Die Kompanie der Oger
nicht!«
Er drückte den Rücken durch und fuhr sich mit einer Hand am Schenkel auf und ab. »Kann ich noch etwas für Sie tun, Sir? Irgendwas?« Er klimperte mit den Wimpern, spitzte seine breiten, dünnen Lippe und machte laute Kussgeräusche. »Nicht sehr subtil. Obwohl manche Typen die direkte Annäherung mögen. Schätze aber, der Kommandeur ist anders.«
Regina schnappte ihn an der Kehle und quetschte, bis sein grünes Gesicht blau wurde. »Amazonen flirten nicht. Wir küssen nicht. Und wir werfen uns sicherlich auch nicht dem ersten gut aussehenden Mann an den Hals, den wir sehen.«
Obwohl kurz vor dem Ersticken, schaffte es Seamus zu keuchen: »Du findest ihn gut aussehend?«
Mit einem unfreundlichen Grunzen schleuderte sie ihn von sich. Seamus verwandelte sich in einen Seidenschal und glitt unbeschadet zu Boden. Er verwandelte sich wieder zurück und folgte ihr, als sie den Flur entlangstolzierte.
»Der Typ sieht aus, als hätte er einen kleinen Umweg durch die Innereien eines Drachen hinter sich«, sagte er.
Sie antwortete nicht.
»Hey, ich bewerte ja nicht. Ab und zu habe ich selbst auch nichts gegen eine kleine Ziege.« In einer violetten Rauchwolke verwandelte er sich in einen Ziegenbock. Er blökte einmal und verwandelte sich zurück in einen Kobold. »Urteile nicht darüber, bevor du es versucht hast. Wie auch immer, hier geht’s nicht um mich. Es geht um dich. Du magst den Typ also wirklich?«
»Nein.«
»Ach, komm schon. Es ist offensichtlich.« Sie stoppte und griff nach ihrem Schwert. »Ich mag keinen Mann.«
»Wem versuchst du, etwas vorzumachen?«, fragte er. »Du glaubst doch nicht tatsächlich an diese ganze Amazonen-Propaganda, oder?«
»Es ist mein Kodex.«
»Irgendein Kodex. Männer schlecht. Frauen gut. Bisschen einfach, findest du nicht?«
»Die Wahrheit ist einfach.«
»Sie haben dir dieses Zeug tatsächlich eingebläut, was? Schätze mal, ich kann dir nicht wirklich vorwerfen, dass du es nicht schaffst, das loszuwerden, obwohl ich es durchaus geschmacklos finde. Immer diese Bigotterie.« Er schüttelte den Kopf. »Nichts macht ein hübsches Mädchen hässlicher.«
Sie zog ihr Schwert.
»Los, mach schon. Töte mich.« Er hob die Hände. »Das würde eine Amazone tun. Oder ein Mann.«
Regina atmete durch knirschende Zähne aus. Widerstrebend steckte sie die Waffe weg. »Merk dir das, Gefreiter.« Sie hob ihn an seinen langen Ohren hoch. »Ich. Mag. Ned. Nicht.«
»Wie du willst.«
Sie schlenderten über den Hof in Richtung Pub.
»Wie pflanzt ihr Amazonen euch eigentlich fort?«, fragte er.
»Das ist eine private Angelegenheit.«
Ihre Stimme klang schneidend. Jeder andere hätte den Mund gehalten. Aber Seamus war ein Kobold und Kobolde gingen munter und zwanglos mit Gefahren um. Sie erwarteten jeden Augenblick zu sterben und sahen keinen Grund, sich darüber aufzuregen.
»Ich habe die Gerüchte gehört, aber ich habe mich das immer gefragt.«
Regina hatte die Gerüchte ebenfalls gehört. Und es gab viele davon. Dutzende über Dutzende. Je nachdem, wen man fragte, hielten sich Amazonen in ihren Schlafzimmern Sexsklaven in Käfigen. Oder sie beherrschten die geheimnisvolle Kunst des Entfernens und Konservierens von wichtigen Teilen der männlichen Anatomie zum späteren Gebrauch. Oder neue Amazonen wuchsen ganz einfach aus der Erde, wo sie gleich neben Maisfeldern gezüchtet wurden. Die Theorien reichten von praktisch bis absurd, wobei es mehr um Kreativität als um Wahrheit ging.
»Überfallt ihr wirklich Dörfer und entführt junge Frauen?«, fragte Seamus.
»Diese Praxis verursachte zu viele politische Spannungen unter unseren Nachbarn und wurde vor langer Zeit aufgegeben. Manchmal machen wir Kriegsgefangene. Oder kaufen Kriminelle und Flüchtlinge. Wenn ein männliches Wesen aus außergewöhnlich gutem Material besteht, sind wir dafür bekannt, dass wir es für unsere Zwecke benutzen.«
»Klingt erotisch.« Seamus grinste anzüglich. »Gibt es eine geheime Verführungszeremonie? Ein prächtiges Fest, bei dem der verurteilte Mann eine Behandlung erfährt, die von tausend sinnlichen Wonnen begleitet wird, bevor man ihn zum Höhepunkt der Lust bringt, bis er, vollkommen zu Tode gesext, mit einem ewigen Lächeln im Gesicht sein Leben aushaucht?«
»Nicht ganz. Obwohl es eine Prozedur gibt.«
Das Wort »Prozedur« nahm Seamus’ Fantasie einen großen Teil des Spaßes, aber er war schon zu weit vorgedrungen, um jetzt noch zurückzukönnen. »Was ist es?«
»Das
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