Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
Vom Netzwerk:
zu bewegen. Konnte den Sinn dahinter nicht recht erkennen. Schließlich schaffte es Morena, in der Luft zu bleiben.
    »Darfst ihnen keinen Zentimeter nachgeben«, murmelte Ace.
    Morena fauchte kehlig und flog davon.
    Ned stand eine Weile bewegungslos da.
    Regina, die Arme immer noch voller Papierrollen, gesellte sich zu ihm. »Sir? Geht es Ihnen gut?«
    Er nickte. Dann drehte er sich um und ging davon, verschluckt von den Schatten.
    »Du bringst diese Rollen besser zurück zu den Unterlagen.« Gabel hielt ein Schildpattkätzchen koch. »Und du wirst eine Weile auf Seamus aufpassen müssen.«
    Seamus miaute entschuldigend. Oger betrachteten Katzen als Delikatesse, also war sein Leben nie in größerer Gefahr, als wenn er in Katzengestalt feststeckte. Gestaltwandlung schien eine komplizierte Angelegenheit zu sein, aber Regina fragte sich oft, ob das eigentlich ein Zufall war. Normalerweise kümmerte sie sich um ihn, wenn es passierte.
    Gabel warf das Kätzchen auf die Rollen. Seamus rollte sich auf dem Stapel zusammen und legte seinen Kopf zwischen ihre Brüste. Ihrem Kodex nach hätte sie ihn zu Brei schlagen müssen. Aber er war so verdammt süß.
    »Wenn ich je herausfinde, dass du nur so tust als ob …«
    Schnurrend schlug er mit dem Schwanz.
    Sie küsste ihn auf den Kopf. »… werde ich dich zu haarigem Mus zerquetschen.«
    Mit einem sanften, katzenhaften Lächeln klimperte Seamus mit seinen großen, grünen Augen.
     
    SIEBEN
     
    Mit einiger Mühe fand Ned sein Büro. Er hielt sich nicht damit auf, nach dem Weg zu fragen. Er wanderte einfach durch die Zitadelle, bis er eine Tür entdeckte, auf der »Kommandeursbüro« stand. Es lag direkt neben seinem Wohnquartier, was durchaus Sinn ergab, wenn man darüber nachdachte.
    In diesem Raum setzte er sich hinter einen kleinen Schreibtisch und starrte auf den Beutel. Starrte ihn an, als könne er explodieren oder anfangen zu tanzen oder etwas in der Art. Der Inhalt des Beutels war an sich harmlos. Aber er kannte seine Bedeutung zu gut.
    Er war Buchhalter in der Buchhaltungsdivision der Legion gewesen. Hatte Bücher geführt. Spesenabrechnungen überprüft. Archiviert und alphabetisiert. Ab und zu eine Buchprüfung. Routinearbeit. Aber der wahre Schrecken des Buchhaltungsbüros lag in diesem kleinen Beutel.
    Er fand eine halb volle Flasche Alkohol und nahm einen langen Zug, um festzustellen, dass sie entweder sehr guten Whiskey oder sehr schlechten enthielt. Er brach das Siegel des Beutels. Im Inneren fand er einen Klumpen grüner und schwarzer Kohle mit einem Schlitz und eine kleine Münze, die in Stoff gewickelt war. Die Münze war halb aus Gold, halb aus Platin.
    Auf der goldenen Seite war eine grinsende, teuflische Visage eingeprägt. Auf der Platinseite balancierte ein fetter Dämon auf einer Waage die Welt gegen einen Münzstapel aus. Umrandet wurde es von dem simplen Motto des gefürchteten neunten Höllenkreises: »Besser Böse Durch Profit.«
    Der neunte Kreis war der Ort, an dem die Hölle ihre Buchhaltung machte. Die Dämonen darin waren rücksichtslos effizient. Alles, was sie interessierte, waren Profit und Rentabilität. Für sie war alles eine Einnahme oder Ausgabe, ein Gewinn oder Verlust. Ihr höchstes Ziel bestand darin, das Universum auf eine Kalkulation zu reduzieren, eine endgültige, herzlose Gleichung, in der jede Seele, lebend oder tot, göttlich oder verdammt, der Glorreichen Letztgültigen Dividende diente. Sie waren das personifizierte Böse, aber sie waren bei dem, was sie taten, die Besten, weshalb die Legion sie mit einem Großteil ihrer Fehlerbehebungsaufgaben betraute.
    Ned trank den Rest der Flasche aus, bevor er weitermachte.
    Er ritzte sich mit der scharfen Kante der Münze in den Daumen, bis er blutete. Die Münze saugte das Opfer auf und leuchtete blutrot. Dann ließ Ned sie in den Schlitz fallen. Die Luft zischte. Der schreckliche Klumpen brach auseinander, und eine teuflische kleine Kreatur kroch heraus; zwanzig Zentimeter zäher, roter Dämon. Der Homunkulus sah einem Menschen ziemlich ähnlich, bis auf die Schuppen, Flügel, winzigen Hörner, Hufe und den langen, spitzen Schwanz. Die Kreatur litt unter Haarausfall, obwohl sie erfolglos versucht hatte, dies zu verstecken, indem sie ihr dünnes Haar quer über den glänzenden Skalp gekämmt hatte. Sie trug eine Uniform, die aus der verfluchten Haut der Verdammten zusammengenäht war, und sie stank nach modrigen Rechnungsbüchern und brennendem Dung.
    Der Homunkulus rückte seine

Weitere Kostenlose Bücher