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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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»Weitermachen, Seamus.«
    Als Viertes stand ein langes, weißes Reptil in der Reihe. Es hatte eine schlangenartige Gestalt, in ausgestrecktem Zustand vier Meter fünfzig lang, aber sein Körper war zu einer vernünftigeren Länge von einem Meter achtzig zusammengerollt. Die Gliedmaßen waren kurz, insgesamt vier Paar. Es stand auf zwei Paar, die anderen beiden waren verschränkt. Die Soldatin strahlte Wärme aus, und die Luft um sie herum schimmerte. Ihr Gesicht war mehr das einer Katze als das eines Reptils und ihre blauen Augen funkelten im Dämmerlicht. Bei jedem Atemzug stiegen kleine Feuerstöße von ihren Nasenlöchern auf.
    Ned sagte: »Ich dachte, alle Salamander wären nach dem Schrecklichen Ansengen vernichtet worden.«
    »Nein, Sir.« Flammen schlugen aus ihrem Mund, während sie sprach. Ned trat einen Schritt zurück, um zu vermeiden, dass sie seine Augenbrauen verkohlten. »Nicht alle.«
    »Wie ist Ihr Name, Gefreite?« Nicht, dass es ihn interessiert hätte, aber er begann, sich wie ein Kommandeur zu fühlen, ob er wollte oder nicht. Und ein Kommandeur sollte seine Soldaten kennen.
    »Sie könnten ihn mit Ihrer dicken, unbeweglichen Zunge nicht aussprechen, Sir. Man nennt mich einfach Sally.« Salamander wechselten je nach Stimmung die Farbe. Ned kannte die wichtigsten Farbcodes. Rot für Ärger. Violett für Eitelkeit. Grün für Neid. Sie verfärbte sich zu einem goldenen Orange, und er hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Er nahm sich vor, später in ihrer Akte nachzusehen, ob es eine Liste der undurchsichtigeren Farbtönungen gab.
    »Gut, Sie dabeizuhaben, Gefreite«, sagte Ned mit einem Enthusiasmus, der ihn selbst überraschte. Er schlug ihr beinahe auf die Schulter, bremste sich aber rechtzeitig, um eine böse Verbrennung zu vermeiden.
    Sie glühte hellviolett. »Danke, Sir.«
    Als Nächster in der Reihe wartete eine kleine, baumähnliche Kreatur mit einem vollen Schopf vergilbender Blätter. Die Rinde des Baumes war narbenbedeckt. Einige der Schnitzereien sahen aus wie alte Wunden, aber die meisten schienen beabsichtigt oder Schmuck zu sein. Nur eine fiel Ned auf. Da stand: »Äpfel nicht pflücken.« Ein paar Pfeilschäfte waren im Stamm des Baumes eingegraben. Er vergnügte sich damit, die Blütenblätter einer frischen, jungen Rose abzupflücken. Was Ned am meisten verblüffte, war die brennende Zigarette zwischen den Lippen des Stammes.
    »Der Gefreite Elmer, Sir«, sagte Gabel.
    Ned blickte an dem Gefreiten auf und ab. Er brauchte einen Moment, bis er die Augen des Baumes entdeckt hatte, zwei dunkle Punkte, die man auch für Astknoten halten konnte.
    »Ich wusste nicht, dass wir En-…«
    »Baumwesen, Sir«, unterbrach ihn Elmer. »Baumwesen. Aber ich dachte, Sie nennen sich selbst En-…«
    »Nein, Sir. Es ist uns nicht mehr erlaubt, das zu sagen.«
    »Warum nicht?«, fragte Ned.
    »Wir dürfen es einfach nicht. Ein Zauberer hat einen Bann auf das Wort gelegt, also verwenden wir es nicht mehr.«
    »Einen Bann?«, sagte Ned. »Aber es ist doch nur ein Wort. Warum sollte jemand einen Bann auf ein Wort legen? Was passiert, wenn Sie es doch sagen?«
    Elmer nahm einen Zug von seiner Zigarette. »Das wollen Sie nicht wissen. Nichts allzu Störendes, aber es ist schlicht einfacher, es zu vermeiden.«
    »Aber Baumwesen?«
    »Naja, wir sind Bäume und wir sind Wesen. Ist nicht besonders einfallsreich, aber es erfüllt seinen Zweck.«
    Ned zuckte die Achseln. »Ich bin überrascht, dass wir Baumwesen in der Legion haben. Hätte nicht gedacht, dass sie den Soldatenberuf ergreifen.«
    »Warum das, Sir? Weil ich aussehe wie ein Busch, muss ich kuschelig und lieb sein. Wollen Sie das damit sagen, Sir?«
    »Nein, es ist nur…«
    »Mir wurde gesagt, dass die Legion nicht an Rassenabgrenzung glaubt, Sir. Man sagte mir, ich würde allein nach meiner Fähigkeit beurteilt werden, Feinde abzuschlachten, nicht nach der Struktur meiner Rinde.«
    »Das meinte ich nicht…«
    »Was meinten Sie dann, Sir?« Elmer pflückte ein weiteres Blütenblatt von der Rose. »Was, wenn ich mir die Frage gestatten darf, könnten Sie wohl mit dieser schlecht informierten, beleidigenden Bemerkung gemeint haben?«
    »Ich wollte Sie nicht beleidigen«, sagte Ned.
    »Oh, dann ist ja alles in Ordnung. Sie hatten nicht vor, Ihre Ignoranz zu verbalisieren. Solange die Verunglimpfung unbeabsichtigt war, müssen wir uns wohl keine Sorgen darum machen. Ich schätze, dann muss ich wohl keine Beschwerde bei meiner Einheit

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