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Die Kompanie der Oger

Die Kompanie der Oger

Titel: Die Kompanie der Oger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Brille mit den dicken Gläsern zurecht und zuckte mit seiner krummen Nase. »Never Dead Ned, nehme ich an.«
    Ned nickte.
    »Ausgezeichnet. Sollen wir anfangen?« Der Homunkulus blickte sich um. »Wo sind Ihre Rechnungsbücher?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Der Homunkulus runzelte die Stirn. »Das ist vollkommen inakzeptabel. Zeit ist schließlich Geld. Jede verschwendete Sekunde ist ein weiterer Aufwand wider den Finalen Profit. Sie hätten vorbereitet sein sollen.«
    »Entschuldigung.«
    »Sterbliche.« Der Dämon seufzte. »Na, umso besser. Wir können die Rücksprachephase überspringen. Spart Zeit. Ehrlich gesagt, ich habe mir diesen Fall angesehen und meine Empfehlung bereits weitergegeben. Alles, was Sie gesagt hätten, wäre kurzgefasst nicht ernst genommen worden. Ich hätte es nicht einmal notiert. Ich hätte nur mit dem Kopf genickt, bis Sie fertig gewesen wären. Und ich hätte trotzdem gesagt, was ich auch jetzt sagen werde. Allerdings hatte ich von einem Buchhaltungskollegen mehr erwartet. Ich muss sagen, ich bin enttäuscht.«
    »Entschuldigung.«
    Der Homunkulus sprach weiter, als hätte er Ned nicht gehört. »Kein Geschäft ist besser als der Krieg. Die Oger-Kompanie hat der Legion allerdings nie Profit eingebracht. Das ist inakzeptabel. Es ist eine Blasphemie, eine unverzeihliche Häresie gegen das Schwarze Rechnungsbuch. Es wurden Gespräche geführt, es wurde sehr ernsthaft abgewogen, dieses spezielle Unternehmen aufzulösen und seine Ressourcen einem produktiveren Zweck zuzuführen.«
    Ned hielt das für keine schlechte Sache. Wenn sich die Oger-Kompanie auflöste, würde er vielleicht in die Buchhaltung zurückbeordert werden.
    »Es geht jedoch letztlich immer um Zahlen«, fuhr der Homunkulus fort. »Die Zahlen enthüllen alles. Profit existiert im ganzen Universum. Wenn wir ihn nicht finden können, haben wir die Zahlen im Stich gelassen, nicht umgekehrt. Deshalb sehe ich keinen Grund dafür, dieses Projekt gerade jetzt aufzugeben.«
    Der Dämon schlug mit den Flügeln und erhob sich in die Luft. Er schnippte mit den Fingern und eine Schriftrolle materialisierte sich und schwebte vor ihm in der Luft. »Ich habe einen Finanzschlachtplan ausgearbeitet, der, das kann ich Ihnen versichern, mit so gründlicher Großartigkeit erklärt ist, dass jeder in der Lage sein sollte, ihm zu folgen.« Er schob die Brille auf seine Nasenspitze und blickte Ned mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Und ich meine: jeder.«
    Die Schriftrolle entrollte sich. Sie schlitterte über die Schreibtischplatte. Als Ned danach griff, schlug das Pergament hart genug nach seinen Fingern, um einen blassrosa Bluterguss zu hinterlassen. Der Finanzplan schüttelte sich, näherte sich Neds Gesicht und knurrte.
    »Vorsicht«, sagte der Homunkulus, »er beißt. Es wäre vielleicht klüger, wenn ich einige der feineren Details erklären würde. Nur um sicherzugehen, dass Sie es auch verstehen.« Er schnippte mit den Fingern und die Schriftrolle fiel, auf obszöne Art zärtlich fauchend, folgsam in seine Hand. »Der Plan ist einfach. Er ist in siebenhundertsiebenundsiebzig Abschnitte unterteilt.« Er räusperte sich. »Welche ich nun im Detail besprechen werde.«
    Ned sackte in seinem Stuhl zusammen. Er fragte sich, wo Ulga mit dem Wein blieb.
    Der Homunkulus sprach stundenlang eintönig vor sich hin. Seine piepsige Stimme kratzte in Neds Ohren und sträubte ihm die Haare. Der dämonische Buchhalter leierte sein verkommenes Klagelied an die Mächte der höllischen Buchhaltungsabteilung und ein böser Zauber legte sich auf Neds Büro. Die Schriftrolle entrollte sich und füllte den Boden Zeile um Zeile mit Kostensenkungen und Ausgabenkürzungen. Die Wände schmolzen. Grausame Teufelchen tollten in den Schatten umher. Das Stundenglas auf dem Tisch lief rückwärts. Und Ned konnte beinahe das entfernte Heulen der Verdammten hören.
    Der Homunkulus wuchs. Der Dämon ernährte sich von Neds Leiden und seine qualvolle Langeweile ernährte den Homunkulus gut. Zum Schluss war er dreißig Zentimeter größer, seine Haut hatte sich zu einem helleren Rot verfärbt und seine winzigen Hörner hatten sich zu eindrucksvollen Ornamenten gekringelt. Ned krümmte sich sabbernd in seinem Stuhl, während Einnahmen und Ausgaben mit winzigen Mistgabeln nach seinem Hirn stocherten.
    »Abschließend«, sagte der Homunkulus, »glaube ich, dass sich dieses Projekt amortisieren kann. Gesetzt den Fall, dass die Oger-Kompanie schließlich auf Vordermann gebracht und

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