt, tauchte die Rote Frau in einen reinen, weißen Lichtstrahl.
    »Sprich, Hexe!«, rief Belok. »Ich befehle dir, sprich!«
    »Sprich, sprich, sprich«, intonierte der Chor.
    Die Rote Frau nahm an, dass ein Zauberer, der allergisch auf Magie war, nicht gerade eine solche Schau daraus machen sollte. Aber trotz all seiner Macht war Belok nie besonders helle gewesen. Sie setzte sich wieder und wartete, bis er fertig war. Es ging noch etwa eine Minute so weiter, während der sie aufhörte, auf die Details zu achten. Am Ende hatte das Fell auf Beloks Gesicht seinen Vormarsch fortgesetzt und bedeckte einen weiteren Vierteldezimeter seines Gesichts.
    »Wo ist er?«, fragte der Zauberer.
    Es dauerte einen Moment, bis sie bemerkte, dass er mit seinem Zauberspruch fertig war. Sie war gerade dabei gewesen einzudämmern.
    »Antwort unklar«, antwortete sie. »Neuer Versuch.«
    Sie hatte den Eindruck, er fletschte die Zähne. Es war schwierig, solche Ausdrücke auf dem mit einem Fluch belegten Schnabel des Zauberers zu lesen. »Aber ich habe die Macht eines Splitters der Wahrheit. Du kannst kein Geheimnis vor mir bewahren.«
    »Du überschätzt dich, Belok. Und deinen Stein.« Sie humpelte zu ihm hinüber und pflückte den Diamanten aus seiner Hand. »Darf ich?«
    Er nickte knapp.
    Sie warf ihrem Juwelier den Stein zu, der ihn einen Augenblick lang untersuchte. »Das hier ist kein Splitter der Wahrheit. Es ist ein einfacher Diamant. Und schlechte Qualität noch dazu.«
    »Du musst dich irren«, sagte Belok. »Ich habe den Stein von einem Alchemisten in Minenstadt gekauft und er hat mir versichert…«
    »Er hat dich betrogen«, antwortete der Juwelier.
    »Ich bin Belok. Ich bin der größte Zauberer der Welt. Man kann mich nicht betrügen.« Seine Phantome kreischten beim bloßen Gedanken daran entsetzt auf.
    Die Rote Frau nahm dem Zombie den Stein aus der Hand und gab ihn dem Zauberer zurück. »Schön. Nimm einfach deinen wertlosen Splitter und lass mich in Frieden. Ich weiß nicht, warum wir das ständig durchexerzieren müssen. Kugel der Wahrheit oder nicht, du hast einfach nicht die Kraft, mich zu zwingen. Deine Hausbesuche ändern da gar nichts. Nichts außer dich selbst.«
    »Verdammt seist du, Hexe. Ich sollte dir deine hohle Seele herausreißen und sie meinen Lakaien verfüttern.«
    Die Phantome leckten sich die Lippen.
    »Verschone mich mit deinen Drohungen. Ich habe kein bisschen weniger Macht als du. Sicher läge eine Niederlage meinerseits im Bereich des Möglichen, falls wir uns duellieren sollten. Aber ich würde nicht leicht nachgeben und der Sieg würde dich teuer zu stehen kommen, nicht wahr?«
    Sie stützte sich auf ihren Stab. »Hast du dir jetzt noch einen Schwanz wachsen lassen?«
    Er blickte finster. »Einen kleinen.«
    »Ah, ich sehe, die Veränderung vollzieht sich wohl nahtlos. Weißt du, du müsstest dir nie wieder Gedanken darüber machen, wenn du aufhören würdest, Magie anzuwenden.«
    »Ich bin Belok! Die Magie in Person! Die Rache ist mein!« Seine Phantome heulten schrecklich und lockerten damit ein paar der kleineren Stalaktiten. Sie krachten auf den Boden und zersprangen. Die Zombie-Magd seufzte und fegte die Stücke zu einem Haufen zusammen.
    »Dann geh auf deinen Rachefeldzug, aber ich kann dir nicht helfen. Ich kann dir nur mein Mitgefühl für deine Misere anbieten.« In Wahrheit verspürte die Rote Frau nichts dergleichen. Er hatte sich diesen Fluch selbst zuzuschreiben und sie hielt ihn noch für gnädig gering, verglichen mit der Strafe, die er verdiente. Doch es lag eine gewisse Ironie darin. Denn Belok hätte ein vollkommen friedliches Leben haben können, wenn er die Weisheit besäße, sich seine Magie zu sparen. Etwas, das er niemals tun konnte. Die Strafe war nur der Ausdruck seines Verderbens, während seine wahnsinnige Besessenheit von der verborgenen Macht

Weitere Kostenlose Bücher