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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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liebevollen Umarmung gehalten hat, niemals.«
    »Ihr scheint aber nicht viel daran zu liegen, mich zurückzufordern«, sagte die Magd, während ihre fahle Haut und die gelblichen Augen herabhingen.
    »Das liegt daran, dass du nur halb am Leben bist. Tod ist viel zu beschäftigt, um sich Gedanken über Trivialitäten zu machen, wie zum Beispiel die Frage, ob dein Leichnam weiter rumläuft.«
    »Hoffen wir, dass er diesmal etwas länger durchhält, bevor er wieder dran glaubt«, sagte der Rabe.
    Sie lächelte. Obwohl Neds Versorgung ihre wichtigste Aufgabe war, verbrauchten diese Reisen trotzdem viel von ihrer wertvollen Zeit und sie hoffte, Ned würde sein nächstes Ableben mindestens um einen oder zwei Monate aufschieben.
    Die Zombie-Magd schnüffelte. Wäre ihre Nase nicht schon vor langer Zeit abgefallen, ihre Nasenflügel hätten sich gebläht. »Riechen Sie das? Bin das ich?«
    »Ich glaube, das bin ich«, sagte ein breiiger Leichnam, der Zaubertränke mischte.
    Ein toter Ritter hob das Visier seines Helms: »Ich bin es jedenfalls nicht.« Er war ein Neuzugang in ihrer Belegschaft. Er war immer noch in der Verleugnungsphase, obwohl eindeutig ein Speer seine Brust durchbohrte.
    Der beinlose Torso eines dahingeschiedenen Juweliers hielt beim Sortieren von Edelsteinen inne. »Ich bin es nicht. Das ist sicher. Mein Fleisch ist schon fast weg.«
    Der Rest der Zombies murrte. Wenn alles Fleisch von den Knochen gefallen war, endete die Dienstpflicht eines Zombies. Ein kleiner Fetzen Haut hing am Ellbogen des Juweliers und einige Fliegen arbeiteten eifrig daran. Seine Freiheit stand kurz bevor, und seine Zombie-Dienstkollegen konnten nicht anders, als es ihm zu verübeln. Die Rote Frau war ebenfalls nicht glücklich darüber. Sie würde bald einen neuen Juwelier finden müssen - noch so eine Aufgabe, für die sie keine Zeit harte.
    »Dann muss ich es sein«, sagte die Magd.
    »Nein, ich bin es«, widersprach der Kesselrührer.
    Der Rabe krächzte laut. »Ach, um der Himmel Willen, ihr alle seid es, ihr verrottenden Idioten!«
    Die Zombies ließen die Köpfe hängen und murmelten vor sich hin.
    »Ich nicht«, grunzte der Ritter. Fast unmerklich hob er seinen Arm und schnupperte an sich selbst, aber seine quietschende, rostende Rüstung zog die allgemeine Aufmerksamkeit auf das Manöver.
    Die Rote Frau nippte an ihrem Brandy. Missbilligend warf sie den bösen Blick nach einigen summenden Fliegen. Sie verendeten und fielen in ihr Glas. Sie nahm einen weiteren Schluck und fand das mehr nach ihrem Geschmack.
    Der Berg rumpelte, und sie spürte eine bevorstehende Ankunft.
    Der Zauberer materialisierte gemächlich und mit einer Menge Pomp. Er hatte sich schon immer eher mit der Form der Magie als mit ihrer Funktion beschäftigt. Ein schwarzer Turm aus Rauch waberte in der Mitte der Höhle. Weibliche Phantome, absurd proportioniert mit unmöglich üppigen Brüsten, grotesk schmalen Taillen und einladenden Hüften sowie mit langen, geschmeidigen Gliedmaßen, wirbelten in der Luft herum, während sie einen dämonischen Sprechchor leierten.
    »Belok, Belok, Belok, Belok, Belok…«
    Eines der Phantome schwebte vor der Roten Frau in der Luft. Die äußere Erscheinung des Geistes löste sich ab und enthüllte einen glänzenden grünen Schädel. Ihr wehendes Haar verwandelte sich in Skorpione. Ihr Kleid fiel in Fetzen. »Belok ist gekommen, um dich für seine Zwecke zu verwenden. Mögen die Götter dir gnädig sein, denn er wird es sicherlich nicht tun.« Das Äußere des Phantoms kehrte wieder in seinen hübschen Zustand zurück.
    Der Rauch sank in den Boden zurück und eine große, dünne Gestalt stand an seiner Stelle. Die Augen des Mannes waren zwei goldene Perlen, seine Tunika bestand aus schimmerndem Silber. Er glänzte buchstäblich vor Macht. Doch seine bemerkenswertesten Merkmale waren ein grauer Schnabel, eine Haube aus kurzem braunem Fell, das sich auf seinem Kopf bis knapp unterhalb seiner Augen erstreckte, und mit Schwimmhäuten und Krallen bewehrte Fingerspitzen.
    Die Rote Frau war unangenehm überrascht, ihn zu sehen. Sie empfing selten Besucher, und dies war einer derjenigen, auf die sie am besten verzichten konnte.
    »Hallo Belok. Willst du einen Brandy?«
    Die singenden Phantome gruppierten sich um die Schultern des Zauberers. Sie wehklagten musikalisch.
    Mit Augen, die immer noch so scharf waren wie in ihrer fugend, erspähte sie ein neues Haar, das auf dem Kinn des Zauberers spross. Der kleine Berggott sprudelte

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