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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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hatte. Also konnte er nicht so tun, als hätte dieses Versprechen viel zu sagen.
    Jetzt, nachdem der Schock verebbt war, bemerkte er, dass Miriams Gestalt eindeutig weiblich war. Sogar mehr, als er letzte Nacht gesehen hatte. Sie hatte lange, biegsame Beine, eine schmale Taille und bemerkenswerte Brüste. Ihr Gesicht, weiterhin irgendwo zwischen einem Dorsch und einer Frau, ließ einiges zu wünschen übrig. Aber ihre Schuppen glänzten sehr hübsch und die Finnen auf ihrem Kopf waren hoch und majestätisch.
    »Warum siehst du nicht mehr aus wie gestern?«, fragte er.
    »So ungefähr?« Sie pfiff ein paar angenehme Töne. Seine Sicht trübte sich, und sie verwandelte sich in eine großgewachsene, dunkelhäutige Frau. Nicht dieselbe Gestalt wie in der Nacht zuvor, aber trotzdem sehr vertraut. Noch eine Frau auf seiner Liste, die er nicht so recht zuordnen konnte.
    Sie hörte auf zu pfeifen und die Illusion verpuffte. »Das Bett zu teilen hat Ihnen Toleranz verschafft, Sir. Jetzt funktioniert es nur noch, wenn ich singe. Deshalb habe ich Sie verführt. Besser für uns beide.«
    Er zuckte und fühlte sich elend. Es war nicht wegen Miriam. Er hatte kein Problem damit, konnte zwar nicht glücklich darüber sein, aber es war in Ordnung. Überreste des Gesöffs, geronnen in seinem Magen, überzogen seine Kehle. Er hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen, aber das Verhängnis ließ ihn nicht so leicht entkommen.
    Sie lächelte. Ein nettes Lächeln, wenn auch umrahmt von plumpen, violetten Lippen. »Geben Sie es zu. Sie hatten Spaß.«
    Er konnte sich nicht so recht erinnern. Eine Nacht mit der Frau seiner Träume und alles, woran er sich erinnern konnte, war der Morgen danach.
    »Kann ich gehen, Sir? Wenn ich nicht bald kurz untertauche, fange ich an abzublättern.«
    Er genehmigte es. Sie schlüpfte in ihre Uniform, salutierte beiläufig und verließ sein Quartier. Er lag noch eine Weile auf seinem Bett und räusperte schwärzliche Stücke Schlamm aus seiner Kehle. In etwas mehr als fünfzehn Minuten hatte er seinen Nachttopf zur Hälfte mit einer abscheulichen, brackigen Pampe gefüllt.
    Jemand klopfte an seine Tür. Er grunzte etwas, das einem »Herein« nahekam.
    Gabel trat ein und salutierte. »Sir, Erster Offizier meldet sich zum Dienst.«
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Ned und erinnerte sich dann, dass er hier die Verantwortung trug. »Um was geht es?«
    Gabel verbeugte sich. »Entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber ich habe mich gefragt, wann Sie Ihre erste Inspektion machen wollen.«
    »Gar nicht«, sagte Ned ehrlich.
    Gabeis Stirn fürchte sich. »Sir?«
    »Später. Ich werde sie später machen.«
    »Und die Ansprache, Sir?«, fragte Gabel.
    »Was?«
    »Die Einführungsansprache, Sir? Um sich den Truppen vorzustellen.«
    »Später.« Ned gähnte. »Viel später.«
    »Ja, Sir.« Gabel hüstelte, um die Stille zu überbrücken, während er seine Gedanken ordnete. »Dürfte ich Ihnen eine Frage stellen, Sir?«
    Ned ächzte. »Ja, ich war tot letzte Nacht. Und ja, ich weiß, dass man mich Never Dead Ned nennt. Gelegentlich bin ich allerdings schon tot. Beantwortet das Ihre Frage?«
    »Es ist also wahr. Sie können nicht sterben.«
    »Eigentlich sterbe ich sogar sehr gut. Ich wage zu sagen, ich bin der unangefochtene Großmeister in der Kunst des Dahinscheidens. Ich kriege nur die Sache mit dem Totbleiben nicht so hin.«
    Gabel hustete noch einmal, um ein peinliches Schweigen zu überbrücken.
    »Ich habe bisher noch nie einen Unsterblichen getroffen, Sir.«
    »Und ich habe noch nie so einen großen Kobold gesehen.«
    Gabeis Miene fiel in sich zusammen. »Ich bin ein Ork, Sir.«
    Ned runzelte die Stirn. »Sind Sie sich da sicher?«
    Gabeis Stimme klang gereizt. »Völlig sicher, Sir.«
    Ned rieb sich das Gesicht und studierte Gabel ein paar Sekunden lang, bevor er beschloss, dass es ihm vollkommen schnuppe war. »Erlaubnis zu gehen.«
    Verwirrt sah sich Gabel im Raum um. »Das ist Ihr Quartier, Sir.«
    »Ich habe Ihnen die Erlaubnis gegeben.«
    Der Erste Offizier salutierte. »Danke, Sir. Ich werde die Männer alarmieren, dass sie Ihre Ansprache später am Abend erwarten.«
    Ned nuschelte etwas, das weder nach Zustimmung noch nach Widerspruch klang, und wälzte sich in seinem Bett herum. Er verschwand unter seiner Decke, aber bevor Gabel den Raum verlassen konnte, brummte Ned noch einmal aus den Laken hervor.
    »Haben Sie eine Ahnung, was gegen Fischgeschmack hilft?«
    »Ich glaube, der allgemeine Konsens

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