Die Kompanie der Oger

Oger-Kompanie war die letzte Station einer misslungenen Karriere in der Legion. Nicht einmal Oger landeten hier, außer sie hatten es irgendwo anders vermasselt. Aber insgesamt schienen sie kein schlechter Haufen zu sein. Er sah keinen Grund, warum nicht etwas Nützliches daraus gemacht werden konnte.
    Zu schade, dass er nicht der richtige Mann für den Job war. Er wollte nur seine Zeit absitzen und vermeiden, erneut getötet zu werden.
    Ein riesiger, kreischender Schatten segelte über den Hof. Die Soldaten gingen in Deckung. Bis auf Seamus, der jetzt eine Streitaxt war, und Ned, dem mangels nötiger Reflexe nicht klar wurde, was geschah, bis er beinahe unter den Krallen eines Rochs zerquetscht wurde. Der große Vogel streckte seinen langen Hals bis kurz vor Neds Gesicht aus. Scharfe Zähne reihten sich an seinem gezackten Schnabel entlang. Die Zunge war lang und blau, sein Atem heiß und süß, wie reifender Honigtau. Bisher war er dem Schlund eines Rochs noch nicht nah genug gekommen, um das zu bemerken.
    Der Roch schnaubte. Er war sich sicher, dass er gleich verschlungen werden würde.
    Doch Ace glitt an seinem Hals herab und trat den Vogel an den Hinterkopf. Die Kreatur bemerkte es kaum, zischte aber und drehte sich weg.
    »Tut mir leid, Sir. Es war ein langer Flug. Morena ist etwas hungrig.« Ace sprang auf den Boden. In einer Hand hielt er einen kleinen Beutel, in der anderen die Zügel des Rochs fest, offenbar nicht bedenkend, dass Morena ihn mit einem beiläufigen Schwung ihres Kopfes eine gute Meile weit - oder zwei - katapultieren konnte.
    »Was zur Hölle tun Sie da?«, fragte Gabel. »Sie können diese Dinger doch nicht in der Zitadelle landen!«
    »Bitte um Unterscheidung, Sir.« Ace paffte Pfeifenqualm durch grinsende Zähne. »Ich kann einen Roch so ziemlich überall landen. Sie dagegen wieder zurück in die Luft zu bekommen, kann wohlgemerkt knifflig sein. Vor allem Morena hier. Sie hat gern viel Platz.«
    Der Roch schlug mit den Flügeln und Ned erwartete, dass er mit dem Kobold in die Zügel gewickelt davonfliegen würde.
    »Beruhige dich, Mädchen.« Ace sprang in die Luft und zerrte mit seinem ganzen Gewicht am Seil, was ungefähr halb so viel war wie eine von Morenas Federn. »Man muss im Umgang mit ihnen eine starke Hand haben, Sir. Darf ihnen keinen Zentimeter nachgeben.«
    Morenas gewundener Schwanz drosch wild hin und her. Einmal zerquetscht zu werden, war für Ned mehr als genug. Er trat sehr langsam zurück, um die Aufmerksamkeit des Rochs nicht auf sich zu lenken. Der Roch kreischte trillernd und ohrenbetäubend.
    »Ach, halt den Mund, Morena.« Ace hob einen Stein auf und schleuderte ihn auf das Monster. Er prallte von seinem Schnabel ab. Es wurde ruhig und richtete seinen hungrigen Blick auf den Kobold. Morena leckte sich den Schnabel und sabberte Lachen von Geifer.
    »Schaffen Sie das Ding von hier weg«, befahl Gabel.
    »In einer Sekunde, Sir. Aber mir wurde aufgetragen, dem Kommandeur unverzüglich dies hier zu geben.«
    Ace warf Ned den Beutel zu. Die Leuchtsteine im Innenhof brannten inzwischen und Ned ließ einen Blick auf das Wachssiegel mit dem in Blut gezeichneten Symbol fallen: eine Tabelle, umkreist von einer geflügelten Schlange über einem einzelnen, dämonischen Auge. In der ganzen Unmenschlichen Legion gab es keine gefürchtetere Division, keine Abteilung, die kälter und rücksichtsloser, kein Bataillon, das so nachtragend und gnadenlos war.
    Die Buchhaltung.
    Ned fröstelte.
    Der Roch ruckte mit dem Kopf und hob Ace in die Luft. Der Vogel schnappte den Kobold mit dem Schnabel. Ned, mit dem Beutel in der Hand, beneidete Ace schon fast.
    Morena sträubte die Federn und schauderte. Sie würgte und spuckte ihren Bissen aus. Ace landete neben Ned. Der Kobold stand auf, wischte sich den Speichel von der Brille und wrang seinen Schal aus.
    »Wo ist meine Pfeife?«
    Morena rülpste sie heraus. Ace klemmte sie zwischen seine Zähne und paffte, obwohl die Flamme von den Speichelmengen des Rochs gelöscht worden war. »Mach nur weiter so. Mach ruhig weiter so, dann esse ich dein verdammtes Abendessen vielleicht selbst.«
    Morena ließ den Boden mit zwei dumpfen Schlägen ihres Schwanzes erzittern.
    »Ist ja schon gut. Schon gut.« Er zerrte an den Zügeln. Morena senkte den Kopf und er kletterte an Bord, ließ die Zügel schnalzen. Der Roch hüpfte fünf Mal und fiel dabei jedes Mal fast hin. Einmal war er kurz davor, auf Ned zu taumeln, aber der machte sich nicht die Mühe, sich