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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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zu gehen.
    Reginas Temperament hatte ihr die Versetzung in die Oger-Kompanie eingebracht. Die Logik besagte, dass Oger groß und Furcht erregend waren und es deshalb unwahrscheinlicher schien, dass sie Streit mit ihnen anfangen würde. Bisher hatte es funktioniert, aber das lag hauptsächlich daran, dass es sich bisher noch kein Oger mit ihr verdorben hatte. »Eine Frau in Wut ist fürs Leben gut« lautete ein altes Oger-Sprichwort, und wäre Regina eine Ogerin, so wäre sie sehr beliebt gewesen. Doch sie war menschlich, und Ogern waren solche menschlichen Frauen lieber, die zart und anschmiegsam waren, weil man in ihnen eher Haustiere zum Herumhuren sah als Partner fürs Leben.
    Regina hatte regelmäßig Raufereien mit den Menschen und den Orks, die in der Kupferzitadelle stationiert waren, aber solange niemand ein Gliedmaß verlor, fanden solche Zwischenfälle selten ihren Weg in die Akte eines Soldaten.
    Sie brachte den Grog zurück in Neds Quartier. Vor der Tür hielt sie kurz inne und zog ihr Schwert. Damit konnte sie ihn vielleicht nicht töten, aber sie konnte ihm doch möglicherweise eine Lektion in Respekt erteilen. Franks Warnung kam ihr wieder in den Sinn. Er hatte ein stichhaltiges Argument vorgebracht. Die Oger-Kompanie war der letzte Ort, der ihr geblieben war. Wenn sie es hier vermasselte, vermasselte sie ihre Karriere in der Legion. Sie hatte keine Lust, in einer anderen Armee wieder von vorn anzufangen.
    »Er ist es nicht wert«, sagte sie zu sich selbst. »Er ist ein wertloser Mann - wie jeder andere.«
    Sie hüllte sich selbst in die den Amazonen eigene Überlegenheit, steckte die Klinge weg und drückte die Tür auf, ohne anzuklopfen.
    Ned, verdeckt von Laken, ächzte.
    »Ihr Grog, Sir.«
    Ein narbenbedeckter Arm tauchte unter den Decken auf. Er sah ein wenig brandig aus. Die Finger griffen in die Luft, bis sie den Becher in seine Hand legte. Der Arm zog sich zurück und schweres Schlucken erklang unter den Laken.
    »Danke. Das ist besser.« Er rülpste und warf den leeren Becher auf den Boden.
    »Noch etwas, Sir?«, fragte sie.
    »Was?«
    Sie schluckte hart. Ihre Hand spielte mit dem Dolch an ihrem Gürtel. »Gibt es noch etwas, das ich für Sie tun kann, Sir?«
    Ned senkte die Decken und entblößte seinen Kopf und die Schultern, ein Netz aus hässlichen Verfärbungen. Sie hatte schon gesündere Leichen gesehen. Nun erwartete sie ein anzügliches Grinsen, vielleicht ein offenes Begaffen ihrer weiblichen Perfektion, aber Ned warf ihr kaum einen Blick zu, bevor er sich herumwälzte und ihr einen flüchtigen Eindruck der Schnitte und Krusten auf seinem Rücken erlaubte. Sie ertappte sich dabei, wie sie hypnotisiert auf die Geschichte starrte, die in seine Haut geschlitzt war.
    Er drehte den Kopf, um mit seinem einen Auge zu ihr aufzusehen und sie lächelte ihn an, ohne es zu merken.
    »Sind Sie immer noch da?«, fragte er.
    Ihr Blick wurde finster. »Entschuldigung, Sir.«
    Sie salutierte, drehte sich um und verließ den Raum. In der Halle hielt sie mit einem plötzlichen Gefühl der Atemlosigkeit an und lehnte sich an die Wand, während ihre Beine sich unerklärlich zittrig anfühlten. Sie schloss die Augen, und das Bild der Schnitte und Krusten auf seinem Rücken erschien in ihren Gedanken. Da war eine Schwertwunde gewesen und darunter die Spur eines Dolches. Außerdem eine violette Beule, die von einem vernichtenden Keulenschlag stammen musste. Klauen irgendeiner fürchterlichen Bestie hatten Striemen quer über seine Schulterblätter hinterlassen. Und da war noch mehr. So viel mehr. Es war wunderschön.
    Er war wunderschön.
    Regina hatte noch nie in ihrem Leben etwas Derartiges gefühlt, und sie mochte es nicht. Sie tastete nach ihrem Schwert, während sie daran dachte, den Gegenstand ihres Unbehagens zu beseitigen. Doch dies war Never Dead Ned. Sie konnte ihn nicht töten.
    Und vielleicht, dachte sie mit einem Knurren, vielleicht wollte sie das auch gar nicht.
     
    SECHS
     
    Ned war die Buchhaltung immer egal gewesen, genauso wie Soldat zu sein und alles andere, was er davor schon getan harte. Seine neue Kommandeursstelle war ihm ebenfalls egal. Wenn es so etwas wie eine Passion im Leben gab, suchte Ned immer noch danach. Er tat, was man von ihm erwartete und sonst sehr wenig. Und Inspektionen wurden erwartet. Nachdem er seinen Kater ausgeschlafen hatte, wurde ihm das klar. Er scheuchte sich selbst aus seinem warmen, kuscheligen Bett, zog sich an und machte sich an seine Pflicht.
    Als er die

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